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Air Berlin gelingt überraschend erster Gewinn in fünf Jahren

Air Berlin Airbus A330
Air Berlin Airbus A330, © airberlin

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BERLIN - Die Fluggesellschaft Air Berlin ist 2012 nach vier Verlustjahren überraschend in die Gewinnzone zurückgekehrt. Der eingeleitete Sparkurs und der Verkauf des Vielfliegerprogramms bescherten Deutschlands zweitgrößter Fluglinie einen Überschuss von knapp sieben Millionen Euro, wie die Gesellschaft am Donnerstagabend mitteilte.

"Wir sind noch nicht am Ziel und sind uns bewusst, dass zum Ergebnis in 2012 auch Einmaleffekte beigetragen haben", sagte der neue Air-Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer, der seit Januar die Geschäfte der Fluglinie führt.

Das Unternehmen korrigierte zudem seine Bilanz für 2011 kräftig nach unten, so dass der Verlust für das Vorjahr rückwirkend um fast 150 Millionen auf 420 Millionen Euro wuchs. Als Grund für die Korrektur führte der Vorstand eine Wertberichtigung der latenter Steuern an. Der Vorstand habe auf Aufforderung der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung entschieden, die Änderung rückwirkend vorzunehmen.

Damit schrumpft allerdings auch das Eigenkapital kräftig. Von den einst für Ende 2011 ausgewiesenen 254 Millionen Euro bleiben nach der Korrektur und dem überraschenden Gewinn Ende 2012 nur noch 130 Millionen Euro übrig.

2012 schnitt Air Berlin im operativen Geschäft besser ab als von Analysten erwartet. Vor Steuern und Zinsen schrieb die Gesellschaft einen Gewinn (EBIT) von 70 Millionen Euro, nachdem ein Jahr zuvor noch ein Minus von 247 Millionen gestanden hatte. Analysten waren von roten Zahlen ausgegangen.

Ohne den Verkauf der Mehrheit am Vielfliegerprogramm Topbonus, der einen Gewinn von 184 Millionen Euro einbrachte, hätte Air Berlin auch tatsächlich vor Zinsen und Steuern in der Verlustzone gesteckt. Allerdings verbesserte auch das 2011 angelaufene Sparprogramm das Ergebnis um 250 Millionen Euro.

Für Air Berlin ist es das erste Mal seit dem Jahr 2007, dass unter dem Strich schwarze Zahlen stehen. Im Herbst 2011 hatte die Gesellschaft unter der Führung von Übergangschef Hartmut Mehdorn einen Schrumpfkurs eingeleitet, unrentable Routen gestrichen und die Flotte von 170 auf 155 Maschinen verkleinert. Die Zahl der Fluggäste ging dadurch 2012 um 5,5 Prozent auf 33,3 Millionen zurück. Der Umsatz stieg hingegen leicht von 4,2 auf 4,3 Milliarden Euro. Dazu habe die Kooperation mit Großaktionär Etihad Airways 50 Millionen Euro beigetragen.

Das neue Sanierungsprogramm "Turbine" soll im laufenden und im kommenden Jahr insgesamt rund 400 Millionen Euro einsparen helfen. 900 Arbeitsplätze stehen auf der Streichliste - das entspricht rund jedem zehnten Arbeitsplatz bei der Fluglinie. Ihren kompletten Jahresabschluss will Air Berlin wie geplant am 20. März vorlegen.

Mit ihrem Sparkurs steht die Gesellschaft nicht allein. Viele europäische Fluglinien wie Air France-KLM, Iberia und SAS steuern mit harten Schritten gegen rote Zahlen an. Auch Branchenprimus Lufthansa, der im vergangenen Jahr unter dem Strich fast eine Milliarde Gewinn einstrich, kürzt tausende Stellen. Dem Sparzwang soll auch die Konzernzentrale in Köln zum Opfer fallen.

Den klassischen Fluglinien machen in Europa vor allem Billigflieger wie Ryanair und Easyjet zu schaffen, die mit ihren Geschäftsmodellen weiter hohe Gewinne schreiben und vermehrt auf Geschäftskunden abzielen. Dazu kommen Faktoren wie die deutsche Ticketsteuer und vor allem die hohen Treibstoffpreise.
© dpa-AFX | Abb.: Air Berlin | 21.02.2013 21:44

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Beitrag vom 23.02.2013 - 09:50 Uhr
Doch die Freude über den Gewinn dürfte beim Vorstand ohnehin nicht ungetrübt sein. Denn die als Bilanzpolizei bekannte Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung zwingt Air Berlin zu einer nachträglichen Korrektur der Vorjahresbilanz. Der Verlust für 2011 stieg rückwirkend um fast 150 Millionen auf 420 Millionen Euro. Das Unternehmen hatte sich bei den erwarteten Steuervorteilen verschätzt. Damit schrumpft auch das Eigenkapital kräftig. Von den einst für Ende 2011 ausgewiesenen 254 Millionen Euro bleiben nach der Korrektur und dem Gewinn Ende 2012 noch 130 Millionen Euro übrig. Für die rund 130 Millionen Euro bekäme Air Berlin bei Airbus gerade noch zwei A320-Mittelstreckenflieger zum Listenpreis.

 http://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article113848686/Scheichs-retten-Bilanz-von-Air-Berlin.html

Beitrag vom 22.02.2013 - 15:36 Uhr
@bluedanube: Sorry, Zusatz/Nachtrag: Management ausgenommen. Meinte die"normalen Mitarbeiter", hatte mich beim Kommentar von "Luftfahrer" gefragt wieso oder warum AB Mitarbeiter ausgerechnet jetzt einen "überfälligen" Bonus bekommen sollten...

@Saftfrucht: Das stimmt nicht so ganz, rein operativ gesehen (Jetzt mal ohne Sondereffekte etc.) steht das unternehmen deutlich besser da als noch vor einem Jahr. Das der AB aber das Wasser bis zum Hals steht ist unbestritten...nichts desto trotz liegt der EBIT 317 Mio. € über dem des Vorjahres. Der verkauf von Topbonus hat aber "nur" 184 Mio. € gebracht. Also hat die AB 133 Mio. € mehr verdient, als im Jahr zuvor. Und das bei gesunkenen Pax Zahlen und einer geschrumpften Flotte, daher mein Eingangskommentar hier...

Dieser Beitrag wurde am 22.02.2013 15:40 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 22.02.2013 - 12:27 Uhr
Es war branchenintern überhaupt keine Überraschung, weil der Verkauf des VFPs ja vorher angekündigt wurde...


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