Airbus A320neo
Älter als 7 Tage  

Was es mit dem neuen GTF-Problem auf sich hat

Pratt & Whitney PW1100G
Pratt & Whitney PW1100G, © Airbus

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MÜNCHEN - Hunderte PW1100G-JM Getriebefan-Triebwerken müssen ab Mitte September zur vorzeitigen Inspektion. Turbinenscheiben könnten wegen Einschlüssen im Material mit der Zeit Risse entwickeln. Das ist aktuell über das neue Triebwerksproblem am Airbus-Bestseller A320neo bekannt.

Ein im Produktionsprozess bei Pratt & Whitney verwendetes Metallpulver namens ME16 sorgt für weltweite Probleme: Die daraus gefertigten Scheiben der Hochdruckturbine des PW1100G-JM weisen teilweise Einschlüsse auf.

Der Triebwerkshersteller geht davon aus, dass ein "erheblicher Teil der PW1100G-JM-Triebwerksflotte, die die A320neo antreibt, innerhalb der nächsten neun bis zwölf Monate beschleunigte Entfernungen [vom Flügel; d. Red.] und Inspektionen erfordern wird." Das teilte die Muttergesellschaft RTX am Dienstag mit.

Ab Mitte September sollen 200 Triebwerke in die vorzeitige Inspektion. Der Konsortiumspartner MTU Aero Engines detaillierte bei seiner Pressekonferenz zu den eigentlich guten Halbjahreszahlen am Mittwoch, dass 2024 mit großer Wahrscheinlichkeit bis zu 1.000 weitere Triebwerke das Inspektionsprogramm durchlaufen werden.

"Gemeinsam mit unseren Partnern setzen wir alles daran, die Situation effizient zu managen und die Auswirkungen auf unsere Kunden so weit wie möglich zu begrenzen. Mir ist wichtig, zu erwähnen, dass es sich nicht um ein Triebwerks-Design-Problem handelt. Die Produktion von neuen Triebwerken und Ersatzteilen ist davon nicht betroffen", sagte der MTU-CEO Lars Wagner.

"Kein Sicherheitsproblem"

Man wisse erst seit ein paar Tagen von dem Problem, so Wagner. Vieles sei noch unklar, zum Beispiel, wie viele Flugzeuge gegroundet werden müssen oder wie lange jede einzelne Inspektion dauern wird. Auch die Auswirkungen auf die ohnehin angespannte Überholungssituation der Getriebefans sind noch nicht absehbar.

"Beide Aktivitäten haben Priorität für das Konsortium", sagte Wagner. Man müsse gemeinsam mit Pratt & Whitney schauen, welche Shops das jüngste Inspektionsprogramm durchführen. Bei den bis zu 1.000 Triebwerken, die nächstes Jahr dran sind, könnten die Inspektionen eventuell bei regulären Shop-Visits erfolgen.

Der Vorstandsvorsitzende der MTU geht von einer Ausfallrate des betroffenen Bauteils von lediglich einem Prozent aus. "Wir wollen die Scheiben inspizieren und größtenteils wieder einbauen. Es ist kein Sicherheitsproblem, sondern ein Vorsorgeproblem", sagte Wagner.

Der Produktionsprozess der Turbinenscheiben sei "nach vorne sortiert". Seit dem dritten Quartal 2021 komme kein Bauteil mehr heraus, die die Anomalie beinhalte. Das Problem mit den Einschlüssen und möglichen Rissen habe sich bei normalen Instandhaltungsmaßnahmen gezeigt.

Der Pratt & Whitney Mutterkonzern RTX rechnet pro betroffenem Triebwerk mit einem Inspektions- und Instandsetzungsaufwand von 60 Tagen.

Der extrem effiziente Getriebefan neigt in der Praxis zu Ausfällen, die Pratt & Whitney Kinderkrankheiten des neuen Triebwerks zuschreibt. Wartungsintervalle wurden daher verkürzt. Weil Ersatzteile und -triebwerke rar sind, standen 2023 zeitweise rund zehn Prozent der weltweiten Airbus A320neo-Flotte am Boden.
© FLUG REVUE (UE) mit aero.de | Abb.: Airbus | 26.07.2023 12:29


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