Milliardenrisiko A340
Älter als 7 Tage

Airbus sucht Märkte für gebrauchte Vierstrahler

Arik Air Airbus A340-500
Arik Air Airbus A340-500, © Ingo Lang, edition airside

Verwandte Themen

LONDON - Normalerweise verkauft John Leahy neue Flugzeuge. Heute ist der Airbus Marketingchef aber in anderer Mission unterwegs: Leahy soll Betreiber junger A340-Flotten bei einer Veranstaltung in London davon überzeugen, dass es für die großen Vierstrahler auch bei einem Ölpreis jenseits von 100 US Dollar noch einen Gebrauchtmarkt gibt. Bei der Konferenz an der Themse wird es allerdings nicht nur um das Geld der Fluggesellschaften gehen.

Von 2002 bis 2011 baute Airbus 97 A340-600 und 32 A340-500. Der Betrieb der A340-600 ist zwar teuer, rechnet sich für die meisten Betreiber aber auch bei hohen Spritpreisen noch.

Ganz anders sieht es beim Nischenmodell A340-500 aus, das Airbus für den Einsatz auf Ultralangstrecken entwickelte. Für die A340-500 gibt es derzeit faktisch keine Käufer, dafür umso mehr Betreiber, die ihre Flugzeuge gerne los wären.

Nach lediglich drei Einsatzjahren reichte Air Canada ihre beiden A340-500 bereits 2007 an TAM weiter. Emirates hat im September zwei ihrer zehn A340-500 aus dem Flugdienst genommen und damit die Stilllegung der Flotte eingeläutet. Die Flugzeuge seien "vollständig abgeschrieben" und würden ausgeschlachtet, wenn sich kein Käufer finde, sagte Emirates-Chef Tim Clark.

Thai Airways und Qatar Airways hatten zuletzt erfolglos versucht, ihre jeweils vier A340-500 beziehungsweise A340-600 an den Mann zu bringen. Singapore Airlines hat das Problem hingegen elegant gelöst - im Gegenzug für einen neuen A350-Auftrag verpflichtete sich Airbus vor einem Jahr, alle zehn A340-500 von Singapore Airlines zurückzunehmen. Singapore Airlines hat gerade damit begonnen, die Flotte außer Dienst zu stellen.

Restwerte unter 20 Millionen US Dollar

Bei Airfax, einer in der Branche oft benutzten Marktübersicht für gebrauchtes Fluggerät, stehen derzeit zwei A340-500 und neun A340-600 zum Verkauf. Eine A340-500 aus dem Jahr 2008 in VIP-Ausführung wird im Internet über einen Makler derzeit für 19,0 Millionen US Dollar angeboten.

Die Restwerte der A340-600 liegen laut Experten zwar noch etwas höher, aber in vielen Fällen weit unterhalb der Buchwerte ihrer Eigentümer. Der Leasinganbieter ILFC hat seine Bilanz im dritten Quartal bereits um eine Sonderabschreibung in Höhe von 1,2 Milliarden US Dollar auf große Vierstrahler bereinigt. ILFC gehören unter anderem dreizehn A340-600.

Auch in die EADS-Bilanzen könnten die A340-500 und A340-600 noch empfindliche Dellen schlagen - einigen Airlinekunden und ihren finanzierenden Banken sagte Airbus Restwertgarantien für die A340 zu, die bald greifen könnten. Neben Singapore Airlines und Emirates soll Airbus auch Virgin Atlantic bei einem komplexen Herstellerleasing einen Rückkaufwert für die A340 garantiert haben.

Bloomberg zitiert aus einer Analyse von Bernstein Research, laut der Airbus bis zu 50 A340-500 und A340-600 mit Restwertgarantien von bis zu 70 Millionen US Dollar pro Flugzeug ausgestattet haben soll.

Potenzielle Kunden in Südamerika und dem Iran

Die Flottenankäufe des Herstellers entlasten den Markt. Auch Boeing setzt dieses Instrument ein, um dem Preisverfall bei gebrauchten 747-400 entgegenzuwirken. Dennoch hofft Airbus, zumindest für die A340-600 einen halbwegs stabilen Gebrauchtmarkt zu schaffen - nicht zuletzt, um die eigenen finanziellen Risiken aus den Restwertgarantien zu begrenzen. 

Die größten Kunden für gebrauchte A340-600 sieht Airbus in Mittel- und Südamerika sowie in Teilen Asiens. Die aktuelle Entspannungspolitik zwischen dem Westen und Iran dürfte bei der Konferenz in London ebenfalls eine Rolle spielen - wenn Importsanktionen für den Iran gelockert werden, würde sich ein großer Absatzmarkt für gebrauchte A340 und passende Triebwerke öffnen.
© aero.de | Abb.: Airbus | 04.12.2013 11:44

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 10.12.2013 - 17:38 Uhr
wenn man sich dies durchliest, sieht die a340 gar nicht so schlecht...
 http://leehamnews.wordpress.com/2013/12/08/airbus-engine-oems-make-the-case-for-a340-future/
Beitrag vom 09.12.2013 - 10:24 Uhr
prawda, das ist aber kein Grund kein neues Triebwerk dranzumachen, sondern der Grund, warum man kein Flugzeugprogramm mehr startet, ohne von mind. zwei Herstellern ein neues Triebwerk zu kriegen. Superfan lessons learned ;-)
Zumindest theoretisch, gell A350XWB ;-)
Beitrag vom 09.12.2013 - 10:20 Uhr
erwin, das sollte man so nicht stehen lassen. Positioniert man die Triebwerke richtig, so kann unter Umständen sogar eine Gewichtsersparnis erreicht werden! Grundsätzlich entlasten Triebwerke den Flügel, da sie den Auftriebskräften entgegenwirken.
Beim A340 speziell war die Weichheit des Flügels im Aussenbereich am äußeren TW eine Herausforderung, Flattern musste unterbunden werden. Ob das zu Gewichtszunahme in Form von lokalen Versteifungen geführt hat, weiß ich nicht.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 03/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden