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IAG scheitert mit Übernahme von Air Europa

Air Europa Boeing 787-8
Air Europa Boeing 787-8, © Boeing

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LONDON - Wegen des Widerstands der EU-Behörden gibt die British-Airways-Mutter IAG erneut die geplante Übernahme der spanischen Fluggesellschaft Air Europa auf.

"Der Vorstand ist zu dem Schluss gekommen, dass es im derzeitigen Regulierungsumfeld nicht im besten Interesse der Aktionäre wäre, die Transaktion fortzusetzen", teilte der Konzern am Donnerstag nach Börsenschluss in London mit. Zudem legte das Unternehmen vergleichsweise robuste Zahlen für das zweite Quartal vor. Die IAG-Aktie gewann am Freitagvormittag rund 4,7 Prozent.

Der Airline-Konzern mit Marken wie Iberia, Vueling und Aer Lingus wollte ursprünglich alle noch ausstehende Anteile an Air Europa einsacken und dafür 400 Millionen Euro in die Hand nehmen. Zurzeit und auch künftig wird IAG nun als Minderheitsaktionärin 20 Prozent an der Fluggesellschaft halten. Für den abgeblasenen Deal muss der Konzern nach eigenen Angaben 50 Millionen Euro Strafe zahlen. Seit einiger Zeit stand der Deal auf der Kippe, nachdem Vertretern der EU die unterbreiteten Zugeständnisse nicht genug waren.

Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider waren die Regulierer skeptisch, ob IAGs Angebot, bestimmte Strecken abzugeben, Wettbewerbsnachteile für Konkurrenten wie Air France-KLM tatsächlich aus dem Weg räumt. Auch die Deutsche Lufthansa muss bei ihren Übernahmeplänen der staatlichen italienischen Fluggesellschaft Ita eine Reihe von Bedingungen erfüllen. Seit Anfang Juli ist klar, dass die Lufthansa bei der Alitalia-Nachfolgerin einsteigen darf.

IAG legte zudem am Donnerstagabend Zahlen für das zweite Quartal vor. So rutschte der Nachsteuergewinn zwar um fast ein Zehntel auf knapp 910 Millionen Euro ab. Höhere Personalkosten sowie Ausgaben für Kerosin schlugen negativ zu Buche. Analysten hatten im Schnitt aber einen krasseren Rückgang befürchtet. Der Umsatz legte unterdessen um knapp acht Prozent auf rund 8,3 Milliarden Euro zu und fiel damit in etwa wie erwartet aus. IAG sprach von einer anhaltend guten Reise-Nachfrage, die sich fortsetzen werde.

Analysten zeigten sich zu den Zahlen positiv gestimmt. Die Airline-Holding habe unerwartet starke Zahlen vorgelegt, schrieb Analyst Patrick Creuset von Goldman Sachs. Er sehe für 2024 weiterhin eine starke Nachfrage und ein positives Umfeld. Die Airline-Holding habe die Erwartungen übertroffen und auch beim Ausblick im Vergleich zu den anderen Fluggesellschaften gut abgeschnitten, notierte UBS-Experte Jarrod Castle.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Boeing (Archiv) | 02.08.2024 11:08

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Beitrag vom 04.08.2024 - 00:05 Uhr
Letztes Jahr hätte auch Alitalia Geld verdienen können;)

Klar - es gibt kein gesetzliches Verbot. Aber einen geplanten Verlust in der Aufbauphase (und auch wenn es de facto die AZ Nachfolge ist, ist es das de jure nicht) ist ungleich einem operativen Verlust im Bestandsgeschäft.

Die europäische Luftfahrt ist defizitär, gesamt gesehen.
Air Europa soll ja nicht ohne grund verkauft werden.

Den Grund für den Verkauf kennen nur die Entscheidungsträger. Kurzfristige Profitgier, Unrentabilität, keine geeigneten Nachfolgeregelungen ... derer gibt es viele.

Ich glaube nicht das Air Europa dauerhaft selbstständig überlebensfähig ist.

Das sehe ich anders. Wenn Air Europa "allianzlos" wäre, dann würde ich zustimmen. Aber Air Europa muss nicht als Konkurrent der IB auftreten, es besteht auch die Chance sich als Mittel-/Südamerika-Spezialist aufzustellen und zusammen mit den Allianz-Partnern zu feedern. Optionen gibt es sicherlich für die Airlines.

Und ich bin nicht der Meinung, dass wir zu viele Airlines haben. Ich bin der Meinung, dass durch die Liberalisierung der Märkte es keine wirklichen Vorteile mehr für die Verbraucher gibt. Und jeder Konkurrent sollte - sofern er mit den gleichen Bedingungen arbeitet - geschützt werden vor Allianzen und großen Airlines.

Ich bin auch nicht der Meinung, dass wir "zu viele" Airlines haben. Wenn die CEOs der größten Player des europäischen Luftfahrtmarktes (und übrigens keineswegs nur Herr Spohr) das Mantra der sogenannten Konsolidierung vor sich hertragen, dann geschieht das in ihrem ureigensten Interesse und man sollte es deshalb nicht mit "dem Gesetz des Marktes" verwechseln. Das tut die EU-Kommission ja offenbar auch nicht. Allerdings können wir über die Existenz des europäischen Binnenmarktes und damit verbunden über den Free Sky in der EU heilfroh sein. Das sind inzwischen alles unsere wirtschaftlichen Existenzgrundlagen geworden.

Ich bin relativ häufig in Spanien und daher habe ich schon Einiges von dem mitbekommen, was dort seit Jahren in der Diskussion ist zum Thema Air Europa. Nein, das waren keine rein persönlichen Motive sondern da steht Unternehmenspolitik dahinter und auch "richtige" Politik.

Air Europa gehört zu 80% dem spanischen Milliardär Juan José Hidalgo, der sie über seine Holding Globalia als Teil seines Firmenimperiums steuert. Globalia ist ein Mischkonzern, der von der Autobus- und LKW-Produktion über eben diese Airline bis hin zum spanischen Fußball in vielen Geschäftsfeldern tätig ist, aber schwerpunktmäßig in der Tourismusbranche - und da war ursprünglich auch der Schwerpunkt von Air Europa. Llucmajor auf Mallorca ist bis heute der Sitz der Airline, obwohl ihr zentraler Hub schon lange in MAD liegt. Allerdings hat Air Europa spätestens in der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre Schwierigkeiten in diesem angestammten Geschäftsfeld bekommen. Die Inselflüge funktionierten überhaupt nicht mehr, auf den Kanaren kam man nicht mehr gegen Binter und auf den Balearen nicht mehr gegen Air Nostrum an. Mit den innerspanischen Regionalflügen stand es wohl auch nicht sehr viel besser. 2019 hat die IAG Air Europa einen 100-Millionen-Kredit gewährt, der während der Pandemie in einen (kartellrechtlich nicht genehmigungspflichtigen) 20%-Anteil umgewandelt wurde, den die IAG jetzt auch behalten wird. Verbunden war dieser Kredit mit einem Vorstoß der IAG zur Komplett-Übernahme (damals noch von Willie Walsh). Das "Konsolidierungs"-Motiv seitens der IAG ist ziemlich unzweideutig. Hidalgo hat sich anfangs sehr dagegen gewehrt, auch in öffentlichen Statements. Während der Pandemie musste Air Europa die spanische Regierung allerdings um einen 500-Millionen-Kredit bitten (bekanntlich war sie aber nicht die einzige Airline in Europa, die diesen Schritt gehen musste), dessen Abzahlung noch bis 2026 läuft. Der spanische Presidente del Gobierno Pedro Sanchez hat es dabei praktisch zur Bedingung für die Gewährung des Staats-Kredites gemacht, dass Hidalgo die 80%, die er immer noch an Air Europa hält, an die IAG verkauft. Das war der Vertrag, der jetzt bei der EU-Kommission die Genehmigung verfehlt hat. Währenddessen wurde Air Europa von seinem Top-Management ziemlich umgebaut. Die Insel-Flüge wurden komplett eingestellt, die innerspanischen Flüge ebenso wie der Tourismus-Sektor insgesamt zurückgefahren, stattdessen die Langstrecke gestärkt und hier insbesondere die Südamerika-Routen, bevorzugt zu Destinationen, die Iberia nicht oder nur niedrigfrequent anfliegt. ATR und E-Jets wurden ausgeflottet und die Flotte auf 737 und 787 vereinheitlicht und gleichzeitig der Anteil der Langstrecke ausgebaut. Der Schwerpunkt liegt jetzt auf dem sogenannten ethnischen Verkehr zwischen Südamerika und Spanien. Damit passt Air Europa aber auch nicht mehr so wirklich zum Schwerpunkt des Globalia-Konzerns, was womöglich dazu beigetragen hat, dass Hidalgo sich in letzter Zeit zumindest öffentlich positiv zu dem Deal mit der IAG positioniert hat.
Ich kenne wie erwähnt die Zahlen der Air Europa aus den letzten Jahren nicht, die müsste man aber wie gleichfalls erwähnt kennen, um das vollständige Bild zu sehen.

Und jetzt hat die EU-Kommission diese inzwischen fünfjährige Geschichte wieder fast auf Anfang gestellt - sieht man einmal von dem bestehenden 20%-Anteil der IAG an Air Europa ab. Die Entscheidung der EU-Kommission ist übrigens auch eine böse politische Niederlage für die Regierung Sanchez.

Es wird jedenfalls spannend werden, wie es mit Air Europa weitergeht.

Dieser Beitrag wurde am 04.08.2024 00:23 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 03.08.2024 - 10:56 Uhr
Letztes Jahr hätte auch Alitalia Geld verdienen können;)

Klar - es gibt kein gesetzliches Verbot. Aber einen geplanten Verlust in der Aufbauphase (und auch wenn es de facto die AZ Nachfolge ist, ist es das de jure nicht) ist ungleich einem operativen Verlust im Bestandsgeschäft.

Die europäische Luftfahrt ist defizitär, gesamt gesehen.
Air Europa soll ja nicht ohne grund verkauft werden.

Den Grund für den Verkauf kennen nur die Entscheidungsträger. Kurzfristige Profitgier, Unrentabilität, keine geeigneten Nachfolgeregelungen ... derer gibt es viele.

Ich glaube nicht das Air Europa dauerhaft selbstständig überlebensfähig ist.

Das sehe ich anders. Wenn Air Europa "allianzlos" wäre, dann würde ich zustimmen. Aber Air Europa muss nicht als Konkurrent der IB auftreten, es besteht auch die Chance sich als Mittel-/Südamerika-Spezialist aufzustellen und zusammen mit den Allianz-Partnern zu feedern. Optionen gibt es sicherlich für die Airlines.

Und ich bin nicht der Meinung, dass wir zu viele Airlines haben. Ich bin der Meinung, dass durch die Liberalisierung der Märkte es keine wirklichen Vorteile mehr für die Verbraucher gibt. Und jeder Konkurrent sollte - sofern er mit den gleichen Bedingungen arbeitet - geschützt werden vor Allianzen und großen Airlines.
Beitrag vom 03.08.2024 - 03:49 Uhr
Fakt ist und das ist sehr erfreulich - trotz vieler 'Unkenrufe' hier (zu LH/ITA):
die EU Wettbewerbskommision macht Ihren Job offensichtlich ohne Beeinflussung.
Gut so!

Jetzt sagen sie mir bitte was gut daran sein soll, das die notwendige Marktbereinigung aufgehalten werden soll?

Ist es besser wenn Air Europa dann in die Pleite geht?

Wie soll jetzt eine Lösung für Air Europa ausschauen?

Sie tun ja gerade so, als stünde Air Europa vor der Pleite. Tatsächlich haben sie in den letzten Jahren recht solide Ergebnisse eingefahren. Man ist Mitglied bei SkyTeam, hat also auch Partner an der Seite und eine relativ junge Flotte. Das kann schon funktionieren.

Ich verstehe sowieso nicht, warum Sie so dermaßen den Abbau von Wettbewerb in Europa beklatschen. Was haben Sie davon, wenn 3 Konzerne den Großteil des Marktes unter sich aufteilen? Außer einem miesen Produkt (denn Anreize zum Verbessern aufgrund der ausbleibenden Konkurrenz gibt es dann keine mehr) und Monopolpreisen wird es da für Kunden nichts geben. Sie beklagen doch selber das Produkt bei z.B. LH. Glauben Sie, das wird besser, wenn man alle Konkurrenten entweder weggebissen oder übernommen hat?



Letztes Jahr hätte auch Alitalia Geld verdienen können;)

Die europäische Luftfahrt ist defizitär, gesamt gesehen.
Air Europa soll ja nicht ohne grund verkauft werden.

Ich glaube nicht das Air Europa dauerhaft selbstständig überlebensfähig ist.


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