Deutsche Trägerrakete
06:34 Uhr

Isar Aerospace setzt auf Militärgeschäft

Isar Aerospace Spectrum
Isar Aerospace Spectrum, © Isar Aerospace Spectrum

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OTTOBRUNN - Beschleunigt die Zeitenwende Isar Aerospace? Der deutsche Entwickler von Trägerraketen rechnet mit umfangreichen Bundeswehr-Aufträgen. Isar Aerospace-Gründer Daniel Metzler sieht Raumfahrt als "zukunftsträchtige Industrie" mit "vielen Tausend Jobs" - und klaren Standortvorteilen in Deutschland.

Noch ist die "Spectrum"-Erprobung nicht abgeschlossen, der erste Testflug Ende März dauerte 30 Sekunden, bevor die Trägerrakte abstürzte. Weitere Tests stehen an, Isar Aerospace arbeitet parallel auf erste kommerzielle Raketenstarts hin.

"SpaceX hat vier Versuche gebraucht, um das zu schaffen", sagte Isar-Aerospace-Gründer Daniel Metzler in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Auf dem Weg liegen viele weitere wichtige technische Meilensteine, wie das Abkoppeln der ersten Triebwerksstufe oder Zünden der Oberstufe."

Ende August meldete Isar Aerospace Missionsaufträge der EU und der europäischen Raumfahrtagentur ESA für ein niederländisches und ein französisches Unternehmen. Beide Starts seien "ab 2026" mit Nutzlast vom norwegischen Raumhafen Andøya geplant.

Der niederländische Kunde Isispace ist ein Satellitenhersteller, das französische Unternehmen Infinite Orbits hat ein ferngesteuertes Wartungssystem für andere Satelliten entwickelt.

Isar Aerospace wird 2026 ein Raketenwerk mit einer Jahreskapazität von 40 Launcher-Systemen eröffnen.

"Mehr als die Hälfte" aller Anfragen erhalte Isar Aerospace aktuell von Militärs, sagte Metzler. Das Unternehmen könne die Serienfertigung beschleunigen. "Dafür brauchen wir klare Zusagen der Bundeswehr, die dies entsprechend vorfinanziert."

Mittel dafür hat die Bundeswehr eingeplant: Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will bis 2030 rund 35 Milliarden Euro in Weltraumprojekte und -infrastruktur investieren - Deutschland und Europa sollen auch bei Trägern unabhängiger von SpaceX werden.

Wie auch in der Informationstechnologie ist Europa in den vergangenen Jahren in der Raumfahrt ins Hintertreffen geraten. Derzeit ist Europa kaum in der Lage, Satelliten selbst ins All zu befördern - ein Quell der Frustration für die europäische Luft- und Raumfahrtbranche.

Nach Zahlen des Luft- und Raumfahrt-Bundesverbands BDLI starteten die USA im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte von weltweit 220 zivilen und militärischen Trägerraketen mit Satelliten und anderer Nutzlast an Bord. China schoss 67 Raketen ins All, Russland 20, und Indien 7. Europa war demnach mit 4 Raketenstarts Schlusslicht.

"Das können wir"

Metzler sieht Raumfahrt als "zukunftsträchtige Industrie" mit heute schon 680 Milliarden Euro Weltumsatz - und Standortvorteilen in Deutschland.

"Raumfahrt ist weniger Raketenwissenschaft als Raketeningenieurswesen", sagte Metzler dem "Spiegel". "Das können wir, es kommt auf hohe Präzision und Qualität in der Produktion an. Bei uns im Werk stehen fast ausschließlich deutsche Maschinen, weil es die besten sind."
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Isar Aerospace | 10.10.2025 06:34


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