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Boeing vollzieht einen personellen Cut. Ein neues Team soll die Dauerkrise beim Airbus-Konkurrenten beenden. Unter ähnlichen Vorzeichen hatte Dave Calhoun 2020 den Flugzeugbauer übernommen - nach den 737-MAX-Abstürzen bei Lion Air und Ethiopian Airlines.
Calhoun saß zunächst fest im Sattel. Der Boeing-Verwaltungsrat hatte für Calhoun 2021 die übliche Altergrenze von 65 auf 70 Jahre angehoben - Calhoun sollte bis 2028 Vorstandschef bleiben.
Nun ist der Manager an Boeing gescheitert. Schon lange vor Alaska Airlines Flug 1282, dem Abflug einer lose eingepassten Türblende von einer 737 MAX 9, zeigten Boeing-Flugzeuge bisweilen massive Qualitätsprobleme. Unter Calhoun musste Boeing 787-Auslieferungen mehrfach über Monate aussetzen.
Boeing selbst stellte Montagefehler an CFK-Hecksektion und -Druckschott, an Dekompressionspaneelen und im Bereich der Cockpitfenster fest. Eine Untersuchung deckte zudem Fehler bei zentralen 787-Lieferanten auf, etwa bei Mitsubishi und Leonardo.
Wichtige Kunden orientierten sich zu Airbus um. "Calhoun ist der beste CEO, den Airbus je hatte", zieht Luftfahrtanalyst Richard Aboulafia gegenüber "CNN" eine vernichtende Bilanz unter Calhouns Amtszeit.
Calhoun suchte 2022 mit einer Verlegung der Boeing-Zentrale aus Chicago nach Arlington die Nähe zu US-Politik und FAA. Dabei gilt die 2001 vom damaligen Boeing-CEO Phil Condit vollzogene räumliche Trennung von Management und Ingenieuren als Zellkern vieler aktueller Boeing-Probleme.
Das Tagesgeschäft in Seattle überließ Calhoun Stan Deal. Der Chef der Boeing-Verkehrsflugzeugsparte ist seit Montag raus, Calhoun tritt spätestens Ende 2024 ab. Ab sofort ist Calhoun bei Boeing ein König ohne Land, die Suche nach einem geeigneten Nachfolger läuft bereits.
Eine interne Nachbesetzung des CEO-Postens ist wenig wahrscheinlich. Heißeste Anwärterin auf den Chefsessel war bisher Stephanie Pope. Die Konzernveteranin übernimmt nun zunächst die Leitung der Verkehrsflugzeugsparte von Deal - angesichts der Probleme des Bereichs ist das keine Interimsrolle.
Culp, Shanahan, Smith
GE Vorstandschef Larry Culp hat bereits abgewunken. Der Manager galt nach einem Krisengipfel als erste Wahl vieler Kunden auf die Calhoun-Nachfolge.
Der Name von Pat Shanahan soll ebenfalls gefallen sein. Shanahan ist ehemaliger Gesamtprogrammleiter von Boeing - und besitzt Politikerfahrung. Im September 2023 holte der ebenfalls kriselende Boeing-Rumpfzulieferer Spirit Aerosystems Shanahan an die Spitze. Der Ingenieur wird dieses Jahr aber bereits 62 - und wäre damit wohl keine Dauerlösung.
US-Medien spekulieren daher über die Rückkehr eines anderen Topmanagers in den Konzern: Greg Smith hatte Boeing 2021, dem Vernehmen nach im Streit mit Calhoun, verlassen. Der Manager hatte davor zehn Jahre das Vorstandsressort für Finanzen inne und leitet aktuelle den Verwaltungsrat von American Airlines.
© aero.de | Abb.: Boeing | 26.03.2024 09:24
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