Tödlicher Geisterflug
Älter als 7 Tage

Abgestürzte Citation hatte Probleme mit Kabinendruck

Wrackteile auf dem Meeresboden
Wrackteile auf dem Meeresboden, © BFU

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BRAUNSCHWEIG - Vier Stunden fliegt die private Cessna 551 führerlos quer über Europa. Der Geisterflug endet in der Katastrophe. Drei Monate später liegen Hinweise auf die mögliche Absturzursache vor. Der Pilot kann noch Probleme mit dem Kabinendruck melden. Danach reißt der Kontakt ab.

Jerez, 4. September 2022: Kurz vor 15:00 Uhr Ortszeit verlässt die OE-FGR Andalusien. Ziel der privaten Citation II ist der Flughafen Köln-Bonn, neben dem 72 Jahre alten Piloten fliegen noch drei Passagiere mit.

45 Minuten später meldet sich der Pilot aus Reiseflughöhe bei der Flugsicherung: "Es gibt ein Problem mit der Klimaanlage, wir müssen sofort runter. (...) Probleme mit der Klimaanlage, dem Kabinendruck - wir müssen ganz rapido sinken!"

Laut dem aktuellen Zwischenbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung zu dem Unfall, über dessen Veröffentlichung zunächst "aeroTelegraph" berichtete, wird der kurze Funkspruch von der Flugsicherung zusammen mit "deutlichen Hintergrundgeräuschen" empfangen - mutmaßlich akustische Warnungen.

Danach bricht die Kommunikation ab - per Autopilot fliegt die Cessna 551 den einprogrammierten Kurs nach Köln-Bonn ab. Entlang der Strecke steigen Kampfjets auf: eine französische, zwei deutsche und eine Alarmrotte der NATO begleiten den Jet.

Ab Köln-Bonn fliegt die Citation immer weiter geradeaus - bis der Sprit ausgeht: 20 Meilen nordwestlichen der lettischen Küste trudelt die Cessna und stürzt nach vier Stunden Geisterflug in die Ostsee. Die NATO-Piloten sind zum tatenlosen Zusehen verdammt.

Wrack in 62 Meter Meerestiefe

Der BFU-Bericht benennt keine Unfallursache, setzt sich aber intensiv mit dem Kabinendrucksystem und Notverfahren der Cessna auseinander. Bei einem Druckabfall sieht die Checkliste das sofortige Aufziehen der Sauerstoffmaske, die Erklärung einer Luftnotlage und die Einleitung eines Notabstiegs vor. In genau dieser Reihenfolge.

Keiner der Insassen hat den Flug überlebt. Wrackteile der Cessna liegen in rund 62 Meter Tiefe in einem 100 mal 150 Meter großen Feld auf dem Meeresboden vor Lettland.
© aero.de | Abb.: BFU | 01.12.2022 14:28

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Beitrag vom 03.12.2022 - 12:55 Uhr
Quick donning aufsetzen und das wars, so einfach ist es ja auch nicht, es sind auch einige Schalter zu positionieren
 https://www.smartcockpit.com/docs/Cessna_Citation_XLS-Oxygen.pdf

Wenn die schnelle Leckage dann vielleicht noch mit Nebelbildung einhergeht ist die Zeit des Überlebens, besonders klarer Entscheidungen, schnell vorbei, im single pilot mode besonders.
Beitrag vom 02.12.2022 - 03:35 Uhr
Es klingt ziehmlich danach als hätte der Pilot nicht ansatzweise so gehandelt wie es checklisten und vorschriften vorsehen.

Sauerstoffmaske nicht angelegt, nicht auf ca. 3000m Höhe gesunken, keine klare Kommunikation, nicht
aviate, navigate communicate eingehalten.

Es sollte wegen Druckabfalls in der Kabiene heute einfach nicht zu einem Totalverlust kommen.
Beitrag vom 01.12.2022 - 17:21 Uhr
Leider steht im Artikel nicht drin, dass die Piloten der Abfangjäger den Piloten bewusstlos im Sitz gesehen haben und dass er die Sauerstoffmaske nicht angelegt hatte.


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