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Flugzeuge von Saab haben beim österreichischen Bundesheer eine lange Tradition. Von der Propeller-Einmot Saab Safir über die unförmige J-29 Tunnan und den Strahltrainer Saab 105 bis hin zum Überschall-Fighter J-35 Draken agierte der schwedische Rüstungskonzern jahrzehntelang als Haus-und-Hof-Lieferant für die Luftwaffe der Alpenrepublik.
Umso verwunderter rieb man sich vor zwei Jahrzehnten nicht nur in Schweden die Augen, als Österreich sich auf der Suche nach einem Draken-Nachfolger gegen die Saab JAS-39 Gripen entschied - und stattdessen den Eurofighter wählte.
18 Exemplare des multinationalen Kampfjets orderten die Österreicher, reduzierten die Zahl später auf 15 - und die Schweden reagierten nachhaltig verschnupft, haftete dem Deal doch von Beginn an der Verdacht an, dass nicht allein technische und finanzielle Gründe den Ausschlag gegeben hatten.
Ungeliebter Eurofighter
Denn eigentlich schien die Gripen für die Ansprüche des Bundesheers ideal. Der Schweden-Jet ist kampfstark und agil, zuverlässig und kostengünstig. Nicht nur Saab hatte das Muster deshalb als natürlichen Erben der Draken betrachtet. Stattdessen trafen im Jahr 2007 die ersten Eurofighter der Tranche 1 auf dem Fliegerhorst Hinterstoisser in der Steiermark ein - doch so richtig anfreunden konnte man sich bei unseren Nachbarn mit dem Flugzeug nie.
Das liegt zum einen daran, dass die Flugzeuge nur rudimentär für die Zwecke geeignet sind, für die man sie eigentlich einst bestellt hat.
Denn den alten Tranche 1-Jets, von denen sechs aus Gebrauchtbeständen der deutschen Luftwaffe stammen, fehlen zentrale Ausstattungselemente, wie etwa das Selbstschutz-System Praetorian oder das Infrarot-Zielsystem Pirate. Um sie vollumfänglich nutzen zu können, wäre ein breit angelegtes Upgrade erforderlich.
Zum anderen erwiesen sich die Eurofighter im Betrieb als ausgesprochen teuer. Eine Flugstunde soll derzeit rund 65.000 Euro kosten. Dazu kommen Engpässe bei der Ersatzteilversorgung, weshalb zeitweise gar gemunkelt wurde, manche der österreichischen Eurofighter seien bereits kannibalisiert und zu Teilespendern degradiert worden.
Neuer Angriff von Saab?
Inmitten dieser recht toxischen Gemengelage wittert nun Saab doch noch einmal eine Chance für seine Gripen. So berichtet unter anderem die Tageszeitung "Der Standard", die Schweden hätten mit der Saab Aeronautics Austria GmbH jüngst eine Österreich-Tochter gegründet und versuchten nun, "für den Gripen Stimmung zu machen."
Saab habe dem Bundesheer ein informelles Angebot unterbreitet, das den Kauf von zwölf einsitzigen Gripen C und zwei Doppelsitzern Gripen D umfasst - inklusive "Ersatzteilpaket, Ground-Crew-Training sowie Simulatoren als Draufgabe", wie der Standard schreibt. Die Lieferung könne laut Saab binnen zwei Jahren erfolgen.
Das wären, wie der Standard feststellt, "50 Millionen weniger, als der Weiterbetrieb nachgerüsteter Eurofighter kosten würde". Dazu erhielte das Bundesheer durch den Schweden-Jet einen deutlichen Fähigkeitsaufwuchs: Die Gripen "wäre nicht nur für die Luftraumüberwachung, sondern auch für die Bekämpfung von Bodenzielen ausgerüstet, hätte Selbstschutz und Nachtsichtfähigkeit integriert (...)".
Politische Faktoren
Ob Saab mit seinen neu gestarteten Bemühungen Erfolg haben wird, bleibt abzusehen. Denn abermals spielen bei dieser Frage nicht nur technische, sondern vor allem politische Faktoren eine Rolle. Insbesondere die Grünen, Juniorpartner in der aktuellen Regierung, hatten sich in der Vergangenheit stets vehement gegen die Beschaffung neuer Kampfjets ausgesprochen.
Im Zuge des Krieges in der Ukraine ist es allerdings gut denkbar, dass man sich auch bei den österreichischen Grünen eine solche Position künftig nicht mehr leisten will.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Saab | 17.04.2022 08:11
Kommentare (1) Zur Startseite
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Mit der Eurofighter Beschaffung haben sie jedenfalls ein gutes Geschäft gemacht, was die Kompensationsleistungen anlangt.