SAN FRANCISCO - Nach der fatalen Bruchlandung eines südkoreanischen Passagierflugzeugs in San Francisco kommen die US-Behörden bei der Ursachensuche voran. Nach ersten Ermittlungen versuchte der Pilot im letzten Moment vor dem Aufprall ein Durchstartmanöver, sagte die Chefin der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB, Debbi Hersman, am Sonntagabend (Ortszeit). Fakt ist wohl, dass das Flugzeug den Airport viel zu langsam anflog.
Der vorläufigen Auswertung des Flugschreibers zufolge forderte ein Mitglied der Cockpit-Besatzung sieben Sekunden vor der fatalen Bruchlandung, die Fluggeschwindigkeit zu erhöhen. Ein vom TV-Sender CNN
veröffentlichtes Video suggeriert, dass die Boeing 777 der südkoreanischen Fluggesellschaft Asiana viel zu tief flog, bevor sie die Landebahn erreichte.
Hersman wollte aber nicht von einem Pilotenfehler sprechen. Dafür habe ihre Mannschaft in der Kürze der Zeit noch nicht genügend Erkenntnisse gesammelt. Sie betonte aber, dass die Anfluggeschwindigkeit deutlich unter den notwendigen 253 Stundenkilometern gelegen habe.
Erster Anflug des Pilotens auf San FranciscoUpdate 10.07 Uhr: Einer der Piloten war nach offiziellen Angaben noch im Training für Flüge mit einer Boeing 777. Der ansonsten erfahrene Flugzeugführer habe noch nie zuvor eine Maschine des verunglückten Typs auf den Flughafen von San Francisco gelandet, sagte eine Sprecherin des südkoreanischen Verkehrsministeriums in Sejong.
Der Flug nach San Francisco sei aber für Piloten im Training nicht ungewöhnlich. Der betroffene Pilot habe zuvor eine solche Maschine neunmal gelandet und 43 Flugstunden mit einer Boeing 777 hinter sich gehabt. Nach Angaben der Fluggesellschaft Asiana Airlines hatte der Pilot insgesamt etwa 10 000 Flugstunden absolviert.
Funkmitschnitt unauffälligDer Mitschnitt der Funkaufnahmen aus dem Cockpit gäbe keinen Anlass zu glauben, dass die Maschine einen technischen Defekt gehabt hätte. Auch dass ein wichtiges Navigationssystem am Boden abgeschaltet gewesen war, hätte nicht zu dem Absturz beitragen dürfen, sagte Hersman. Es sei wegen des guten Wetters nicht notwendig gewesen.
Bei dem
Unglück am Samstag kamen zwei junge Chinesinnen ums Leben. Eines der beiden 16-Jährigen Mädchen wurde offenbar von einem Rettungswagen überfahren. Nach US-Medienangaben deuteten die Verletzungen darauf hin. Eine Obduktion werde die Todesursache bei beiden klären.
Mindestens sechs der gut 180 Verletzen waren laut einer Krankenhaussprecherin auch am Sonntagabend noch in kritischer gesundheitlicher Verfassung. Insgesamt überlebten 305 Menschen. Die Boeing 777-200 war nach einem gut zehnstündigen Flug von Seoul ohne Vorwarnung auf der Landebahn des internationalen Airports der Westküstenmetropole aufgeschlagen. Sie brach auseinander und brannte größtenteils aus.
"Wir haben sehr viel Glück gehabt, dass wir so viele Überlebende haben", sagte der Bürgermeister der Stadt, Ed Lee. "Das hätte viel schlimmer sein können." "Wir sind sehr dankbar, dass es nicht mehr Tote gab", sagte Hersman. Die NTSB wertet seit Sonntag die Flugschreiber der Maschine aus, die seit 2006 für die Fluggesellschaft im Einsatz war.
Der Flughafen liegt am Ufer der Bucht von San Francisco. Möglicherweise seien die Räder gegen eine Begrenzung geprallt, so dass der Pilot die Kontrolle über den Flieger verloren habe, meinten Beobachter.
© dpa | Abb.: NTSB | 08.07.2013 06:43
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Beitrag vom 12.07.2013 - 09:55 Uhr
@Stefl,
es brent noch nicht, ist wohl die suboptimalste Begründung für die Verschiebung einer Notevakuierung!
Es kann, falls es denn doch brennen sollte, Probleme mit den Notrutschen geben...
Dieser Flug ist doch das Paradebeispiel, sofort nach dem Aufschlag die Notevakuierung einzuleiten!
Dieser Beitrag wurde am 12.07.2013 09:57 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 12.07.2013 - 08:11 Uhr
Bei Strukturschäden, Wasserungen und Feuergefahr ist es durchaus üblich, dass die Flugbegleiter eine Evakuierung selbständig initiieren, auch wenn dies von der Einschätzung der Flightcrew abweicht. Allerdings verwundert mich die Darstellung aus dem zitierten Text ebenfalls. Hier scheinen Schock und Stress evtl. die Wahrnehmung des gerade geschehenen in Mitleidenschaft gezogen zu haben.
Zu den im Flugzeug aufgeblasenen Slides: Dies kann durch stressbedingte Fehlbedienung geschehen sein. Ich kenne die Besonderheiten der T7-Exits nicht, jedoch ist es auf anderen Mustern schon zu ähnlichen Vorfällen gekommen, wenn ausgelöste Rutschen gegen eine wieder verschlossene Tür abgefeuert wurden (weil man sich nicht sicher war, ob die Rutsche "gearmed" also "scharf" war, schliesst man die Tür wieder und verriegelt die Mechanik nochmals, und checkt ob die Türeinstellung tatsächlich in Flight stand und die mechanische Einrastung der Rutsche auch tatsächlich stattfindet). In der Rutsche wird eine Sprengstoffladung genutzt, um das Aufblasen das realisieren. Dieser Vorgang wird gestartet, wenn eine Reissleine aus der Kartusche in der Rutsche gezogen wird. Dies kann mit gewisser Verzögerung passieren. Ist die Leine nicht ganz gezogen (wie im oben beschriebenen Fall) kann sich jetzt die Kartusche trotzdem unvermittelt entladen, bei geschlossener Tür drückt sich dabei die gesamte Slide aus ihrem Container in der Tür. Bei einem Flugzeug wie der der T7 sind die Slides aufgrund der Bauhöhe und Etops-Anforderungen an das Rettungsequipment entsprechend voluminös, man kann sich also vorstellen, welches Volumen sie dann schlagartig im Türbereich einnehmen bei Entfaltung. Von einer sich entfaltenden Rutsche getroffen zu werden ist aufgrund der Gewalt des Aufblasens alles andere als ungefährlich. Auch wenn es "nur Luft" ist, reicht die Entfaltungsgeschwindigkeit aus, um einen Menschen im ungünstigsten Fall lebensgefährlich zu verletzen.
Dieser Beitrag wurde am 12.07.2013 08:31 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 11.07.2013 - 23:27 Uhr
Ich denke zu dem Zeitpunkt war es aus Sicht vom Cockpit okay die Evakuierung nicht einzuleiten. Feuer gab es noch nicht in der Kabine und wurde auch nicht gemeldet (wurde ja erst später von einer Flugbegleiterin bei 2L beobachtet). Und prinzipiell ist es garantiert sicherer einen Flieger "geordnet" zu verlassen. BTW dann hätte sich auch keine Notrutsche innerhalb der Kabine aufgeblasen... Frage an die Experten: wie kann das passieren?
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es brent noch nicht, ist wohl die suboptimalste Begründung für die Verschiebung einer Notevakuierung!
Es kann, falls es denn doch brennen sollte, Probleme mit den Notrutschen geben...
Dieser Flug ist doch das Paradebeispiel, sofort nach dem Aufschlag die Notevakuierung einzuleiten!
Dieser Beitrag wurde am 12.07.2013 09:57 Uhr bearbeitet.
Zu den im Flugzeug aufgeblasenen Slides: Dies kann durch stressbedingte Fehlbedienung geschehen sein. Ich kenne die Besonderheiten der T7-Exits nicht, jedoch ist es auf anderen Mustern schon zu ähnlichen Vorfällen gekommen, wenn ausgelöste Rutschen gegen eine wieder verschlossene Tür abgefeuert wurden (weil man sich nicht sicher war, ob die Rutsche "gearmed" also "scharf" war, schliesst man die Tür wieder und verriegelt die Mechanik nochmals, und checkt ob die Türeinstellung tatsächlich in Flight stand und die mechanische Einrastung der Rutsche auch tatsächlich stattfindet). In der Rutsche wird eine Sprengstoffladung genutzt, um das Aufblasen das realisieren. Dieser Vorgang wird gestartet, wenn eine Reissleine aus der Kartusche in der Rutsche gezogen wird. Dies kann mit gewisser Verzögerung passieren. Ist die Leine nicht ganz gezogen (wie im oben beschriebenen Fall) kann sich jetzt die Kartusche trotzdem unvermittelt entladen, bei geschlossener Tür drückt sich dabei die gesamte Slide aus ihrem Container in der Tür. Bei einem Flugzeug wie der der T7 sind die Slides aufgrund der Bauhöhe und Etops-Anforderungen an das Rettungsequipment entsprechend voluminös, man kann sich also vorstellen, welches Volumen sie dann schlagartig im Türbereich einnehmen bei Entfaltung. Von einer sich entfaltenden Rutsche getroffen zu werden ist aufgrund der Gewalt des Aufblasens alles andere als ungefährlich. Auch wenn es "nur Luft" ist, reicht die Entfaltungsgeschwindigkeit aus, um einen Menschen im ungünstigsten Fall lebensgefährlich zu verletzen.
Dieser Beitrag wurde am 12.07.2013 08:31 Uhr bearbeitet.