Vereinigung Cockpit
Älter als 7 Tage

Fast alle Lufthansa-Piloten stimmen für Streik

Lufthansa Airbus A380
Lufthansa Airbus A380, © Airbus S.A.S.

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FRANKFURT - Die Lufthansa steht vor einem Streik der Cockpit-Besatzung: Die Piloten von Europas größter Fluggesellschaft stimmten mit großer Mehrheit für den Arbeitskampf. Einen exakten Termin nannte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Freitag in Frankfurt zunächst nicht.

Lufthansa müsse sich ab sofort auf Arbeitskampfmaßnahmen einrichten, sagte Tarifexpertin Ilona Ritter. VC werde jeden Streik mindestens 48 Stunden vorher ankündigen. Die Osterfeiertage sollen zunächst tabu sein. "Termine kann man verschieben, Ferien nicht", sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg.

Die Lufthansa-Aktie sackte nach den Neuigkeiten von der Gewinn- in die Verlustzone. Eine knappe Stunde nach Bekanntwerden des Streik-Votums lag das Papier mit rund einem Prozent im Minus, nachdem es zuvor zeitweise um mehr als ein Prozent zugelegt hatte.

Wie teuer ein Pilotenstreik die Lufthansa zu stehen käme, hängt vor allem vom Termin und der Dauer des Ausstands ab. Commerzbank-Analyst Frank Skodzik schätzt, dass regionale Warnstreiks den Konzern täglich einen niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Betrag kosten. Ein voller Streik auf den Lufthansa-Hauptrouten würde nach seinen Berechnungen jeden Tag mit 30 bis 40 Millionen Euro zu Buche schlagen. Den größten Schaden würde aus Skodziks Sicht derzeit ein Streik in den Osterferien in der zweiten Aprilhälfte anrichten.

Betroffen wären die Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings. In dem verzwickten Tarifkonflikt geht es nicht nur um die nächste Gehaltserhöhung, sondern auch um Betriebsrenten und Übergangsregelungen, wenn Piloten im Alter unter 65 Jahren aufhören. Dafür waren zwei getrennte Urabstimmungen abgehalten worden.

Große Mehrheit für Ausstand


In der seit sechs Wochen laufenden Urabstimmung zur Vergütung hatten 97,2 Prozent der rund 5400 Piloten für den Arbeitskampf gestimmt. Die Tarifverhandlungen laufen bereits seit rund zwei Jahren ergebnislos.

Zum Jahresende 2013 wurden sie zusätzlich kompliziert, weil die Lufthansa einseitig ihre Verpflichtungen zu Betriebsrenten und der Übergangsversorgung für Piloten und Flugbegleiter gekündigt hatte. In der Urabstimmung zur Übergangsversorgung stimmten sogar 99,1 Prozent der Piloten für einen Arbeitskampf.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 21.03.2014 10:27

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Beitrag vom 23.03.2014 - 14:01 Uhr

Zitat: Gibt es nicht schon ab 89 Fh im Monat eine satte Mehrflugstundenvergütung? Wenn ich jetzt noch die Flugvorbereitung dazu zähle kommen vielleicht noch 2 Std pro Flug dazu (interkont 4, max 5 Flüge im Monat) Die Stunden arbeitet wahrscheinlich so mancher Manager in der Woche, Arzt in 2 Wochen usw.

Also die Auslösegrenze für Überstunden liegt zur Zeit so um und bei 72 Flugstunden im Monat, +/- 1 Stunde. Für die Berechnung der Flugstunden wird dabei die Zeit gerechnet, in der sich das Flugzeug bewegt. Also vom Zurückschieben bis zum Abschalten der Triebwerke an der Parkposition. Die Flugvorbereitung, die Zeit im Transit, Nachbereitung, Flugzeugwechsel im Umlauf, etc. werden dabei nicht berücksichtigt. Eine typische 5-Tages-Tour hat so in etwa 20 Flugstunden, wenn man das mal so pauschalisieren will. Wenn man einen einzelnen Tag in einer solchen Tour betrachtet, könnte der in etwa so aussehen: FRA-LIN und zurück, FRA-NUE und zurück, und dann noch FRA-BRU zum Nightstop. Die Flugzeit an einem solchen Tag würde dann etwa 4,5 Stunden betragen. Trotzdem ist man 10 Stunden am Arbeitsplatz, dazu kommt noch die Fahrt zum und vom Flughafen, plus Sicherheitskontrollen, etc.

72 Stunden ist ja noch besser, hatte vor einigen Jahren mal den Tarifvertrag gelesen und meinte es wäre bei 89 Stunden gewesen, vielleicht wurde da auch mal was geändert in der Zwischenzeit. Bei der Kurzstrecke sieht das schon etwas anders aus, um auf seine Stunden zu kommen. Hab aber bewusst das Beispiel Langstrecke genommen, da in der Regel in den Cockpit`s der Langstrecke die Piloten sitzen die schon recht lange dabei sind und dementsprechend gut verdienen und dort wirklich nur 4 bis max 5 Flüge im Monat auf dem Dienstplan stehen. Ebenso die Copiloten sind meist schon länger dabei als die auf der Kurzstrecke, wenn der normale Werdegang immer noch so ist, dass man auf Kont anfängt, nach ein paar Jahren als Co zur Interkont wechselt und dann als CPT wieder auf Kont zurückkommt bis man wieder als CPT ins Langstreckencockpit wechselt, oder ist das mittlerweile anders, hab das so in Erinnerung?
Die Fahrt zur Arbeit und Sicherheitskontrolle kann man aber nicht rechnen, die hat jeder und durch die Sicherheitskontrolle muss auch jeder sobald er im Sicherheitsbereich zu tun hat.
Auch wenn der Verdienst gut ist und der Beruf mit Sicherheit auch nicht schlecht ist, ich möchte nicht tauschen.

Zitat: 12 Monatsgehälter + Urlaubs + Weihnachtsgeld ist 13 Monatsgehälter!

Wenn ich jetzt mal annehme, dass die anderen Kollegen keine anderen Verträge als ich haben, dann bekommen wir alle 12 Monatsgehälter, plus eine einmalige gewinnabhänge Auszahlung im Jahr (die in den letzten Jahren übrigens immer deutlich unter einem Monatsgehalt lag). Darüber hinaus nichts.


Das wusste ich nicht, dass das Cockpit kein Urlaubs und Weihnachtsgeld bekommt, dachte dass wäre im ganzen Konzern gleich geregelt! Wieder was dazugelernt.

Das mit der Gewinnbeteiligung ist so eine Sache, da wäre man die letzten Jahre in der Automobilindustrie wahrscheinlich besser bedient gewesen. Aber ist fraglich ob man da freiwillig hinwechseln möchte, wenn man einen vernünftigen Job irgendwo im LH Konzern hat.
Beitrag vom 23.03.2014 - 11:30 Uhr
Deutschland ist scheinbar wirklich ein sehr reiches Land. Da streiken sogar die (fast)Millionäre.
Beitrag vom 23.03.2014 - 11:04 Uhr
Der Grund für die Spartengewerkschaften ist einfach das es bestimmte Berufsgruppen gibt, die aufgrund ihrer Position eine wesentlich stärkere Verhandlungsposition gegenüber den AG haben. Lokführer und Piloten gehören dazu.

Ich denke es steht außer Frage das die Piloten durch eine eigene Gewerkschaft individuell bessere Ergebnisse erziehlen als in einer gemeinsamen Gewerkschaft mit dem Bodenpersonal und der restlichen Crew.
Auf der Gegenseite glaube ich auch das die Nichtpiloten deutlich schlechter abschneiden.

Von daher ist das Verständnis für diese besonders verhandlungsstarken Berufsgruppen in der Öffentlichkeit (zumindest bei mir) recht gering. Der Raubtierkapitalismus den sie ihrem AG vorwerfen leben sie gegenüber ihren schwächeren Kollegen aus.

Spontan ist es vermutlich nicht möglich das eine Gewerkschaft für alle Mitarbeiter verhandelt, aber langfristig wäre es möglich (wenn die VC es denn wollte).


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