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Schwarze Null: Austrian bleibt zuversichtlich

AUA H1 /11 PK
AUA Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth (v.l.n.r.), © Gerhard Vysocan, edition airside

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WIEN - Trotz negativer Halbjahresbilanz ist die AUA zufrieden, nicht mit dem Ergebnis, aber mit ihrer neuen Stärke auch mit unerwartet schwierigen Rahmenbedingungen fertig zu werden. Explodierende Spritkosten, starke Einbrüche auf zwei ihrer Hauptmärkte (Japan, Nahost/Nordafrika), die neue Flugsteuer und die Währungsentwicklung haben die AUA rund 100 Mio EUR gekostet, "ohne Restrukturierung wäre das unser Ende gewesen", erklärt AUA-Vorstand Andreas Bierwirth am Donnerstag vor Journalisten.

Wie bereits berichtet, flog Austrian im 2.Quartal trotz der außerordentlichen Belastungen operativ mit plus 0,4 Mio EUR ein ausgeglichenes Ergebnis ein. Im 1.Halbjahr blieben die Verluste mit minus 63,1 Mio aber nur leicht unter Vorjahresniveau (2010: minus 68,7 Mio EUR).

Die schwarze Null zum Jahresende bleibt dennoch Credo, auch wenn der Weg dorthin eher einem 'Linkswalzertanz auf einem wackeligen Kaffeehaustisch' gleicht, so Bierwirth-Kollege Peter Malanik. Dennoch, Austrian's Immunsystem scheint wieder intakt zu sein, "Wir sind krisensicherer geworden", meint Malanik und betont, "wir wollen im zweiten Halbjahr zeigen, was in uns steckt".

Anders als oft kolportiert, sei der positive Jahreschluss keine Forderung der Konzernmutter Lufthansa, sondern ein selbstgestecktes Ziel. "Erreichen wir es nicht, würde das am Kurs der AUA wenig ändern", so die Vorstände.

Die Strategie hingegen stimmt, die Maßnahmen greifen. So käme die rund 40 prozentige Kapazitätsrücknahme in Nahost verstärkt dem Verkehr in Westeuropa zugute, außerdem entfallen damit auch die Kapazitätsauflagen der EU. Insgesamt sehe Austrian die Entwicklung für das 2.Halbjahr durchaus positiv, auch für das Vorwinterquartal (Q4), das im letzten Jahr nicht so gut gelaufen sei.

Restrukturierung abgeschlossen

Mit dem Verkauf der 50-Sitzer Flotte sei die Restrukturierung erfolgreich abgeschlossen. Wie geplant habe das kostenseitig Einsparungen von über 200 Mio EUR gebracht, die zum guten Teil auch von den Mitarbeitern getragen wurden. Eine weitere Redimensionierung der Airline sei nicht vorgesehen. Anzahl und Struktur der Mitarbeiter (dzt. rund 6.000 Vollzeitbeschäftigte) sowie die jetzige Größe von Flotte (80 Maschinen) und Netz (130 Destinationen) seien unabdingbar, um die Drehkreuzqualität am Standort Wien zu halten, punktuelle Maßnahmen wären aber eine "permanente Notwendigkeit". Abgeschlossen wurde auch die Kabinenerneuerung der Airbusflotte, jene der Boeingflotte soll bis September folgen. Ab 2012 werden auch die Langstreckenmaschinen ein komplett neues Kabinenoutfit erhalten.

Durch ihre Restrukturierung erreichte die Airline in der Effizienz ihrer Mitarbeiter industrieweit einen Spitzenplatz. So erzielt die AUA pro Mitarbeiter ein Umsatz von 343.000 Euro, gegenüber 292.000 Euro vor der Sanierung. Im Vergleich dazu erwirtschaften die Kollegen bei Airfrance 232.000 Euro, jene von British Airways 227.000 Euro. Bierwirth räumte aber ein, diese Zahlen seien auf Grund unterschiedlicher Parameter nur bedingt vergleichbar.

Marktaussicht

Ein Dauerthema ist der Wettbewerb im Asiengeschäft mit Emirates. Laut Bierwirth basiere der Erfolg der Golfairline u.a auch auf der erfolgreichen Luftfahrtpolitik der Emirate. "Wären wir an deren Stelle, würden wir's genauso machen", relativiert Bierwirth frühere Kritik an Emirates. Unverständlich sei hingegen die Haltung der hiesigen Politik, die letztlich den Wettbewerber begünstige. Wie berichtet stockte Emirates im April 2011 auf Basis temporärer Verkehrsrechte ihre Dubai-Verbindung auf zwei tägliche Flüge auf, mit Schwerpunkt Transit nach Asien. Dies koste die AUA zunehmend Passagiere nach Indien, Thailand und China. Dabei ginge es nicht um Schutz von Märkten oder Unternehmen, sondern um eine Gleichstellung der operativen Standards, die in Europa inzwischen selbstverständlich seien.

Kein Thema mehr sei inzwischen der Streit um Verkehrsrechte nach Russland.

Positiv entwickle sich auch wieder der eingebrochene Japanverkehr. Tokio, die ertragsreichste Strecke im gesamten AUA-Netz, laufe inzwischen fast wieder normal. Langsam erholen würde sich auch der Verkehr nach Osteuropa, der aber noch immer ein starkes West-Ostgefälle zeige. Hier gäbe es auch positive Effekte durch eine Harmonsierung des Transferverkehrs im Konzernverbund. Den derzeitigen Rückgang des Nahostverkehrs hofft die Airline durch Verlagerung der freien Kapazitäten nach Westeuropa zu kompensieren.

Basis für die künftige Entwicklung des Langstreckenverkehrs sei schließlich ein stabiles Europaangebot, nicht nur für die AUA, auch für Partnerairlines aus der Star Alliance. Entwicklungsschwerpunkt sei sicher der Asienverkehr, transatlantisch gäbe es vor allem Lokalverkehr.

Standortpartner Flughafen Wien

Viel erwartet sich Austrian von der Inbetriebnahme des neuen Skylink-Terminals im nächsten Sommer. Dies würde das Preis/Leistung-Verhältnis des AUA-Angebots stark verbessern, speziell in dem für AUA und Standort so wichtigen Transfergeschäft. Der Kunde unterscheide nicht zwischen Airline und Airport, für ihn zähle das Gesamtprodukt.

Essentiell für Fortbestand und Entwicklung des Hubs Wien sei auch der Bau der dritten Piste, trotz bester Pünktlichkeitswerte der Airline. Immerhin schafft die AUA derzeit mit einer erfolgreichen Anschlussrate von 98,8 Prozent aller Transitpassagiere europaweit einen Spitzenplatz.

Appell an Politik

Für Wirtschaft, Airport wie Airlines fordern die Vorstände eine klar artikulierte Luftfahrtpolitik. "Die Politik will zwar das Drehkreuz Wien, ist sich aber nicht klar, was sie dafür tun muss", so Malanik. Die Standortbedingungen seien nach wie vor suboptimal, u.a. auch durch fragwürdige Belastungen wie die Flugsteuer und exorbitante Gebühren. Von Nöten wäre eine gezielte Standortförderung, stattdessen wird die Luftfahrt noch zusätzlich belastet.
© Bob Gedat, edition airside/aero.at | Abb.: Gerhard Vysocan | 28.07.2011 23:17

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Beitrag vom 29.07.2011 - 11:54 Uhr
@Oman Air: Von Überheblichkeit kann wirklich keine Rede sein. Die Vorstände haben die Situation ganz nüchtern erläutert und sicher nichts beschönigt. Tatsache ist freilich, dass die Airline durch die Entwicklung in Japan und im arab. Raum mitten in ihrer Sanierungsphase durch massive Einbrüche auf ihren stärksten Ertragsmärkten (20% Marktanteil !) empfindlich getroffen wurde. Das ist ja auch konzernseitig oft genug betont worden. Ingesamt musste die AUA mit einer unerwarteten Extrabelastung von rd 100 Mio fertig werden, davon 40 Mio im Asien/Nahost-Geschäft, bei knapp unter 1 Mrd Umsatz ein mächtiger Brocken.
LG Bob
Beitrag vom 29.07.2011 - 07:23 Uhr
Nur die AUA und sonst keine andere Flugesellschaft auf der Welt musste leiden unter:

Hier kann ich "Oman Air" aber so gar nicht zustimmen. Für mich stellt der Artikel eine ausführliche und sachliche Berichterstattung zu Lage und Aussichten dar und keinesfalls eine Aussage wie oben. Von Überheblichkeiten kann ich da nicht wirklich was erkennen.

Liebe Grüße aus Berlin
André

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Beitrag vom 29.07.2011 - 07:03 Uhr
Es ist schon tragisch.
Nur die AUA und sonst keine andere Flugesellschaft auf der Welt musste leiden unter:
Japan-, Nahost- und Nordafrikakrise, den hohen explodierenden Spritkosten. Alle andern Fluggesellschaften auf dieser Welt haben wahrscheinlich Diesel getankt. Den Verfall des Dollars hat auch nur die AUA getroffen etc., etc., etc !!!
Die Überheblichkeiten sind kaum zu fassen, man könnte meinen dass der Flugplatz Wien und die AUA der Nabel der Welt sind. Wie schon etliche Male mitgeteilt, werden die ganz grossen Passagierströme nicht in Wien abgewickelt.
Warten wir doch auf weitere Ausreden der AUA Führung.

Dieser Beitrag wurde am 29.07.2011 07:16 Uhr bearbeitet.


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