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Die EU-Kommission hat weiterhin Bedenken gegen den geplanten Einstieg der Lufthansa bei der italienischen Fluggesellschaft ITA. Man vertrete derzeit die Auffassung, dass das geplante Geschäft den Wettbewerb auf bestimmten Strecken in und aus Italien einschränken könnte, teilte die Kommission am Montag mit.
Die Behörde befürchtet, dass Kunden nach der Übernahme unter steigenden Preisen oder einer schlechteren Qualität der Dienstleistungen leiden könnten. Damit kann das millionenschwere Vorhaben zunächst nicht abgeschlossen werden.
Die EU-Wettbewerbshüter hatten Ende Januar bereits ähnliche Bedenken geäußert, die die Lufthansa offensichtlich nicht aus der Welt räumen konnte. Damals hieß es, auf einigen Strecken zwischen Italien und mitteleuropäischen Ländern stünden Lufthansa und ITA mit Nonstop-Flügen in direktem Wettbewerb zueinander.
Dabei gebe es nur begrenzt Konkurrenz durch andere Fluggesellschaften. Lufthansa hatte in dem EU-Kartellverfahren bereits Zugeständnisse gemacht, lehnte es aber ab, Details zu nennen.
Seitdem hat die Kommission eigenen Angaben zufolge etwa interne Dokumente analysiert, sich bei konkurrierenden Fluggesellschaften umgehört und Stellungnahmen von Flughäfen und Kunden eingeholt. Dabei bleibt die Kommission bei ihrer Auffassung, dass der Wettbewerb auf einer bestimmten Anzahl von Kurzstrecken durch das Vorhaben reduziert werden könnte.
Ähnliches gelte für bestimmte Langstreckenverbindungen zwischen Italien und den USA, Kanada und Japan. Nun hat die Lufthansa Zeit, auf die Bedenken zu reagieren und mögliche Abhilfemaßnahmen vorzuschlagen.
Lufthansa und Italien wurden bereits vergangene Woche über die Bedenken informiert. Italiens Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti hatte der EU-Kommission am Wochenende vorgeworfen, den Zusammenschluss durch überstrenge Auflagen zu untergraben.
Nach monatelangen Verhandlungen hatte der deutsche MDax-Konzern Ende Mai mit dem italienischen Staat die Übernahme eines Minderheitsanteils von 41 Prozent an der Fluggesellschaft ITA Airways vereinbart. Dafür sollen der ITA 325 Millionen Euro Eigenkapital aus Lufthansa-Barmitteln zufließen.
Komplettübernahme in drei Zügen
Außerdem kann Lufthansa laut Vereinbarung ab 2025 zu bestimmten Bedingungen weitere 49 Prozent der Anteile übernehmen und später auch die restlichen 10 Prozent. Der Deal zwischen Lufthansa und dem italienischen Staat steht unter dem Vorbehalt wettbewerbsrechtlicher Prüfungen auf nationaler und europäischer Ebene.
Die 2020 gegründete Italia Trasporto Aereo (ITA) hatte im Oktober 2021 den Flugbetrieb der insolventen Vorgängerin Alitalia übernommen, ist allerdings nicht deren Rechtsnachfolgerin. Start- und Landerechte wie auch die Marke Alitalia hat sich die neue Airline allerdings gesichert. Der legendäre Name könnte unter dem neuen Konzerndach möglicherweise schon bald wieder reaktiviert werden.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Airbus | 25.03.2024 11:29
Kommentare (17) Zur Startseite
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Wird von Wizzair bedient (zumindest einmal wöchentlich), neben Eurowings.
Die grossen Airlines in Italien sind ohnehin Ryanair und Wizzair.
das sollten die auch haben und endlich aufwachen!
Sind Sie der Überzeugung, dass die Arbeitsbedingungen bei IAG, KLM-Air France oder Ryan besser sind?
LH ist kein Gefängnis, jeder ist frei den Arbeitsgeber zu wechseln. Ich bin vor 10 Jahren da weg, habe mein Gehalt mittlerweile verdreifacht und meine 3 Ex-Kollegen sitzen immer noch jeden Tag dort im Büro und pendeln dafür teilweise noch 1h Stunde einfach mit der nicht allzu verlässlichen DB.
In meiner Nachbarschaft sind auch einige LH und Cityline Piloten ... . denen geht es allen nicht schlecht.
OK, das ist ein mögliches Szenario. Genau so möglich ist aber doch, dass mehrere Anbieter die durch ITA frei werdenden Strecken anbieten werden, oder?
Klar ist das möglich, theoretisch. Aber es muss erst mal ein Anbietr da sein und sich für den anderen Anbieter auch rechnen. Wer soll denn in den Markt HAM-ROM reingenen, außer denen, die jetzt schon da sind?
Aber ist es denn nicht der Sinn der Auflagen der EU Wettbewerbsbehörde, dass man dafür Strecken auf- bzw. hergibt (in diesem Fall die LHG mit EW die Strecke Hamburg - Rom). Und das dann eben auch auf anderen Strecken (Kurz,Mittel und Lang), die durch die LHG + ITA (dann noch stärker) dominiert werden?
Der Sinn der Auflagen ist es, kein künstlich erzeugtes (zB. Merger, Kooperationsverträge usw. ) Monopol zuzulassen.
Dafür gibt es eine Reihe von Maßnahmen wie Streckenfreigaben, Slots abgeben, Beförderungsverpflichtungen oder sogar finanzielle Unterstützung durch den Monoplolisten für neue Wettbewerber. Welche Maßnahmen dann zur Anwendung kommen ist abhängig von der individuellen Situation und am Ende Verhandlungssache.