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Flughafen Wien, 9. Juni 2024: Austrian Airlines 434 aus Palma leitet gegen 15:26 Uhr den Sinkflug auf das Drehkreuz ein. Der Airbus steuert einer dichten Wolkendecke entgegen, die Anzeigen melden laut Crew aber keine "Echos" des Wetterradars, "die auf Gewitter oder Hagelaktivität hinwiesen".
Das geht aus dem ersten Untersuchungsbericht der österreichischen Flugunfallstelle SUB zu dem Zwischenfall hervor. Über die Veröffentlichung des Dokuments (PDF) berichtete zuerst das Portal "aeroTelegraph".
Der Kapitän sucht vor der Landung noch einmal die Bordtoilette auf. Um 15:31 Uhr wird der First Officer so zunächst allein einer neuen Flugsituation konfrontiert, "als das Luftfahrzeug in eine Gewitterzelle mit starker Hagelaktivität einflog".
Zwei Minuten später, der Kapitän ist zurück im Cockpit, erklärt Austrian 434 einen Mayday-Notfall - der Hagelschauer hat die Cockpitfenster zerschlagen.
Die äußere Schicht der Cockpitscheiben war "mehrfach" gebrochen, vom Radom nur noch eine Bruchkante übrig, "sodass die Antenne des Wetterradars ebenfalls beschädigt wurde", heißt es in dem Bericht. Flügel- und Leitwerksvorderkanten, Triebwerksaufhängungen sowie Antennen und Lichter der OE-LBM wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.
Die 173 Passagiere bleiben unversehrt, ein Mitglied der sechsköpfigen Flugbesatzung verstaucht sich bei den Turbulenzen die Hand.
Seither steht die Frage im Raum: Wie konnte der mit zusammen 11.552 Flugstunden erfahrenen Crew die Gewitterzelle entgehen? Die Ermittler gehen dabei zwei Ansatzpunkten nach.
Manipulierte Gewitterzelle
Erstens: Internetprobleme - Updates für das Wetterbriefing im Flug über eine von Austrian Airlines verwendete App benötigen eine aktive Internetverbindung. Austrian 434 hatte hier laut Ermittlern während der Reise aber "Verbindungsprobleme".
Zweitens: Silberjodid - 45 Minuten vor dem Vorfall wurde die Gewitterzelle von zwei Flugzeugen der österreichischen Hagelabwehr mit "ca. 15 Litern Silberjodid" geimpft. Das Salz bindet in der Wolke Wassertröpfchen und beschleunigt das Abregnen - der gezielte Eintrag soll Hagelschäden am Boden vorbeugen.
Der Spur wird weiter verfolgt. "Inwiefern das im Zuge der Hagelabwehr in die Gewitterzelle eingebrachte Silberjodid Einfluss auf die für das Wetterradar relevante Reflektionsfähigkeit der Hagelzelle hatte, ist noch Teil der Untersuchung", schreiben die Ermittler.
© aero.de | Abb.: SUB | 18.12.2024 09:42
Kommentare (1) Zur Startseite
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Im Übrigen sollte man vielleicht eher das Thema Wetterradar bei älteren A 320 auf die Agenda setzen. Diese Gewitterzelle mit Hagelschauer war offenbar eine böse Überraschung für die Piloten - und das sollte nach dem heutigen Stand der Technik eigentlich nicht mehr der Fall sein.