Streiks an Flughäfen
Älter als 7 Tage

"Es fängt an, ein echter Standortnachteil zu werden"

Carsten Spohr
Carsten Spohr, © Lufthansa

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FRANKFURT - Lufthansa spürt nach der Krise wieder Rückenwind. Konzernschef Carsten Spohr rechnet 2023 auch bei Lufthansa Mainline und Eurowings mit Gewinnen. Knarzende Drehkreuze und Streiks an Flughäfen bremsen Lufthansa im Hochlauf aus - viel ausrichten kann die Airline dagegen nicht.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr will den Passagieren gar nicht allzu große Hoffnungen auf einen reibungslosen Sommer machen. "Den echten Flaschenhals werden wir bei den Flughäfen haben", sagt der Lufthansa-Chef am Freitag bei der Vorstellung der Unternehmensbilanz 2022 in Frankfurt.

Seinem Unternehmen geht es nach überstandener Corona-Krise und zurückerstatteten Staatshilfen immer besser, die Aussichten sind angesichts knapper Flugzeuge und starker Nachfrage eigentlich blendend. Doch im Kernmarkt Deutschland, der noch für ein rundes Drittel des Konzernumsatzes steht, hakt es wegen fehlendem Personal und dem vom Militär beanspruchten knappen Luftraum.

Lufthansa hat ihren Sommerflugplan bereits zusammengestrichen und werde dies auch noch einmal tun, wenn die Systempartner absehbare Probleme meldeten, sagte Spohr. Auch wenn die Konzerndrehkreuze außerhalb Deutschlands wieder voll leistungsfähig seien, plant der Konzern nur 85 bis 90 Prozent seiner Kapazität von 2019.

Lufthansa bleibt damit hinter Konkurrenten wie Air France-KLM und der British-Airways-Mutter IAG zurück, setzt nach Spohrs Worten damit aber vor allem auf einen stabilen Betrieb. Das Vorkrisen-Niveau werde voraussichtlich frühestens Ende nächsten Jahres erreicht.

Schon zur Osterreisewelle hängt für Lufthansa vieles an den Flughäfen in München und Frankfurt. Die Betreiber haben weiterhin Schwierigkeiten, ausreichend Personal für die schwere Arbeit in den Terminals zu finden. Vielleicht solle man auf Anforderungen zu Deutschkenntnissen verzichten, schlägt Spohr vor. Schließlich komme man im Luftverkehr mit Englisch klar.

Der MDax-Konzern selbst hat ebenfalls noch nicht genug Menschen an Bord, will aber jeden Monat rund 1.000 Leute einstellen, um am Jahresende mit einem Netto-Zuwachs von rund 6.000 auf 115.000 Beschäftigte zu kommen.

Die Gewerkschaft Verdi mahnt, dass sich viele erfahrene Kräfte mit Kündigung und Ruhestand beschäftigten, während die neuen noch nicht ausreichend ausgebildet seien. Zur Befriedung schlägt Verdi-Konzernbetreuer Marvin Reschinsky vor, an jede und jeden 3.000 Euro Inflationsausgleichsprämie zu zahlen, um ein weiteres Krisenjahr abzuwenden.

Spohr lehnt die Sonderzahlung ab. Stattdessen zahle Lufthansa Gehaltssteigerungen oberhalb der Inflation, schließlich wolle man die besten Leute der Branche. "Schöne Flugzeuge und Sitze haben vielleicht auch andere, Lufthanseaten haben nur wir."

Der Vorstandschef kritisiert die fortwährenden Streiks auch außerhalb seines Unternehmens. "Es fängt an, ein echter Standortnachteil zu werden." Lufthansa sei stärker von Arbeitskämpfen getroffen als jede andere Airline, ohne in Deutschland durch einschlägige Regelungen geschützt zu sein.

Spohr wünscht sich längere Ankündigungsfristen vor Streiks, ebenso Notdienstvereinbarungen und eine zwingende Schlichtung. Er sei aber skeptisch, ob das in Deutschland schnell umsetzbar sei, sagt der gerade bis 2028 bestellte Lufthansa-Chef.

Nach zwei herben Verlustjahren in der Corona-Krise ist die Lufthansa 2022 in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Vor allem die Rekordergebnisse bei Fracht und Wartung bescherten dem Konzern im Tagesgeschäft einen Gewinn (bereinigtes Ebit) von gut 1,5 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatte er mit 1,7 Milliarden in den roten Zahlen gesteckt - die Abfindungen für den Abbau vieler Tausend Stellen noch nicht mitgerechnet.

Insgesamt beförderten die Konzern-Gesellschaften Lufthansa, Eurowings, Swiss, Austrian und Brussels im vergangenen Jahr rund 102 Millionen Fluggäste und damit mehr als doppelt so viele wie 2021. Der Konzernumsatz verdoppelte sich nahezu auf 32,8 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 791 Millionen Euro nach 2,2 Milliarden Verlust im Jahr zuvor.

Allerdings gelang im Passagiergeschäft nur den Töchtern Swiss und Austrian im Gesamtjahr die Rückkehr in die Gewinnzone. Mit den Problemen an den deutschen Drehkreuzen landete die Kern-Airline Lufthansa bei einem operativen Verlust von 466 Millionen Euro. Spohr erwartet nun, dass 2023 auch Lufthansa und der Billigflieger Eurowings die Gewinnschwelle knacken.

Passagiergeschäft erklimmt Gewinnzone

Konzernweit soll der operative Gewinn den von 2022 deutlich übertreffen. Dies bedeute mehr als die gut 1,6 Milliarden Euro, die Analysten bislang erwarten, verriet Finanzvorstand Remco Steenbergen augenzwinkernd. Schon 2022 hatte der Konzern seine anfänglichen Erwartungen letztlich deutlich übertroffen.

Im neuen Jahr muss der "Hebel" laut Spohr aus dem Passagiergeschäft kommen. Aus Sicht der Lufthansa scheinen die Voraussetzungen dafür zu stimmen. Die Buchungslage für Ostern und die darauffolgenden Monate sei stark. Lufthansa Passage und Eurowings sollen Swiss und Austrian 2023 in die Gewinnzone folgen.

Und im ersten Quartal dürften die Ticketpreise ähnlich wie seit vergangenem Sommer etwa 20 Prozent über dem Vergleichswert aus dem Vorkrisenjahr 2019 liegen. Im Frühsommer werde dieser Wert noch steigen.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an: Die Aktie der Lufthansa legte am Freitag um mehr sechs Prozent zu, ihr Börsenwert erreichte rund 12,5 Milliarden Euro. Nur im Jahr 2017 sei die Marktkapitalisierung höher gewesen, sagte Spohr. Trotz des Jahresgewinns sollen die Aktionäre keine Dividende erhalten. Eine Ausschüttung solle es erst für 2023 geben, sagte der Finanzchef.
© dpa | Abb.: Fraport | 03.03.2023 14:52

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Beitrag vom 06.03.2023 - 19:51 Uhr
Entgegen Ihrer Wahnvorstellungen arbeite ich eben nicht bei Condor.

Ach, es gibt schließlich auch bei Condor noch KTV-Piloten :)

Daher habe ich auch ganz andere Zugänge als Sie wahrhaben wollen :)

Wahrscheinlicher ist, dass das alles aus Ihrer Phantasie entspringt ...

Dieser Beitrag wurde am 06.03.2023 19:52 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 06.03.2023 - 19:26 Uhr
Aber das ist doch jetzt ein Witz, oder?

Keineswegs.

"Es gibt im Markt zu viel Kapazität", begründete Spohr gegenüber "Bloomberg" die Abkehr vom bisherigen Ausbauplan 2016.

... ist die Begründung von Lufthansa!

Die ja offensichtlich falsch war.

... Aha ... im Konzern vermutet man ....

Das wurde ja auch bewiesen.

... Aha ... sagte ein Lufthansa -Insider.

Der weiß mehr als Sie.

Das sind also die Quellen, auf die Sie sich berufen.

Wenn aber im Manager Magazin (24.1.23, "Die Zank-Airline") folgendes zu lesen ist ...

"Welch absurde Ausmaße der Clinch angenommen hat, zeigt drastisch ein aktuelles Beispiel: Die Lufthansa-Airline muss Flüge streichen, weil Piloten fehlen. Dabei sitzen 150 Kapitäne bei der zu Pandemiebeginn geschlossenen Germanwings beschäftigungslos zu Hause. Die Personalvertretung will jedoch nicht, dass sie bei der Kranich-Linie einscheren. Denn dann würden sie die Co-Piloten der Lufthansa, die auch Kapitäne werden wollen, in der Karriere regelwidrig überholen. Die Geschäftsführung hat angeboten, zum Ausgleich auch den überflügelten Co-Piloten ein Kapitänsgehalt zu zahlen.
Die Personalvertretung legte sich trotzdem quer. Mit dem Resultat, dass jetzt die Tochter Eurowings die Lücken im Flugplan stopft, die Germanwings-Kapitäne weiter zu Hause sitzen und die Co-Piloten der Lufthansa weder beim Rang noch bei der Bezahlung vorangekommen sind."

... dann sind das natürlich völlig absurde Verschwörungstheorien.

Woher nimmt denn das Manager Magazin diese Informationen? Doch nicht etwa "Insider"??

Aber die müssten ja laut Manager Magazin nicht arbeitslos sein (siehe oben)!

Nö, wenn man die GWI nicht geschlossen hätte, nicht. :)

Woher wollen Sie denn diese angeblichen Internas kennen?

Entgegen Ihrer Wahnvorstellungen arbeite ich eben nicht bei Condor. Daher habe ich auch ganz andere Zugänge als Sie wahrhaben wollen :)
Beitrag vom 06.03.2023 - 12:09 Uhr
Schon witzig, das Sie hier fast nur noch mit sich selber diskutieren 🤣😂😅.

Nö, Sie machen doch fleißig mit :)
Und unterhaltsam ist es doch allemal. Zumindest für mich. @Contrail fand es ja auch interessant! Und knapp 2.300 Aufrufe weisen ja auch nicht auf Desinteresse hin :)
Einspruch! Interessant ist was anderes 😊 eher amüsiert und beruhigt. Dachte schon das läge an mir, dem ist offensichtlich nicht so.


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