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Boeing mit neuen Milliardenabschreibungen

Boeing 777-9
Boeing 777-9, © Lufthansa

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ARLINGTON - Ein wochenlanger Streik und weitere teure Probleme haben Boeing in der Dauerkrise einen weiteren Milliardenverlust eingebrockt. Wegen hoher Mehrkosten stürzte der US-Konzern im vierten Quartal erneut tief in die roten Zahlen, wie er überraschend am Donnerstag nach US-Börsenschluss in Arlington mitteilte.

Für Boeing war 2024 damit das sechste Verlustjahr in Folge. Am Finanzmarkt kamen die Neuigkeiten zunächst nicht gut an: Im vorbörslichen US-Handel verlor die Boeing-Aktie am Freitag 1,7 Prozent auf 175,42 US-Dollar (167,20 Euro).

Branchenexperte Ken Herbert von der kanadischen Bank RBC wertete die Neuigkeiten leicht positiv, obwohl das Unternehmen noch schlechter abschnitt als von Analysten im Schnitt erwartet. Boeings Bericht könne klärenden Charakter für das Jahr 2025 haben, schrieb Herbert.

Dies gelte etwa mit Blick auf die Mehrkosten, die durch die höheren Gehälter für Boeings Belegschaft anfallen. Herbert traut der Boeing-Aktie einen Kursanstieg auf 200 Dollar zu.

Nachdem ein Beinahe-Unglück einer Boeing 737 MAX den Hersteller schon Anfang 2024 noch tiefer in die Krise geschleudert hatte, verbuchte er im vierten Quartal weitere Milliardenbelastungen. Im Geschäft mit Passagier- und Frachtflugzeugen schlugen vor allem die Mehrkosten durch höhere Gehälter zu Buche, die sich die Arbeiter in einem rund siebenwöchigen Streik erkämpft hatten.

Insgesamt bezifferte Boeing die Sonderbelastungen der Sparte allein im letzten Jahresviertel auf 1,1 Milliarden Dollar. Davon entfielen 900 Millionen auf Mehrkosten bei dem modernisierten Großraumjet 777X, dessen Auslieferung der Hersteller inzwischen auf das Jahr 2026 verschoben hat.

Lufthansa und andere Fluggesellschaften warten bereits seit Jahren auf den Flugzeugtyp. Die langen Verzögerungen haben Boeing bereits Milliardensummen gekostet.

Air Force One wird noch teurer

In der Rüstungs- und Raumfahrtsparte musste Boeing im vierten Quartal Sonderbelastungen von rund 1,7 Milliarden Dollar schultern. So kommt das Tankflugzeug für die US Air Force noch teurer zu stehen als gedacht, und auch das neue Präsidentenflugzeug Air Force One auf Basis des Jumbo-Jets 747-8 wird für den Hersteller noch kostspieliger als ohnehin schon.

Konzernweit erzielte Boeing laut vorläufigen Zahlen im vierten Quartal einen Umsatz von 15,2 Milliarden Dollar und damit fast ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor. Analysten hatten einen nicht ganz so starken Rückgang erwartet.

Obwohl sich Boeing mit den Gewerkschaften Anfang November auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt hatte, war die Flugzeugproduktion erst Anfang Dezember wieder angelaufen.

Verantwortlich für die enttäuschenden Zahlen im vierten Quartal war nicht nur der Streik. Denn nach dem Zwischenfall im Januar 2024, bei dem aus einer 737 MAX im Flug ein türgroßes Rumpfteil herausgebrochen war, hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA dem Hersteller verboten, die Produktion der Flugzeugreihe weiter hochzufahren.

Bei Untersuchungen traten erhebliche Mängel in der Produktion und der Qualitätssicherung zutage. Boeing steht seither unter strenger Beobachtung der Behörde.

Unter dem Strich verbuchte Boeing im vierten Quartal nach eigenen Angaben einen Verlust von voraussichtlich 5,46 Dollar je Aktie. Hochgerechnet auf die gut 618 Millionen ausstehenden Aktien des Herstellers entspricht dies einem gesamten Verlust von knapp 3,4 Milliarden Dollar.

Zusammen mit dem Fehlbetrag von fast 8 Milliarden Dollar aus den ersten neun Monaten ergibt sich damit ein Jahresverlust von mehr als 11,3 Milliarden Dollar. Die endgültigen und vollständigen Jahreszahlen will der Konzern wie geplant am kommenden Dienstag (28. Januar) veröffentlichen.

Airbus zieht auf und davon

Boeing steckt bereits seit 2019 in der Krise. Nach den Abstürzen zweier 737-MAX-Jets mit insgesamt 346 Toten hatten Luftfahrtbehörden in aller Welt Flugverbote für die modernisierte Version des langjährigen Erfolgsmodells 737 verhängt. Erst nach technischen Verbesserungen wurden die Verbote nach 20 Monaten nach und nach wieder aufgehoben.

Der einstige Weltmarktführer Boeing verlor damals seine Position als größter Flugzeughersteller an seinen europäischen Rivalen Airbus. Im vergangenen Jahr fiel der US-Konzern weiter zurück. Mit nur noch 348 ausgelieferten Passagier- und Frachtjets kam Boeing auf nicht einmal halb so viele Maschinen wie sein Konkurrent, der seine Auslieferungen auf 766 Maschinen steigerte.
© dpa-AFX | Abb.: Boeing, A. Mohl, Fraport | 24.01.2025 06:43

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Beitrag vom 27.01.2025 - 17:40 Uhr
Noch mal, es geht hier um die riesigen Verluste bei Boeing, und nicht um evt Modelländerungen von Airbus!

Was Boeing betrifft, da wird die Lage schon wirklich bedrohlich, Verluste in allen Programmen, und eine Besserung nicht in Sicht.
Wie immer ist die ST bestens informiert und schreibt einen wirklich sehr guten Beitrag darüber.
Morgen sollen ja die Quartalszahlen veröffentlicht werden, und die werden nicht schön sein, um es vorsichtig auszudrücken.
Beitrag vom 27.01.2025 - 17:22 Uhr
Sie sind komplett ahnungslos ... nen A321XLR update (der nur nen zusätzlichen Tank bekommen hat, ohne Systemveränderungen) auf eine Stufe mit nem A320 Cockpit für nen A225 zu stellen zeigt das überdeutlich.
Ah ok ich dachte schon die mussten beim XLR auch Systeme ändern, weil sich u.a. die Vorgaben zu Kabelbränden geändert haben.

Muss mich wohl getäuscht haben.

Einen weiteren Tank in einen Mercedes einzubauen ist auch was anderes als ein Mercedes Cockpit inklusice Anzeigeinstrumente, Lenkrad, Gas, Bremse, etc. in einen zB Fiat einbauen zu wollen.
Da passt einfach erst mal gar nichts zusammen.
Wie kommt man drauf, das wäre einfach?

Sie glauben garnicht, wie ähnlich die sind, wenn man mal die erste Lage Leder entfernt hat.

Abgesehn davon besteht im Gegensatz zu Mercedes und Fiat, weder beim A320 noch beim A220 eine mechanische Verbindung zwischen Eingabe- und "Ausgabegerät", was die Integration eines neuen Cockpits sehr vereinfacht.

Deswegen bekommen Militärflieger auch alle paar Displaygenerationen ein neues Cockpit, weil die Darstellung von Karten usw. bei denen eben sehr wichtig ist. Bei den Modellen ohne FBW macht die Modernisierung dann vor Pedalen und Stick halt, aber für andere Pedale braucht man weder ein anderes Typerating noch einen anderen Führerschein.

Die Integration von einem FBW Cockpit in ein für FBW ausgelegtes Flugzeug ist zu 90% theoretische Arbeit im Büro und nicht mit großen strukturellen Änderungen wie der neuen Integraltanks für den A320, neuer Tür(rahmen) für A350 usw. welche in Entwicklung und Produktion teure Werkzeuge und eine aufwendige Zulassung erfordern zu vergleichen.

Man wird im Fall des A220 wahrscheinlich sogar dieselbe Cockpit Modellfamilie (d.h. dieselben Entwicklungstools, dieselben Entwickler, mehrheitlich die selben Teile) benutzen können um das A320 Cockpit nachzubauen da die ja recht modular aufgebaut sind und wie gesagt:

Abwärtskompatibilität ist immer schnell da.

🤣 Ahnungsloser Theoretiker .... 🤣🤣🤣
Beitrag vom 27.01.2025 - 16:54 Uhr
Sie sind komplett ahnungslos ... nen A321XLR update (der nur nen zusätzlichen Tank bekommen hat, ohne Systemveränderungen) auf eine Stufe mit nem A320 Cockpit für nen A225 zu stellen zeigt das überdeutlich.
Ah ok ich dachte schon die mussten beim XLR auch Systeme ändern, weil sich u.a. die Vorgaben zu Kabelbränden geändert haben.

Muss mich wohl getäuscht haben.

Einen weiteren Tank in einen Mercedes einzubauen ist auch was anderes als ein Mercedes Cockpit inklusice Anzeigeinstrumente, Lenkrad, Gas, Bremse, etc. in einen zB Fiat einbauen zu wollen.
Da passt einfach erst mal gar nichts zusammen.
Wie kommt man drauf, das wäre einfach?

Sie glauben garnicht, wie ähnlich die sind, wenn man mal die erste Lage Leder entfernt hat.

Abgesehn davon besteht im Gegensatz zu Mercedes und Fiat, weder beim A320 noch beim A220 eine mechanische Verbindung zwischen Eingabe- und "Ausgabegerät", was die Integration eines neuen Cockpits sehr vereinfacht.

Deswegen bekommen Militärflieger auch alle paar Displaygenerationen ein neues Cockpit, weil die Darstellung von Karten usw. bei denen eben sehr wichtig ist. Bei den Modellen ohne FBW macht die Modernisierung dann vor Pedalen und Stick halt, aber für andere Pedale braucht man weder ein anderes Typerating noch einen anderen Führerschein.

Die Integration von einem FBW Cockpit in ein für FBW ausgelegtes Flugzeug ist zu 90% theoretische Arbeit im Büro und nicht mit großen strukturellen Änderungen wie der neuen Integraltanks für den A320, neuer Tür(rahmen) für A350 usw. welche in Entwicklung und Produktion teure Werkzeuge und eine aufwendige Zulassung erfordern zu vergleichen.

Man wird im Fall des A220 wahrscheinlich sogar dieselbe Cockpit Modellfamilie (d.h. dieselben Entwicklungstools, dieselben Entwickler, mehrheitlich die selben Teile) benutzen können um das A320 Cockpit nachzubauen da die ja recht modular aufgebaut sind und wie gesagt:

Abwärtskompatibilität ist immer schnell da.


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