Verwirrung, Widersprüche und Ratlosigkeit

SEPANG - Zehn Staaten beteiligen sich inzwischen an der Suche nach Flug MH370. Flugzeuge und Schiffe sind nach vergeblichen Bemühungen im Südchinesischen Meer seit Mittwoch verstärkt im Andamanischen Meer vor der Westküste Malaysias im Einsatz, wie aus dem Krisenstab verlautete.

Vietnam will seine Bemühungen auf See zurückfahren. "Wir werden unsere Suchaktivitäten reduzieren", sagte ein Sprecher des Such- und Rettungsdienstes des Landes. Vietnam wird allerdings nun auch seine Küstengebiete über Land abfliegen, um dort nach dem Flugzeug zu suchen.

Die Boeing 777-200ER 9M-MRO von Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord war am Samstag verschwunden, kurz bevor sie den vietnamesischen Luftraum erreichen sollte. Bislang galt der Golf von Thailand zwischen Malaysia und Vietnam als mögliches Absturzgebiet.

Sollte die Maschine im Andamanischen Meer oder der Straße von Malakka gefunden werden, wäre sie mehrere hundert Kilometer von ihrem eigentlichen Kurs abgewichen. Das Militär hatte schon am Wochenende in seinen Radaraufzeichnungen einen möglichen Kurswechsel von Flug MH370 entdeckt. Die Maschine sei womöglich umgekehrt, hieß es.

Die Luftwaffe dementierte am Mittwoch allerdings Presseberichte, wonach das letzte Signal der Maschine vor der Westküste aufgefangen worden sei.

Entsprechende Berichte hätten die Informationen des Militärs "nicht korrekt wiedergegeben", sagte General Rodzali Daud, der Malaysias Luftstreitkräfte befehligt. Die Luftwaffe versuche aber weiterhin alles, den Kurs von Flug MH370 zu rekonstruieren.



Die malaysische Halbinsel ist im Norden stellenweise weniger als 200 Kilometer weit. Solch eine Strecke legt eine Boeing 777 in weniger als einer Viertelstunde zurück. Insofern ist es theoretisch möglich, dass die Maschine westlich von Malaysia niederging. Trotzdem hätten zwischen Kursänderung und Niedergang viele Minuten gelegen.

Rätselhaft bleibt, warum die Crew dann keinen Notruf mehr absetzte und weshalb auch das ACARS keine Berichte funkte. Wurde das Flugzeug durch ein plötzliches Ereignis so schwer beschädigt, dass sämtliche Kommunikation ausfiel?

Parallelen zu China Airlines Flug 611

Nachdem der letzte bestätigte Radarkontakt zur ATC Subang in Reiseflughöhe abbrach, gibt es Parallelen zu dem Absturz einer Boeing 747-200 von China Airlines im Jahr 2002. China Airlines Flug 611 von Taiwan nach Hong Kong brach kurz nach Erreichen der Reiseflughöhe auseinander. Keiner der 225 Menschen an Bord überlebte den Unfall.

Das unvermittelte Strukturversagen der 747 wurde im Abschlussbericht auf eine nicht vorschriftsmäßig durchgeführte Reparatur eines Tailstrike zurückgeführt, der bereits mehr als 20 Jahre zurücklag. Diese Schwachstelle hielt den Belastungen aus den Flugzyklen der Zwischenzeit am 25. Mai 2002 nicht mehr Stand.

Im August 2012 war die 9M-MRO in einen Unfall mit einem Airbus A340-600 von China Eastern Airlines verwickelt, bei dem ihre rechte Flügelsitze beschädigt wurde. Die 777 wurde laut Malaysia Airlines aber fachgerecht instandgesetzt und die Reparatur abgenommen.

Technisches Versagen steht derzeit nicht im Fokus der Ermittler. Nach Angaben vom Dienstag konzentriert sich die Untersuchung bisher auf eine mögliche Entführung oder einen Sabotageakt.

Letzter Funkspruch von MH370: "Alright, good night."

Gegenüber Angehörigen der Passagiere teilte Malaysias Luftfahrtbehörde erstmals den letzten Funkspruch von MH370 mit. "Alright, good night", antwortete das Cockpit dem Fluglotsen, der auf das Verlassen des malaysischen Kontrollraums hingewiesen hatte. Kurz danach verliert sich die Spur der Boeing.