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Piloten gingen sich im Flug an die Uniformkragen

Air France Airbus A320
Air France Airbus A320, © Air France

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PARIS - Air France hat zwei Piloten nach Handgreiflichkeiten im Cockpit beurlaubt. Ein Extremfall - der nach Einschätzung der französischen Flugsicherheitsbehörde BEA aber ein grundsätzliches Crewproblem von Air France unterstreicht. Die Airline ist darüber ziemlich empört. Was ist passiert?

Handgemenge im Cockpit: auf einem Flug von Genf nach Paris ist ein Konflikt zwischen zwei Piloten von Air France im Juni komplett aus dem Ruder gelaufen. Nach Informationen der Zeitung "La Tribune" gingen sich Kapitän und Erster Offizier kurz nach dem Start an die Uniformkragen.

Für den Rest der Strecke passte ein Mitglied der Kabinenbesatzung im Cockpit auf die Streithähne auf. Air France hat beide Piloten nach dem Zwischenfall vom Dienst suspendiert, der Fall wird intern untersucht. Der eine Pilot stellt den Sachverhalt als großes Missverständis, der andere als tätlichen Übergriff im Flug dar.

Die Sache kam in den Wirbelschleppen eines unmissverständlichen Rüffels der BEA ans Licht. Frankreichs Flugsicherheitsbehörde hat bei Untersuchungen zu Air France wiederholt kleinere und größere Verstöße von Piloten gegen Verfahrensvorschriften festgestellt.

"In Anbetracht Tausender Flüge von Air France pro Tag ist die Fallzahl sehr gering und betrifft nur wenige Besatzungen", holte das BEA im vergangene Woche vorgelegten Abschlussbericht zu Flug AF735V aus. "Dennoch stellte das BEA bei einer Reihe jüngster Untersuchungen fest, dass die beteiligten Crews - absichtlich oder unbewusst - Verfahren nicht befolgt haben."

Im konkreten Fall von Flug AF735V war die Crew am 31. Dezember 2020 auf dem Weg von Brazzaville (Kongo) nach Paris mit einem Leck im Treibstoffsystem ihres Airbus A330 konfrontiert. Nach der Notlandung im Tschad fehlten rund 5,7 Tonnen Kerosin in den Tanks.

"Die Besatzung startete zwar das Fuel-Leak-Verfahren, brach es aber an der Stelle ab, an der das Triebwerk auf der Seite des vermuteten Lecks - in diesem Fall die linke Seite - abgeschaltet werden sollte, da sie das Triebwerk weiter nutzen wollte", heißt es in dem BEA-Bericht.

BEA erinnert Air France an Verfahrensvorschriften

Das Dokument listet noch drei weitere Zwischenfälle zwischen 2017 und 2022 auf, bei denen Piloten die Regeln dehnten. "Die BEA vertritt daher die Ansicht, dass Air France die Einhaltung von Verfahrensvorschriften wieder in den in den Mittelpunkt der Sicherheitskultur des Unternehmens stellen sollte", wird die Behörde deutlich.

Air France will die Kritik so nicht stehen lassen. Die Airline spricht von Einzelfällen, die aufgearbeitet würden. Zudem würden Leitlinien und Verfahren stetig geprüft und bei Bedarf weiterentwickelt. Gegenüber aero.de weist Air France zudem auf eine anstehende, unternehmensweite Befragung ihrer Pilotinnen und Piloten hin.
© aero.de | Abb.: Air France | 29.08.2022 11:03

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Beitrag vom 29.08.2022 - 20:45 Uhr
"Die BEA vertritt daher die Ansicht, dass Air France die Einhaltung von Verfahrensvorschriften wieder in den in den Mittelpunkt der Sicherheitskultur des Unternehmens stellen sollte"

"Ansicht", ja sowas und dann noch "Sicherheitskultur", entspannter kann Fliegen nicht sein. Vive la Culture Francaise.


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