UFO lehnt Tarifangebot ab
Älter als 7 Tage

Rückschlag für Sparkurs bei Lufthansa

Lufthansa
Lufthansa in München, © Deutsche Lufthansa AG

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FRANKFURT - Die Lufthansa hat auf ihrem Sparkurs einen ersten Rückschlag erlitten. Bei ihren rund 17.000 Stewards und Stewardessen schwelt der Konflikt um eine neue Gehaltsstruktur weiter, nachdem am Donnerstagabend ihre Spartengewerkschaft UFO das Tarifangebot von 3,5 Prozent mehr Geld nicht angenommen hat. Unter Dach und Fach sind hingegen die Tarifverträge für rund 33 000 von Verdi vertretene Lufthansa-Mitarbeiter am Boden.

Die Probleme der extrem konjunkturabhängigen Branche sind gerade im schuldengeschüttelten Europa vielfältig. Für dunkle Wolken sorgen hohe Ölpreise, vielfältige Steuern und Abgaben sowie der heftige Konkurrenzdruck der mit Macht in den Markt drängenden Carrier aus dem Mittleren Osten.

Trotz steigender Passagierzahlen erwartet die Weltluftfahrtorganisation IATA in diesem Jahr für die Gesellschaften vom alten Kontinent einen Verlust von rund 600 Millionen Dollar (450 Mio Euro). Europa-Primus Lufthansa macht wie die großen Konkurrenten Air France/KLM und die IAG um British Airways vor allem im Kurz- und Mittelstreckenbereich die meisten Verluste.

Lufthansa-Konzernchef Christoph Franz, der deutlich leistungsorientierter zu Werke geht als sein Vorgänger Wolfgang Mayrhuber, hat früh eine operative Gewinnmarge von 8 Prozent als Ziel ausgegeben, die unter den aktuellen Umständen vielen als nahezu unerreichbar erscheint. In mutigen Schnitten hat er sich vom ständigen Verlustbringer British Midland (bmi) getrennt und das chinesische Fracht-Joint-Venture Jade Cargo beerdigt. Die Börsen begrüßten die Entscheidungen mit deutlichen Kursgewinnen.

Naheliegend ist zudem der Plan, die Flugpläne der Töchter enger auf die Mutter abzustimmen und überflüssige Doppelverbindungen zu streichen. Als erstes wird die einst als Billigflieger installierte Germanwings näher an die Lufthansa Passage herangezogen, die längst selbst mit Kampfpreisen im Kurzstrecken-Markt agiert. Künftig fliegen beide Gesellschaften nach einem Flugplan. An vielen deutschen Flughäfen wird künftig nur noch eine der beiden Marken präsent sein und die Kunden zu den Drehkreuzen München oder Frankfurt bringen.

Doch diesen relativ einfachen Einsparungen müssen weitere folgen, hat Franz noch im Weihnachtsbrief an seine Lufthanseaten angekündigt. Auf ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro soll das Sparpaket kommen, das in den nächsten Wochen im Detail vorgestellt wird. Laut Medienberichten sollen Personalverwaltung, Einkauf, Controlling und IT bei der Mutter in Frankfurt konzentriert werden, was bei den Alpen-Töchtern Austrian und Swiss zwangsläufig zu Jobverlusten und geänderten Verfahren führen würde.

Die schlanke und nach mehreren Sanierungen profitable Swiss müsste dabei wohl deutlich weniger leiden als die marode Austrian, die 2011 erneut einen Verlust von rund 65 Millionen Euro eingeflogen hat. In Wien kocht die Stimmung. Auf explosiven Betriebsversammlungen verspotteten Betriebsräte den neuen Chef Jaan Albrecht und kündigten entschlossenen Widerstand gegen die Sparmaßnahmen des Managements an. Kernstreitpunkt ist der sogenannte "Kollektivvertrag", der bislang Annehmlichkeiten wie einen automatischen Inflationsausgleich enthält.

Franz benötigt für seinen schwierigen Kurs Ruhe an der Tariffront, so dass Lufthansa-Personalvorstand Stefan Lauer bereits in der ersten Runde ein gutes Angebot vorlegte, in dessen Nähe Verdi dann auch für ihre 33.000 Leute abgeschlossen hat. Auch die Piloten sind derzeit tariflich gebunden.

Doch die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO wollte sich nicht auf eine neue Gehaltsstruktur einlassen, die den Weg zu den Spitzengehältern erschweren würde. Auch den Einsatz von Leiharbeitern in Lufthansa-Flügen von Berlin will UFO zur Not mit Klagen verhindern.
© dpa-AFX | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 27.01.2012 14:51


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