Boeing im ersten Quartal von Zulieferproblemen ausgebremst

SEATTLE - Boeing Commercial Airplanes hat im ersten Quartal des laufenden Jahres weniger Flugzeuge ausgeliefert als im Vorjahr. Von Januar bis März wurden mit 108 Flugzeugen 13 Maschinen weniger übergeben als im Vergleichszeitraum 2009. Entsprechend geringer fiel auch der Spartenumsatz aus. Die Erlöse der Verkehrsflugzeugsparte gingen im ersten Quartal um 13 Prozent auf 7,47 Milliarden US Dollar zurück, teilte Boeing am Mittwoch mit.

Unter dem Strich verdiente Boeing mit Verkehrsflugzeugen in den ersten drei Monaten 679,0 Millionen US Dollar. Die operative Marge der Sparte erhöhte sich damit um 4,2 Prozentpunkte auf 9,1 Prozent. Konzernweit fiel der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,0 Prozent auf 15,2 Milliarden US Dollar. Der Gewinn schrumpfte unterm Strich um 15 Prozent auf 519,0 Millionen US Dollar.

Konzernchef Jim McNerney verbreitete am Mittwoch dennoch Aufbruchstimmung: Die Verbesserungen, die Ende 2009 eingesetzt hätten, hielten an. Die Luftfahrt erhole sich und die beiden wichtigen neuen Flugzeugmodelle 787 Dreamliner und der Jumbo 747-8 machten Fortschritte. "Unser Ausblick bleibt reizvoll." 

Den Umsatz sieht das Management in diesem Jahr von zuletzt 68,2 Milliarden US Dollar auf 64,0 bis 66,0 Milliarden US Dollar fallen. Erst 2011 soll es wieder aufwärts gehen, wenn die Produktion der 787 und der 747-8 angelaufen ist.

Koito-Probleme bremsen Fertigung

Die geringere Fertigung von Verkehrsflugzeugen im ersten Quartal führt Boeing auch auf die aktuellen Probleme des japanischen Zulieferers für Flugzeugsitze Koito Industries zurück. Koito sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, Testdaten über Crashverhalten und Feuerfestigkeit seiner Flugzeugsitze manipuliert zu haben.

Nach Medieninformationen prüfen sowohl die FAA als auch die EASA die Herausgabe von Lufttüchtigkeitsanweisungen für Fluggerät, das mit Sitzen betroffener Chargen ausgestattet wurde. Für das Gesamtjahr hält Boeing trotz der Schwierigkeiten bei den Sitzen an seiner Fertigungsprognose fest und will 460 bis 465 Flugzeuge fertigstellen.

Mittelfristig will Seattle wieder die Nummer eins am Himmel werden. Der Chef der Verkehrsflugzeug-Sparte, Jim Albaugh, sieht die Chance, den europäischen Rivalen Airbus binnen drei bis vier Jahren zu überholen. Er begründete seine Hoffnungen im Februar in einem Interview mit der "Financial Times" mit der im vierten Quartal  beginnenden Auslieferung des neuen Langstreckenfliegers 787 und weiterhin guten Verkäufen der Typen 777 und 737.

"Sie werden sehen, dass die Zahl der Auslieferungen, die wir 2013 und 2014 haben werden, deutlich über den heutigen liegen werden", sagte Albaugh. Airbus hatte sich schon vor Jahren vor Boeing gesetzt. Im vergangenen Jahr hatte Airbus 498 Flieger in die Luft gebracht, Boeing 481. Auch bei den Neuaufträgen lagen die Europäer vorn.