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So kassierten einige zugleich finanzielle Hilfen vom Staat wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen - arbeiteten aber zugleich als Berufspilot in Vollzeit, wofür die volle medizinische Flugtauglichkeit vorliegen muss.
Erstmals hatte die Zeitung "Washington Post" am Wochenende über das Thema berichtet. Demnach untersucht die FAA schon seit 2019 Unstimmigkeiten bei den Angaben von US-Berufspiloten zur medizinischen Flugtauglichkeit. Die Piloten müssen, in altersabhängigen Fristen, regelmäßig zu flugmedizinischen Untersuchungen bei einem FAA-lizensierten "Flight Surgeon".
Neben einer medizinischen Untersuchung ist dabei auch ein Fragebogen der Behörde auszufüllen, der alle etwaigen medizinischen Auffälligkeiten seit der letzten Untersuchung, wie Erkrankungen, Operationen oder sonstige Einschränkungen schriftlich erfasst.
Tausende Fälle mit widersprüchlichen Angaben
Laut "Washington Post" verglich die FAA nun ihre Berufspilotendatenbank mit der Datenbank der US-Verwaltung für Militärveteranen. Dabei seien Unstimmigkeiten bei den Angaben von Veteranen aufgefallen, die einerseits als Veteranen Hilfsgelder wegen medizinischer Probleme beantragt hatten, andererseits aber keine entsprechenden Einschränkungen bei der FAA angegeben hatten, wie es die US-Gesetze verlangen.
4.800 US-Berufspiloten kämen hier laut FAA in Frage, von denen 600 für Passagierairlines flögen. 60 Lizenzen seien bereits gesperrt worden, so die "Washington Post". Seit 2022 überprüfe der "FAA Office of Aerospace Medicine" 5000 Berufspiloten in seiner Datenbank. Dafür seien 3,6 Mio. Dollar bereit gestellt worden. Die meisten Piloten seien mit Fristsetzung aufgefordert worden, ihre Angaben zu vervollständigen.
Bei individuellen Beeinträchtigungen der Pilotengesundheit können seitens der FAA auch Einzelfallgutachten erfolgen, um Piloten Sondererlaubnisse, teilweise mit Einschränkungen, zu erteilen. Nicht jede Erkrankung muss gleich das Ende einer Pilotenkarriere bedeuten.
Vertrauen gegenüber Arzt und Patient
Die möglichen Unstimmigkeiten seien schon länger bekannt, zuvor habe man sich aber vor einem praktischen Datenabgleich gescheut und diesen immer nur angekündigt. Experten befürchteten, dass die Flugtauglichkeitsprüfung der FAA Lücken aufweise, die vorsätzlich ausgenutzt werden könnten, da sie zu großen Teilen auf ehrlichen Selbstauskünften basiere.
Anderseits lassen sich viele Probleme, wie Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen, ohne freiwillige Mitarbeit der Patienten oft nur schwer diagnostizieren, weshalb hier ein kooperativer Ansatz bevorzugt wird. Umgekehrt könnten einige Veteranen ihre Probleme gegenüber der Veteranenverwaltung auch absichtlich übertrieben haben, um mehr Hilfe herauszuschlagen.
Etwa ein Drittel der 110.000 US-Berufspiloten war zuvor beim Militär. Das Problem könnte jedoch noch weiter reichen, als zu den Veteranen, deren Angaben lediglich besonders gut dokumentiert sind. Die FAA hat ihren Gesundheits-Fragebogen bereits um ein Feld ergänzt, das den etwaigen Bezug von Geldern der US-Veteranenverwaltung erfasst.
© FLUG REVUE - Sebastian Steinke | Abb.: Airbus | 30.08.2023 06:26
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