"Dubiose Formen"
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Cockpit sagt Wet-Leasing-Firmen den Kampf an

Airbus A321neo
Airbus A321neo, © Airbus

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FRANKFURT - Wet-Leasing federt Kapazitätsprobleme der Anbieter und Nutzer ab. In dem Sektor tummeln sich allerdings auch schwarze Schafe. Gegen die will die Vereinigung Cockpit vorgehen. Die Pilotengewerkschaft hat dafür ein Jahr lang Daten über Beschäftigungsmodelle und Flugpläne analysiert.

Die Vereinigung Cockpit kritisiert eine "immer extensivere Nutzung von Wet-Leasing", also das Anmieten von Flugzeugen inklusive Crews, im deutschen und europäischen Luftverkehrsmarkt.

Gegen das Modell an sich ist wenig einzuwenden - der Lufthansa-Konzern spannt etwa Airbus A350-900 mit gut tarifierten Crews von Finnair bei Eurowings Discover im Wet-Lease ein. Einige Firmen betreiben Wet-Lease aber als Geschäftsmodell - hier sind die Beschäftigungsbedingungen oft wenig transparent.

"In der Vergangenheit wurde diese Möglichkeit zwischen Luftverkehrsunternehmen genutzt, um temporäre Überkapazitäten und zeitweisen Mehrbedarf auszugleichen",  teilte die Pilotengewerkschaft mit. "Neuerdings operieren immer mehr auf dieses Geschäftsmodell spezialisierte Unternehmen mit teils undurchsichtigen Beschäftigungspraktiken auf dem Markt."

In der Regel wird die Nutzung von zusätzlichem Personal und Flugzeugen mittels Tarifverträgen zwischen Airlines und Gewerkschaften begleitet, um Sozialdumping oder das Ausnutzen der Möglichkeiten zum Wet-Leasing nach Artikel 13 der Verordnung (EU) 1008/2008 zu verhindern.

Der Berufsverband der Pilotinnen und Piloten beobachtet aber "seit geraumer Zeit die zunehmende Ausweitung von Wet-Leasing als dauerhaftes Mittel zur Kostensenkung".

"Scheinselbständigkeit und illegale Arbeitnehmerüberlassung"

"Das derzeit immer stärkere Aufkommen von Wet-Leasing ist nichts anderes als die nächste Form von Sozialdumping", sagte Cockpit-Präsident Stefan Herth.

Einige Wet-Lease Anbieter würden Pilotinnen und Piloten in die Scheinselbstständigkeit drängen. "Damit muss Schluss sein", heißt es von Cockpit. "Wir werden von nun an alles daran setzen, diese dubiosen Formen des Wet-Leasings trockenzulegen!"

Cockpit hat im vergangenen Jahr umfangreiche Daten über Beschäftigungsmodelle und Flugbewegungen gesammelt sowie ausgewertet und ist nach eigenen Angaben nun in der Lage, diese an die zuständigen Behörden zu übergeben.

"Wie schon bei dem Kampf gegen die insbesondere über Irland praktizierte direkte Scheinselbstständigkeit im Luftverkehr sind nun die Behörden gefragt, mit breiten Kontrollen Scheinselbstständigkeit und illegale Arbeitnehmerüberlassung bei Subunternehmen und Wet-Leasing Anbietern zu kontrollieren und diesen fragwürdigen Machenschaften ein Ende zu setzen", sagte Herth.
© dpa-AFX | Abb.: Airbus | 20.09.2022 07:50

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Beitrag vom 21.09.2022 - 14:07 Uhr
Das ist schon komisch. Wenn die KTV-Piloten der LH ihre Arbeitsbedingungen verändern wollen, bricht hier in kürzester Zeit ein Sturm los. Wenn aber die halbseidenen Arbeitsbedingungen obskurer Konstruktionen durchleuchtet werden sollen, herrscht tiefe Stille.
Ich erinnere daran, dass es in D schon (in Koblenz?) Strafverfahren gegen Berufsanfänger gegeben hat, die als Selbständige für einen bekannten Low-Coster gearbeitet haben, und denen man von Steuerhinterziehung bis zur Nichtzahlung fälliger Sozialabgaben alles mögliche vorgeworfen hat. Uninteressant???

Denen war wohl nicht klar, dass sie an sich Selbstständige waren und nur Angestellter ihrer eigenen Firmen waren. Spätestens zum Jahreswechsel hätte ihnen auffallen müssen, dass sie keine Unterlagen über abgeführter Steuern und Sozialabgaben hatten.
Wie dieses Missverständnis entstanden ist, weiss ich nicht. Wie weit diese Unwissenheit ausgenutzt wurde, kann ich nicht beurteilen.
Ob man also dem Low-Coster einen Vorwurf machen kann, kann ich nicht beurteilen.



Dieser Beitrag wurde am 21.09.2022 14:08 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 21.09.2022 - 08:55 Uhr
Das ist schon komisch. Wenn die KTV-Piloten der LH ihre Arbeitsbedingungen verändern wollen, bricht hier in kürzester Zeit ein Sturm los. Wenn aber die halbseidenen Arbeitsbedingungen obskurer Konstruktionen durchleuchtet werden sollen, herrscht tiefe Stille.
Stimmt. Aber vielleicht muss es ja erst mal sacken, dass eine GW anderen den Job killen will. Kommt ja nicht so oft vor.

Wo lesen Sie das denn, daß die Gewerkschaft "anderen den Job killen will"?
Worum es den GW geht steht da eindeutig, sie wollen die Nutzung von Wetleases grundsätzlich eindämmen. Nach dem kräftigen Schluck aus der Gehaltspulle wird der Druck zur Kostensenkung zunehmen. Man hat es nicht geschafft, die Wetleases über Tarifverträge ausreichend zu begrenzen und es steht nichts davon über eine Tarifierumngskampagne die Kostenschere wieder zu schließen. Jetzt versucht man den Westleases das Leben schwer zu machen und das wird Arbeitsplätze kosten. Ok, ich formuliere um, man nimmt die Jobverluste billigend in Kauf.
Jobs rechtfertigen nicht illegale Praktiken und was genau sich als illegal herausstellen wird, muss man sehen. Bisher waren die Modelle sehr resilient.
Ich lese in dem Artikel lediglich, daß die GW gegen illegale Methoden (Scheinselbstständigkeit) und Lohndumping vorgehen will.
Wenn Sie es schon so genau nehmen, wo lesen Sie denn "Lohndumping"?

"Ok, ich formuliere (auch) um", statt Lohndumping Sozialdumping:

"Das derzeit immer stärkere Aufkommen von Wet-Leasing ist nichts anderes als die nächste Form von Sozialdumping", sagte Cockpit-Präsident Stefan Herth.
Beitrag vom 21.09.2022 - 08:39 Uhr
Das ist schon komisch. Wenn die KTV-Piloten der LH ihre Arbeitsbedingungen verändern wollen, bricht hier in kürzester Zeit ein Sturm los. Wenn aber die halbseidenen Arbeitsbedingungen obskurer Konstruktionen durchleuchtet werden sollen, herrscht tiefe Stille.
Stimmt. Aber vielleicht muss es ja erst mal sacken, dass eine GW anderen den Job killen will. Kommt ja nicht so oft vor.

Wo lesen Sie das denn, daß die Gewerkschaft "anderen den Job killen will"?
Worum es den GW geht steht da eindeutig, sie wollen die Nutzung von Wetleases grundsätzlich eindämmen. Nach dem kräftigen Schluck aus der Gehaltspulle wird der Druck zur Kostensenkung zunehmen. Man hat es nicht geschafft, die Wetleases über Tarifverträge ausreichend zu begrenzen und es steht nichts davon über eine Tarifierumngskampagne die Kostenschere wieder zu schließen. Jetzt versucht man den Westleases das Leben schwer zu machen und das wird Arbeitsplätze kosten. Ok, ich formuliere um, man nimmt die Jobverluste billigend in Kauf.
Jobs rechtfertigen nicht illegale Praktiken und was genau sich als illegal herausstellen wird, muss man sehen. Bisher waren die Modelle sehr resilient.
Ich lese in dem Artikel lediglich, daß die GW gegen illegale Methoden (Scheinselbstständigkeit) und Lohndumping vorgehen will.
Wenn Sie es schon so genau nehmen, wo lesen Sie denn "Lohndumping"?


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