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Zu ihnen gehört etwa Patrick Weilbach, Vorstandsvorsitzender der Piper Deutschland AG in Calden. Der Flugzeughändler operiert seit 1968 vom Flughafen Kassel-Calden aus.
2013 zog das Unternehmen, das die Bereiche Verkauf, Wartung und Reparatur sowie Ersatzteilversorgung abdeckt, vom alten Flugplatz an den neuen Kassel Airport. Weilbach fehlt bei der Debatte um den Flughafen "der Blick in die Zukunft". Er sieht im Kassel Airport großes Potenzial für die regionale Wirtschaft und hält dessen Bedeutung für unterschätzt.
Größere Investitionen möglich
Der Kassel Airport ermögliche den angesiedelten Unternehmen und der Region Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, die es ohne den Flughafen nicht geben würde, sagte Weilbach. Er biete deutlich mehr Entwicklungsmöglichkeiten als ein Verkehrslandeplatz. "Wir können uns mit ganz anderen Geschäftsmodellen beschäftigen, auch im Bereich des kommerziellen Luftverkehrs. Das befähigt uns, größere Investitionen zu tätigen, weil wir mehr Optionen haben, Geschäftsfeldentwicklung rund um diese Investitionen zu betreiben."
Piper in Calden sei in den vergangenen Jahren entsprechend stark gewachsen. "Seit 2017 haben wir die Mitarbeiterzahl ungefähr verdoppelt und auch den Umsatz." Den Kassel Airport müsse man als Perspektive begreifen. "Künftig werden mehr Menschen fliegen denn je", ist sich Weilbach sicher.
Bedeutung als Wirtschaftsstandort
"Am Airport findet eben nicht nur Luftfahrtbewegung statt", sagte auch Kai Lorenz Wittrock, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Kassel. "Vielmehr ist die Infrastruktur eingebunden in einen Wirtschaftsstandort." Und der habe sich in den letzten Jahren neben dem bayerischen Donauwörth in Deutschland zu einem der europäischen Kompetenzzentren in der Entwicklung von Hubschrauberantriebskomponenten entwickelt.
Damit hebe sich der Kassel Airport von vielen anderen Regionalflughäfen ab, die eine solche Qualifizierung in ihrer Bedeutung als Wirtschaftsstandort nicht aufweisen könnten. Das zeige auch die Entwicklung der Arbeitsplätze von rund 700 bei der Eröffnung 2013 auf gut 1.300 aktuell.
Studie: 3.400 Arbeitsplätze mit Kassel Airport verbunden
Unterstützung finden diese Positionen in der vom Flughafen selbst in Auftrag gegebenen Studie "Regionalökonomische Bedeutung des Flughafens Kassel", die nun vorgestellt wurde. Deren Bilanz: Der Kassel Airport hat mehr Steuereinnahmen gebracht, als er Verlust gemacht hat und spielt eine zentrale Rolle als Wirtschafts- und Standortfaktor für die Region Nordhessen.
So waren 2024 am Kassel Airport laut der Studie 1.287 direkte Arbeitsplätze in 40 Unternehmen angesiedelt. Das sei ein Anstieg um rund 83 Prozent im Vergleich zu 2012, dem Jahr vor der Eröffnung des Regionalflughafens, sagte der Autor der Studie, Richard Klophaus vom Zentrum für Recht und Wirtschaft des Luftverkehrs (ZFL) in Worms. Insgesamt seien rund 3.400 direkte, indirekte und induzierte Arbeitsplätze, die zusätzlich durch Konsumausgaben der Angestellten entstehen oder erhalten werden, mit dem Flughafen verbunden.
Mehr Steuereinnahmen als Verlust
Aus dieser Beschäftigung resultierte demnach eine Bruttowertschöpfung von 291 Millionen Euro, davon 93,4 Millionen Euro direkt am Flughafen. Insgesamt generierte der Flughafen laut der Studie Steuereinnahmen in Höhe von 72,6 Millionen Euro. Ein Großteil davon komme dem Land Hessen und den anderen Gesellschaftern der Flughafen GmbH zugute, sagte Klophaus.
Die Steuereinnahmen für die öffentlichen Haushalte überträfen damit deutlich die jährlichen Kosten des Flughafenbetriebs.
Das Defizit des Flughafens belief sich 2023 auf 4,98 Millionen Euro. Größter Gesellschafter ist das Land Hessen mit 68 Prozent, Stadt und Landkreis Kassel halten je 14,5 und die Gemeinde Calden 3 Prozent.
"Der Kassel Airport rechnet sich", bilanzierte der Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafen GmbH Kassel, Hessens Finanzstaatssekretär Uwe Becker (CDU). Das sei eine wichtige Botschaft in einer sonst sehr engen Debatte mit dem hauptsächlichen Fokus auf dem betriebswirtschaftlichen Ergebnis des Flughafens. Die schwarz-rote Landesregierung bekenne sich klar zu dem Standort, betonte er.
Grüne kritisieren Studie
Kritik kommt von der Opposition. "Keiner kann ernsthaft glauben, dass sich ZF Luftfahrt, Airbus und Co. in Kassel-Calden angesiedelt haben, weil man von dort einmal pro Woche nach Gran Canaria fliegen kann", sagte Kaya Kinkel, Sprecherin für Wirtschaft der Grünen Landtagsfraktion, laut Mitteilung.
"Das Gewerbegebiet in Calden bringt Arbeitsplätze und Wertschöpfung in die Region, was wir begrüßen." Davon unabhängig sei aber die Entwicklung des Flughafens zu bewerten, für den nach wie vor eine Strategie fehle, wie das jährliche Defizit reduziert werden kann. "Der Airport gehört dringend auf einen unabhängigen Prüfstand", forderte Kinkel.
© dpa | Abb.: Kassel Airport | 03.02.2025 15:59
Kommentare (8) Zur Startseite
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🤔🫣🤣
Warum sollten sie? Das gesamtwirtschaftlichwe Plus und die Steuereinnahmen landen ja nicht bei ihnen.
Wenn ich das richtig sehe, finden keine nennenswerten Flugbewegungen statt - schon gar keine Frachtflüge. Was war noch mal das Argument, warum man den Flughafen dann für die lokale Industrie braucht? Damit der Firmen-Chef 2x im Jahr günstig in den Urlaub in die Türkei oder nach Spanien kommt?
Wenn ich das richtig sehe, finden keine nennenswerten Flugbewegungen statt - schon gar keine Frachtflüge. Was war noch mal das Argument, warum man den Flughafen dann für die lokale Industrie braucht? Damit der Firmen-Chef 2x im Jahr günstig in den Urlaub in die Türkei oder nach Spanien kommt?