Heron TP
Älter als 7 Tage

Bundeswehr hat nun bewaffnete Aufklärungsdrohne

Heron TP
Heron TP, © Bundeswehr

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JAGEL - Die neue und mit Raketen bestückbare Aufklärungsdrohne der Bundeswehr ist im Luftraum über Norddeutschland in den praktischen Flugbetrieb gegangen. Das unbemannte Fluggerät German Heron TP startete am Mittwoch vom Fliegerhorst Jagel in Schleswig-Holstein zu einem ersten öffentlichen Flug.

Generalleutnant Günter Katz, dem in der Luftwaffe die fliegenden Verbände unterstellt sind, sprach in Jagel von einem "beispiellosen Quantensprung" mit verbesserten Aufklärungsfähigkeiten.

Anders als das Vorgängermodell Heron 1 zum Schutz von Truppenbewegungen kann die Heron TP auch mit Waffen bestückt werden. Darum hatte es in Deutschland jahrelang politische Debatten gegeben. Der Flugbetrieb in Deutschland findet ohne Bewaffnung statt.

Die Drohne wird von dem israelischen Unternehmen Israel Aerospace Industries (IAI) hergestellt und wiegt mit Ausrüstung mehr als fünf Tonnen. Die Maschinen haben eine Spannweite von 26 Metern und sind deutlich größer als die Heron 1.

"Die German Heron TP kann je nach Konfiguration bis zu 27 Stunden in der Luft bleiben. Durch einen parallelen Betrieb von zwei Aufklärungsdrohnen könnte ein Einsatzraum somit mehrere Tage lang dauerhaft überwacht werden", teilte die Luftwaffe mit. Die Maschine hat eine hochauflösende Kamera für den Tag, eine Infrarotkamera für die Nacht und Radaranlagen an Bord, die ein dreidimensionales Abbild des Bodens aufnehmen.

Auf die Frage, was man aus der Höhe sehen könne, sagte ein Experte, unter idealen Bedingungen sei auf 100 Kilometer Entfernung zu erkennen, ob ein Soldat bewaffnet ist. Dass bewegte Bilder live in Lagezentren oder Gefechtsstände übertragen werden können, ist zudem ein wesentlicher Vorteil, um Entwicklungen einordnen und verstehen zu können. "Fotos erzählen keine Geschichte", sagte ein Luftwaffenfachmann dazu.

In der vergangenen Woche hatte das Luftfahrtamt der Bundeswehr die Verkehrszulassung für die Heron TP unterzeichnet. Deutschland hat nun ein unbemanntes Luftfahrzeug, das auch außerhalb von strikt militärischen Übungsgebieten genutzt werden kann.

"Das fliegt im deutschen Luftraum, das fliegt weltweit im normalen Luftraum, wie alle anderen Luftfahrzeuge auch, nur eben ohne Piloten im Luftfahrzeug", sagte Katz der Deutschen Presse-Agentur. Die hohen Sicherheitshürden dafür seien erfüllt. Ein Quantensprung sei "die Schärfe von Bildern, die Reichweite, mit der wir Sachen auffassen können".

Katz betonte: "Und der dritte Punkt ist, dass wir jetzt zum ersten Mal ein unbemanntes Luftfahrzeug haben, das auch bewaffnungsfähig ist." Die neue Drohne könne in der Landes- und Bündnisverteidigung eingesetzt werden, aber auch in Krisensituationen oder im Auslandseinsatz. Wenn Truppen im Gefecht seien, könne kurzfristig eingegriffen und die Soldaten unterstützt werden.

Drohnen-Nachzügler Deutschland

Im Kreis wichtiger Verbündeter gehört Deutschland zu den Nachzüglern bei einer Fähigkeit, die sich als militärisch wichtig erwiesen hat. Um die Frage, ob die Drohne überhaupt mit Waffen bestellt werden soll, oder ob Deutschland eine bewaffnungsfähige Drohne aus Gründen der moralischen Abwägung ohne Waffen betreiben soll, hatte es eine fast zehn Jahre dauernde Diskussion gegeben.

Die politischen Vorbehalte haben dazu geführt, dass andere Staaten die Technologieführerschaft übernommen haben. Deutschland least fünf der Systeme in Israel. Auch bei den mit Sprengstoff versehenen und billigen "Einwegdrohnen" haben Staaten wie die Türkei und Iran die Nase vorn.

Der Streit ist auch ein politisches Lehrstück: Noch 2020 hatte sich die SPD als kleinerer Partner in der Regierung mit der Union die Bewaffnung auf Eis legen lassen, nachdem Offiziere, Techniker, Ethiker und Völkerrechtler gehört worden waren. SPD-Fraktionsvize Gabriela Heinrich sagte damals: "Es hat sich gezeigt, dass es noch sehr, sehr viele Fragen gibt, die wir klären müssen. Klären, bevor wir uns unumkehrbar für die Bewaffnung aussprechen können."

Der Schutz der Soldaten sei sehr wichtig, als "Friedenspartei" sehe man aber die Dimension der Drohne als Angriffswaffe. Fritz Felgentreu, damals verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, schmiss hin, um sich nicht verbiegen zu müssen.

Im April 2022 - wenige Wochen nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine - gab dann der Bundestag grünes Licht für eine Ausrüstung der Bundeswehr mit bewaffneten Drohnen, einer Einigung der Ampel-Parteien folgend.

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), sagte da: "Eine Drohne klärt auf. Derjenige, der sie führt, muss aber auch in der Lage sein, mit ihr die Truppen am Boden zu schützen. Dafür ist die Bewaffnung von Drohnen essenziell, und das kann eine bewaffnete Drohne besonders gut."
© dpa-AFX | Abb.: Bundeswehr | 15.05.2024 15:32

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Beitrag vom 17.05.2024 - 20:22 Uhr
Zitat:
"Auch bei den mit Sprengstoff versehenen und billigen "Einwegdrohnen" haben Staaten wie die Türkei und Iran die Nase vorn."

In puncto Iran mit seinen seitens Russland in der Ukraine eingesetzten Shahed-Drohnen trifft die zitierte Behauptung durchaus zu.

In puncto Türkei ist das Zitat eines professionellen Luftfahrtmagazins unwürdig.
Das Drohnen-Programm der Türkei basiert hauptsächlich auf Drohnen, die, solange sie nicht abstürzen oder abgeschossen werden, mehrfach verwendet werden können.

Für Drohnen wie z.B.
- TAI Anka S
- TAI Anka 3
- TAI Aksungur
- Baykar Bayraktar Akinci
- Baykar Bayraktar Kizilelma
- Baykar Bayraktar TB2
- Baykar Bayraktar TB3
ist die Türkei berühmt, die allesamt wiederverwendbar und nicht einweg sind.

Dieser Beitrag wurde am 18.05.2024 21:02 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 17.05.2024 - 09:43 Uhr
Das zeigt das deutsche Bürokratie Desaster in einem Bild. Kann man beliebig auf alles anwenden. Jahrzehnte diskutieren, labern, blockieren, verschleppen, bis irgendwann ein Kompromiss gefunden wird, nachdem jeder seinen Senf dazugeben konnte und es unzählige Gutachten und sonstiges gibt. Und deshalb wird Deutschland immer mehr abgehängt. Keine Macher mehr, niemand traut sich mehr was. Hauptsache labern und Schaum schlagen.

(Edit: nur Schreibfehler korrigiert, keine inhaltlichen Änderungen)

Wenn Journalisten, Politiker und/ oder auch das Volk unbequeme Wahrheiten oder gar Schuldeingeständnisse umgehen wollen ist gerne mal "die Bürokratie" schuld.

Wenn am BER die Brandschutztüren nicht automatisch schließen können (auch damals schon absoluter Standart) ist die Bürokratie schuld und wenn die Bahn mal wieder Mist baut und z.B. vergessen hat Lichtraumnachweise fristgerecht einzureichen d.h. die üblichen Ausreden von Wetter bis Fahrgäste nicht ziehen sowieso und wenn die Bundeswehr die Lehren des zweiten Weltkriegs weiterhin konsequent ignoriert und so u.a. laufende Entwicklungen regelmäßig mit Änderungswünschen beglückt erst Recht.

Welche "Lehren" meinen Sie?
Das Deutschland den Krieg verloren hat, weil (u.a.):
- Speer seinen Job nicht gut genug gemacht hat?
- nicht genügend Zwangsarbeiter für die Rüstungsindustrie ausgebeutet und dann umgebracht wurden?
- nicht genug (allein 6 Millionen sowjetische) Soldaten getötet wurden?
- die Juden nicht genügend verfolgt und ausgerottet wurden?
- Die deutsche Bevölkerung den (verbrecherischen) Hitlerkrieg nicht genügend unterstützt hat?

Die Bürokratie mag in Deutschland an vielen Stellen (zu) ineffizient und langsam sein aber immerhin kommt am Ende meistens ein richtiges Ergebnis raus was man von den Spatzenhirnen von Mützenich, Söder usw. nicht unbedingt behaupten kann.

Strafrechtlich relevanten, öffentliche Beleidigung.

Das System der Bundeswehr ist durchaus ein Problem aber den größten Teil davon macht die (wie üblich) viel zu mächtige Politik bzw. im Fall der Bundeswehr der Bundestag welcher auch kleinere Investitionen absegnen muss und so Typen wie Mützenich erst die Möglichkeit haben solche Projekte zu verhindern aus.

S.o.

Die Bundeswehr hatte bereits vor 20 Jahren eine Drohne namens Grob G520 entwickeln und um deren Zulassung zu ermöglichen mit einem optionalen Cockpit ausrüsten lassen denn "die Bürokratie" muss sich nunmal an die von der Politik geschriebenen Gesetze halten und wenn die UAVs verbieten dann kann man ein UAV nicht einfach zulassen da die dafür Verantwortlichen dann mit 1-2 Beinen im Knast stehen würden.


Drehen Sie jetzt komplett durch?

Man unterscheide also bitte zwischen "Staat" und "Politik" und "Amt" und "Ministerium" ... zwei Wörter, zwei Bedeutungen.

Beitrag vom 17.05.2024 - 09:00 Uhr
Der kremlnahe Teil der SPD hätte der Bundeswehr auch Pfeil und Bogen bei der Neueinführung verwehrt.

In dem Zusammenhang hier ein kurzer Hinweis an alle "Protestwähler": Kremlnah scheint laut aktueller Nachrichtenlage vor allem die AfD zu sein. Nicht nur ideologisch, sondern auch finanziell.


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