Arbeitnehmerrechte
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Großinvestor zieht sein Geld bei Wizz Air ab

Jozsef Varadi
Jozsef Varadi, © Flughafen Dortmund

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KOPENHAGEN - Das Wizz Air-Management hält nichts von Personalvertretungen - und wird seine Position auch nicht ändern. Das hat die Airline kritischen Investoren jetzt klipp und klar bestätigt. Ein dänischer Pensionsfonds zieht Konsequenzen - und löst seine Beteiligung an Wizz Air komplett auf.

AkademikerPension kann ein unbequemer Investor sein. Die Dänen lösten 2020 Anleihen- und Aktienbeteilungen in China wegen Bedenken in Menschenrechtsfragen auf. Jetzt steigt AkdamikerPension bei Wizz Air aus - und die Begründung hat es ebenfalls in sich.

"Das Verhalten der (Wizz Air) Geschäftsleitung ist mit Menschen- und Arbeitnehmerrechten, wie sie unter anderem die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte festlegen, nicht vereinbar", sagte der Chef der Pensionskasse, Jens Munch Holst.

AkademikerPension hatte Wizz Air Ende 2021 mit 13 weiteren Großanlegern zur Anerkennung von Personalvertretungen aufgefordert. Wizz Air war das Ansinnen ziemlich lästig.

"Erst als Investoren ihre Kritik in der Presse äußerten, erklärte sich das Wizz-Air-Management zur Teilnahme an einem Treffen im Januar bereit, legte seine Haltung dar und teilte uns mit, dass sie nicht beabsichtigen, ihre Positionen zu ändern", heißt es jetzt in einer Mitteilung des Fonds, die aero.de vorliegt.

AkademikerPension zieht drei Millionen Euro bei Wizz Air ab. "Nach Gesprächen mit der Geschäftsführung sind wir keineswegs sicher, dass (Wizz Air) die von uns geforderten Veränderungen in Bezug auf Menschen- und Arbeitsrechte auf den Weg bringen wird", sagte Holst. "Daher sehen wir keinen anderen Ausweg als den Ausstieg."

Wizz-Air-Chef József Váradi hält mit seiner Meinung zu Gewerkschaften nicht hinterm Berg. "Gewerkschaften zerstören das Geschäft", hatte der Manager im Juni 2020 in einen Interview mit "aeroTelegraph" bekannt. "Wenn Gewerkschaften versuchen, uns zu erwischen, dann schließen wir einfach die Basis und ziehen weiter."

Dem Rückzug von Wizz Air aus dem norwegischen Inlandsmarkt gingen 2021 Spannungen mit Gewerkschaften und der norwegischen Regierung voraus.

Brisanter Whistleblower-Bericht

AkademikerPension sieht zudem ein Sicherheitsproblem und verweist auf einen Whistleblower-Bericht: Wizz Air hatte bei Entlassungswellen in der Frühphase der Pandemie nach Ansicht von Pilotengewerkschaften teils grob willkürliche Maßstäbe angelegt - darunter hat laut Insidern die Sicherheitskultur gelitten.
© aero.de | Abb.: Flughafen Dortmund | 07.02.2022 08:05

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Beitrag vom 07.02.2022 - 16:48 Uhr
Oha, gleich 3 Millionen (!!) Puh
Beitrag vom 07.02.2022 - 13:31 Uhr
Typisch für dieses Land und dieses Unternehmen. Genauso ein Sch…laden wie FR. Die EU ist dort immer nur so lange gut wie man Milliarden an Subventionen abzocken kann ohne sich wie im Falle von WIZZ auch nur an einen Hauch von Sozialstandards zu halten. MoL und Varadi haben diese Mafiamethoden perfektioniert.
Beitrag vom 07.02.2022 - 12:15 Uhr
Solange suggeriert wird, dass mehr als eine Urlaubsreise mit dem Flugzeug innerhalb Europas oder auch pro x Jahren auf Fernstrecke "normal" sind. wird sich an dem Interesse des Konsumenten nichts ändern. Ulrich Wickert hat mal ein Buch geschrieben (ob das nun gut ist oder nicht, will ich gar nicht diskutieren). Titel des Buches "Der Ehrliche ist der Dumme". Wenn sich ein Arbeitgeber an die Vorgaben hält, wird er wegen zu hoher Kosten abgestraft, weil es keine wirksame Kontroll-Instanz gibt, die ihn vor Billiganbietern schützt, die sich nicht daran halten. Aber sind wir nicht alle so? Sonst gäbe es ja keine Schwarzfahrer und Falschparker. Da werden doch auch nur Risiko-Abwägungen getroffen, anstatt sich einfach an ein Gesetzt oder eine Norm zu halten, mit der alle (besser) leben.


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