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Warum Airbus vor US-Zöllen nicht bange ist

Delta Airbus A321neo
Delta Airbus A321neo, © Delta

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WASHINGTON - Donald Trump droht Verbündeten als auch Gegnern mit Zöllen. Bei den Nachbarn Kanada und Mexiko macht der US-Präsident nun Ernst. In der EU wappnet man sich ebenfalls für die Neuauflage eines transatlantischen Handelskonflikts. Was bedeutet das für Airbus und seine US-Kunden?

Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle für Waren aus Mexiko und Kanada sind laut US-Medien um kurz nach Mitternacht (Ortszeit) in Kraft getreten. Dies berichteten unter anderem "New York Times", "Wall Street Journal" und der Sender "CNN".

Trump hatte zuvor in Washington gesagt, die Strafmaßnahmen auf Waren aus Kanada und Mexiko in Höhe von 25 Prozent würden von Dienstag an gelten.

Es droht nun ein nordamerikanischer Handelskrieg mit ungewissen Folgen für die Weltwirtschaft. Trumps Ankündigung ließ die Aktienmärkte einbrechen. Der Republikaner ordnete außerdem an, die im Februar angeordneten Importzölle auf Waren aus China auf 20 Prozent zu verdoppeln.

Bereits in Trumps erster Amtszeit hatten US-Zölle auch im Airbus-Geschäft für Turbulenzen gesorgt.

USA und EU hatten über Jahre vor der WTO einen Streit um Subventionen an Airbus und Boeing ausgefochten, 2019 verhängte Trump einen 10-Prozent-Zoll auf Airbus-Importe in die USA. Nur Flugzeuge, die im US-Airbus-Werk Mobile vom Band liefen, blieben davon ausgenommen.

Airbus hatte US-Kunden seinerzeit nach Medienberichten von Zollrechnungen freigestellt. Laut "Leeham News" wendete der Konzern dafür im Schlussquartal 2019 22,1 Millionen US-Dollar auf, rund 1,8 Millionen US-Dollar pro exportiertem Flugzeug.

Jetzt stehen auch gegen EU-Erzeugnisse US-Zölle in Höhe von 25 Prozent im Raum. Airbus ist davor nicht bange - dieses Mal will der Konzern die Zollrechnung offenbar nicht schultern.

Airbus: "Enorme Nachfrage aus dem Rest der Welt"

"Wir haben enorme Nachfrage aus dem Rest der Welt", sagte Airbus-Chef Guillaume Faury kürzlich dem US-Sender "CNBC". "Wenn wir also erhebliche Schwierigkeiten bekommen, in die USA zu liefern, können wir (...) Lieferungen an andere Kunden vorziehen."

A220- und A321neo-Auslieferungen an die US-Großabnehmer Delta, American Airlines, United Airlines, JetBlue Airways und Breeze kann Airbus ohnehin weitgehend über die Linien in Mobile abbilden. Laut Kreisen will Airbus auch A321XLR für den US-Markt in Alabama montieren.

Airbus baut seit 2016 Airliner in den USA. 2024 lieferte das Werk die 500. Maschine aus - eine A321neo für Delta Air Lines. Im laufenden Jahr soll in Mobile eine zweite A320neo-Endmontagelinie in Betrieb gehen. Die Marke von 1.000 Auslieferungen will das Werk damit noch vor 2030 überschreiten.

"Wir werden unsere A320-Produktionskapazitäten ab 2025 verdoppeln und diese Kapazitätserweiterung wird sich 2027 und 2028 fortsetzen", sagte Werksleiter Daryl Taylor 2024.

US-Zölle dürften aber Widebody-Lieferungen in die USA erschweren - und damit vor allem Delta treffen. Die Airline hatte zuletzt neun A350-900, 20 A350-1000 und noch sieben A330-900 offen. Den A350-Auftrag hatte Delta erst 2024 um das Topmodell A350-1000 erweitert, die Lieferungen sollen 2026 einsetzen.

Unklar ist, inwieweit Vorprodukte in der weltweit verzweigten Airbus-Lieferkette von US-Zöllen betroffen sein werden - und wie letztlich die EU reagiert.

Im November 2020 hatte Brüssel in den Nachwehen des WTO-Verfahrens unter anderem Zölle auf Boeing-Flugzeuge in Höhe von 15 Prozent verhängt. Wegen eines Lieferstopps bei der 737 MAX und der Covid-19-Krise fanden allerdings ohnehin kaum Auslieferungen statt, 2021 legten die USA und die EU den Handelskonflikt bei.

Europa-Risiko für Boeing

EU-Gegenzölle auf Boeing-Flugzeuge würden den US-Konzern dieses Mal wohl ungleich härter treffen.

Viele 737 MAX gehen an irische Zweigniederlassungen von Leasingfirmen. Der irische Günstigflieger Ryanair gehört zu den weltweit größten Abnehmern des Flugzeugs - ab 2027 stehen 150 737 MAX 10 zur Auslieferung an. Lufthansa erwartet auch noch 101 Flieger aus den USA: 40 737 MAX, 34 787-9, 20 777-9 und sieben 777-8F.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Airbus | 04.03.2025 10:22

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Beitrag vom 06.03.2025 - 17:23 Uhr
Sofern die Zölle nur auf fertige Maschinen gezogen werden, wird es Airbus kaum spüren.
Wieso denken Sie, das wäre der Fall?
So erratisch das lustige Spiel Zi-Za-Zölle-Verhängen (und schon Stunden später wieder zurücknehmen) in den USA durch Trump auch gerade abläuft: Die betroffenen Produktgruppen waren bis gestern immer: Alle.

Dann im Nachgang gab es jetzt eine "Ausnahme" von 4 Wochen für die Automobilindustrie - was auch immer das bringen soll, denn bis die Details klargestellt und die Ausnahmen beantragt sind, sind die 30 Tage schon rum.

Dieser Beitrag wurde am 06.03.2025 18:52 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 06.03.2025 - 15:50 Uhr
Airbus wird auch Auswirkungen spüren. Alleine durch Komponenten, die eingeführt werden müssen. Gegenüber Boeing werden sie aber keinen Rückschritt machen.


Sofern die Zölle nur auf fertige Maschinen gezogen werden, wird es Airbus kaum spüren.
SA kann man auf Airbus Mobile konzentrieren bei
A220 sind es 186 Orders die noch offen sind
A320neo 35 Orders
A321 neo 637 Order offen für USA

A220 müßte man hin bekommen bei der A320/1 neo wird es schwierig aber machbar, laut Wiki en soll die Kapazität von Mobile 20 Neos pro Monat sein ( sofern genügend Material zu Verfügung steht). Das macht 240 Neo max pro Jahr.

A330 neo sind noch 7 Orders offen.
A350-900/1000 sind noch 74 Orders offen wobei 45 A350-900 von United noch weit in der ferne sind, bleiben 29 Orders.
�berschaubar...dann noch die Frage was ist mit den SA und WB die jetzt gerade in Bau sind was passiert da mit den wenn die Zölle anfallen?

Zölle bei Boeing würde auch nicht wirklich treffen, man ist soweit hinten dran mit den Auslieferungen. Wenn nicht an Kunden a wegen Zöllen geliefert kann gehts an Kunden b oder c.

Die einzigen Gewinner ist der Staat einnahmen der Zölle und Verlierer die Kunden dürfen die Zölle zahlen und eventuell mehr weil wenn man keinen Konkurrenten mehr hat kann man mehr verlangen.

Beitrag vom 04.03.2025 - 20:45 Uhr
Da die EU bisher keine Importzölle auf US Produkte erhöht hat ändert sich für Airbus erst einmal gar nichts.
Bei der poiltischen Entwicklung in den USA sollte sich die EU neu ausrichten. Wir haben in Asien keine verbrannte Erde hinterlassen. Sollen die USA doch alles selbst bauen. Die logische Konsequenz muss sein, dass kein EU Rüstungsprojekt mehr Teile aus den USA verbaut. Egal ob Tempest, FCAS oder Gripen, alle US Bauteile müssen subsituiert werden. Gerade bei Gripen wegen des PW Triebwerkes nicht einfach, aber dauerhaft unumgänglich. Die nächste Stufe könnte ein Exportverbot der USA für einzelne militärischen Güter sein. Dann steht EU mehr als blank da. Merz solle das Sondervermögen auf eine Milliarde erhöhen und versuchen in seiner Amtszeit möglichst viele Defizite bei Militär und Aufklärung auszuMERZen, und zwar nicht im Alleingang, sondern gemeinsam mit unseren verlässlichen Partnern aus Europa. Jetzt ist die Zeit, und es gilt sie schnell zu nutzen.


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