Eingliederung deutscher Standorte
Älter als 7 Tage

Airbus-Tochter Premium AEROTEC plant Werk in Rumänien

HAMBURG (dpa) - Die neugegründete Airbus-Tochter Premium AEROTEC plant einem Zeitungsbericht zufolge ein neues Werk in Rumänien. "Wir prüfen, eine eigene Produktion für Blech- und Frästeile in Rumänien mit bis zu 50 Millionen Euro Investitionsvolumen aufzubauen oder die Lieferungen aus dem Niedriglohnland zu erweitern", sagte AEROTEC-Chef Hans Lonsinger der "Financial Times Deutschland" (Montagausgabe).



Mittelfristig sei zudem ein US-Produktionsstandort möglich. "Wir werden uns massiv um Bauteile für das Boeing-737-Nachfolgemodell bewerben", kündigte der Firmenchef an. Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS lagerte drei Werke des Flugzeugbauers Airbus in Nordenham, Varel und Augsburg in die neue Tochter Premium AEROTEC aus.


Die Ausgliederung wurde heute offiziell. Unter dem Dach der 100-prozentigen EADS-Tochter bilden die Standorte einen der größten Luftfahrtzulieferer der Welt. "Uns fällt ein Stein vom Herzen. Es konnten viele tausende Arbeitsplätze gesichert werden", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) vor dem Festakt in Nordenham. Bis Ende 2011 will der Luft- und Raumfahrtkonzern die Mehrheit an der Premium AEROTEC GmbH halten. Die rund 6.000 Mitarbeiter genießen bis Ende 2013 Kündigungsschutz.

Obwohl ein Verkauf des Zulieferers innerhalb der nächsten drei Jahre nicht möglich ist, schließt ihn EADS zu einem späteren Zeitpunkt nicht aus. "Wir werden nach wie vor nach einem starken Partner suchen", sagte der deutsche Airbus-Vorsitzende und Aufsichtsratschef von Premium AEROTEC, Gerald Weber.

Einige Beschäftigte in Nordenham bezeichneten die Ausgliederung deshalb nur als "Aufschub" oder "Kompromiss mit bitterem Beigeschmack". Dennoch sei die Belegschaft erleichtert, dass die Unsicherheit erstmal vorbei sei, sagte Michael Eilers vom Gesamtbetriebsrat. "Jetzt geht es um die konkrete Ausgestaltung der neuen Firma und wie viele Einsparungen jedes Werk zu erfüllen hat."

2009 "schwarze Null" angestrebt

Die Arbeitnehmer müssen sich mit 22,5 Millionen Euro am Sparkurs beteiligen. "Davon haben wir 9 Millionen Euro erreicht", sagte Eilers. Produktivitätssteigerungen und leistungsorientierte Entgelte sollen den Rest einbringen.

Eine vollständige Ausgliederung der Standorte aus dem EADS-Konzernverbund war daran gescheitert, dass keine geeigneten Käufer gefunden werden konnten. Die französischen Werke Méaulte und St. Nazaire Ville gingen in der neuen Konzerntochter Aerolia auf. Airbus verkaufte zudem einen Teil des britischen Standortes Filton und hatte bereits im Oktober 2008 den deutschen Standort Laupheim an die Rüstungskonzerne Diehl und Thales übertragen.

Der Konzernumbau ist ein Bestandteil des Sparprogramms "Power 8". EADS hatte den Umbau eingeleitet, nachdem Airbus durch Verzögerungen beim Großraumflugzeug A380 unter Druck geraten war.

"Wir sind davon überzeugt, dass mit Premium AEROTEC und Aerolia starke Unternehmen gegründet worden sind, die zu einem späteren Zeitpunkt für potenzielle Käufer attraktiv sein werden", sagte Airbus-Chef Tom Enders kürzlich. Das Programm "Power8" soll bis zum Jahr 2010 zu jährlichen Einsparungen von 2,1 Milliarden Euro führen. 10.000 Arbeitsplätze sollen wegfallen.

Lonsinger will das Unternehmen dem Bericht zufolge künftig breiter aufstellen und für neue Kunden öffnen. Im ersten Geschäftsjahr 2009 rechne er mit einem Umsatz von etwa einer Milliarde Euro und beim Ergebnis "mit einer schwarzen Null". Der Auftragsbestand liege bei etwa 3,5 Milliarden Euro. Großaufträge für das neue Airbus-Flugzeug A350 und den Militärtransporter A400M seien darin noch nicht enthalten.
© dpa | Abb.: Premium AEROTEC | 18.01.2009 17:25

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Beitrag vom 20.01.2009 - 13:29 Uhr
@overview : Teile Ihre Auffassungen. Kenne Rumänien mittlerweile seit mehr als 15 Jahren und bin mit Land und Leuten vertraut. Sicherlich gibt es dort einige ganz wenige "Qualitäts- und Technik-Inseln" aber ansonsten rivalisiert die Rumänische Industrie -oft erfolglos- mit chinesischer Fabrikation. Wo findet man da also eine "Qualitäts-Insel" die nicht bereits ausgelastet ist ?
Auch habe ich jahrzehntelange Erfahrung in der Praxis betriebswirtschaftlicher Entscheidungsvorbereitung, ich kenne die "Modetrends" seit Beginn der 70' er Jahre und manche Entscheider. Leider hat die Qualität betriebswirtschaftlicher Entscheidungsvorbereitung in den letzten 15 Jahren stark unter angelsächsisch verkürzten Theorieableitungen gelitten; diese Kurzstudiengänge produzieren eben nur flache, dafür aber gut vermarktete ( "Masters of the Universe") , Qualität. Die Resultate hiervon können wir uns aktuell jeden Tag im Wirtschaftsteil der FAZ ansehen.
Beitrag vom 20.01.2009 - 11:45 Uhr
Wenn es "Deutsche Autos" nur mit Teilen aus Deutschland gebe würde kein einziges Auto die Fabrik verlassen. Es wird weltweit zugekauft, auch und gerade aus Osteuropa, sogar ganze Motoren. Fast der ganze Kabelsalat im Auto wird importiert da diese Arbeit in Deutschland im internationalen Wettbewerb zu teuer geworden ist. Hat dort natürlich Arbeitsplätze gekostet.

Wir exportieren aber in Millionenzahl Autos. Wenn diese zu teuer wären würde das nicht funktionieren. Also weniger Arbeitsplätze in der Verkabelung, mehr in der Autofabrik. Ist ein komplexes Thema dem man mit zu großer Verallgemeinerung nicht gerecht wird.
Beitrag vom 20.01.2009 - 10:59 Uhr
Das ist richtig. Hier wird stark verallgemeinert und polemisiert. Auch von mir.
Natürlich gibt es gute Manager die kluge Entscheidungen treffen und nachhaltig für positive Entwicklungen sorgen. Ich habe nur das Gefühl es sind zu wenig und es werden immer weniger.
Grundsätzlich ist ja gegen eine Produktion im Ausland nichts zu sagen. Solange das Risiko kalkulierbar ist und der Hintergrund für die Produktion eine Expansion des Unternehmes ist.
Wenn es aber um hochwertige, sichheitsrelevante Bauteile geht bei denen auch KnowHow mit weggegeben wird und wenn dabei auch noch Arbeitsplätze in einer strukturschwachen deutschen Region vernichtet werden, kann man das nicht befürworten.
Es sei denn, man sitzt in einer ausländischen Konzernzentrale und denkt nur an den Shareholder Value. Oder man ist Unternehmensberater... oder Aktionär... oder ähnliches...
nur eben nicht direkt betroffen.


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