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United bricht 787-Flug wegen Streit um Jumpseat ab

United Boeing 787 Dreamliner
United Boeing 787 Dreamliner, © Ingo Lang

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NEW YORK - Kehrtwende über dem Atlantik - United Airlines hat einen Flug nach Tel Aviv wegen eines verbal ausgetragenen Konflikts zwischen Kabinenbesatzung und einem Passagier abgebrochen. Der Anlass: banal. Die Reaktion: angemessen? Fest steht: Kabinenclinch bereitet Airlines zunehmend Probleme.

Newark, 22. April 2022: United Airlines Flug 90 verlässt das Drehkreuz nach Tel Aviv, die 318 Sitze der Boeing 787-10 sind fast voll gebucht.

Der Dreamliner hat bereits ein Viertel des Zehnstundenflugs geschafft als es im hinteren Teil der Kabine laut wird: Vor einer Toilette hat sich ein kleiner Stau gebildet, ein Passagier klappt für die Wartezeit einen Jumpseat runter - und nimmt Platz.

Nach Berichten von Mitreisenden folgt ein verbaler Schlagabtausch mit der Crew. Flugbegleiter fordern den Mann auf, den der Besatzung vorbehaltenen Klappsitz zu räumen. Der denkt erstmal nicht dran. Schnell schaukelt sich die Situation hoch. Alkohol soll nicht im Spiel gewesen sein, auch bleibt es bei Worten.

Dem Passagier wird schließlich klargemacht, dass der Dreamliner im Zweifel umkehrt. Keine leere Drohnung: Tatsächlich bricht die Besatzung den Flug nach Israel mit rund 300 Passagieren ab - und kehrt über dem Atlantik nach Newark um.

Zurück am Boden verlässt der beteiligte Passagier die Kabine als erster, die Polizei wird augenscheinlich nicht hinzugezogen. Der Mann erklärt genervten Mitreisenden im Terminal später noch seine Sicht der Dinge.

Corona-Knick der guten Bordsitten

Renitente Passagiere bereiten Airlines und Besatzungen enorme Probleme - in der Coronazeit sind die Fallzahlen explodiert. Ausgangspunkt war oft die Maskenpflicht. Airlines reichten 2021 allein bei der US-Luftfahrtaufsicht FAA 5.981 "Unruly Passenger"-Fallberichte ein, davon 4.290 in Zusammenhang mit der Maske.

An 1.113 Fälle schlossen Nachermittlungen an, bei 250 Situationen seit 2021 wog das Fehlverhalten der Passagiere so schwer, dass die FAA die Akte später an die US-Bundespolizei FBI abgab.

Die US-Luftfahrtaufsicht selbst kann seit 2022 empfindlichere Geldstrafen gegen Passagiere aussprechen - maximal 37.000 statt zuvor 25.000 US-Dollar. Auch Flugverbote sind als Sanktion möglich.

Airlines greifen zu Null-Toleranz-Politik

Das Ende der Maskenpflicht hat den allgemeinen Verrohungstrend kaum entschärft, unschöner Tiefpunkt: ein aktueller Pinkel-Vorfall bei Air India.

Viele Fluggesellschaften haben ihre Protokolle für den Umgang mit Bordrüpeln inzwischen verschärft - und fahren eine Null-Toleranz-Linie. Im Fall von UA90 wird gerade allerdings debattiert, ob der Abbruch eines Transatlantikflugs mit rund 300 Passagieren der Situation angemessen war - oder der Trotzreaktion anders hätte begegnet werden können.
© aero.de | Abb.: United Airlines | 27.04.2023 06:45

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Beitrag vom 29.04.2023 - 20:31 Uhr
Die Crew war wohl überfordert diese Lapalie "menschlich" abzuarbeiten, scheinbar wurden die Paxe auch nicht über den U-Turn informiert.

Der unruly passenger hat auf dem Video weder Schaum vor dem Mund noch wirkt er maßlos aufgeregt.

 https://www.dailymail.co.uk/news/article-12011511/United-Airlines-flight-Israel-turns-three-hours-flight.html
Das Video zeigt aber auch nicht den Vorfall, sondern wie er als Erster zum Aussteigen geführt wird und danach. Das heißt, er hatte ca. 3 Stunden zeit sich eventuell abzuregen und darüber nachzudenken.
The witness also said passengers were not notified of the change of course and were surprised to see the plane had altered its heading.

'No one bothered to inform us,' she said. 'We just noticed it on the map showing our flight path and when we landed, we saw the police waiting for the plane.
Auch das ist nur bedingt aussagekräftig. Wenn von 300 Befragten Einer eine meldenswerte Aussage trifft, dann schafft das Aufmerksamkeit.

Niemand in diesem Forum weiß genaues. Aber es liegt für mich (Achtung, persönliche Meinung) näher, dass sich mehrere Crew-Mitglieder und wahrscheinlich auch die Ops über das Vorgehen abgesprochen haben, bevor der Kapitän die Entscheidung getroffen hat.
Beitrag vom 29.04.2023 - 19:27 Uhr
Die Crew war wohl überfordert diese Lappalie "menschlich" abzuarbeiten

Man hat es doch "abgearbeitet", und zwar nach den Vorgaben der FAA: "Zero Tolerance".
Ich sehe da keine Überforderung der Crew, sondern eine konsequente Umsetzung der Vorgaben der amerikanischen Luftfahrtbehörde.

Nach allem was bekannt ist, wurde der Passagier laut, weigerte sich wiederholt den Jumpseat zu verlassen und verspottete die Crew. Leute, die so ein Benehmen von Passagieren an Bord auch noch verteidigen, sind wohl selbst Kandidaten für so ein Verhalten.
Beitrag vom 29.04.2023 - 18:27 Uhr
Die Crew war wohl überfordert diese Lapalie "menschlich" abzuarbeiten, scheinbar wurden die Paxe auch nicht über den U-Turn informiert.

Der unruly passenger hat auf dem Video weder Schaum vor dem Mund noch wirkt er maßlos aufgeregt.

 https://www.dailymail.co.uk/news/article-12011511/United-Airlines-flight-Israel-turns-three-hours-flight.html

The witness also said passengers were not notified of the change of course and were surprised to see the plane had altered its heading.

'No one bothered to inform us,' she said. 'We just noticed it on the map showing our flight path and when we landed, we saw the police waiting for the plane.


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