Flug MH017/KL4103
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Absturz des Malaysia-Jets löst weltweit Besorgnis aus

Boeing 777 der Malaysia Airlines
Boeing 777 der Malaysia Airlines, © Ingo Lang

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MOSKAU / AMSTERDAM - Der mutmaßliche Abschuss einer Passagiermaschine mit 298 Menschen an Bord über der Ostukraine hat international Bestürzung und große Besorgnis ausgelöst. Der UN-Sicherheitsrat wie auch die OSZE beriefen für Freitag Sondersitzungen ein, in Großbritannien trat das Sicherheitskabinett zusammen. Alle 298 Menschen an Bord der Malaysia-Airlines-Boeing waren am Donnerstag ums Leben gekommen, darunter 173 Niederländer und 4 Deutsche.

Die USA gehen nach Auswertung von Satelliten-Aufnahmen davon aus, dass eine Boden-Luft-Rakete abgefeuert wurde. Moskau und Kiew gaben sich gegenseitig die Schuld für die dramatische Eskalation in dem schon Monate dauernden Konflikt.

US-Vizepräsident Joe Biden sprach von einem Abschuss des Flugzeugs. Der Absturz sei "kein Unfall", die Maschine sei "vom Himmel geholt worden", sagte er nach Angaben des TV-Senders MSNBC in Detroit. Das entspricht der Einschätzung des US-Geheimdienstes, der von einem Raketenbeschuss ausgeht.

Malaysias Ministerpräsident Najib Razak forderte eine lückenlose Aufklärung. Sollte es sich um einen Abschuss gehandelt haben, müssten die Verantwortlichen bestraft werden, verlangte er in Kuala Lumpur.

Nach jüngsten Angaben aus Malaysia kamen neben Niederländern und Deutschen auch 44 Malaysier, 27 Australier, 12 Indonesier, 9 Briten, 4 Belgier, 3 Philippiner, 1 Kanadier und 1 Neuseeländer ums Leben. Noch sei nicht bei allen Getöteten die Nationalität festgestellt worden, teilte die Fluglinie mit. Die Boeing 777-200 war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur.

Die Hintergründe der Tragödie bleiben weiter unklar. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sprach von einem "terroristischen Akt" und rief die internationale Gemeinschaft zum Schutz vor dem "Aggressor" Russland auf.

Die prowestliche Führung der Ukraine teilte zudem mit, die Separatisten hätten keine Raketenflugabwehrsysteme vom Typ "Buk" für den Abschuss von Flugzeugen in ihrem Besitz. Aus Sicht der Ukraine führt die Spur deshalb nach Russland.

Westliche Radar- und Satellitensysteme dürften nach Expertenansicht relativ genau feststellen können, von wo in der Konfliktregion eine Boden-Luft-Rakete abgefeuert wurde.

Poroschenko hatte den prorussischen Separatisten zunächst vorgeworfen, die Boeing mit einer Rakete getroffen zu haben - wie zuletzt mehrere ukrainische Militärflugzeuge. Das in den 80er-Jahren von der sowjetischen Militärindustrie entwickelte Lenkwaffen-System "Buk" (Buche) kann Ziele in Höhen bis zu 25 000 Metern treffen.

Die Aufständischen dementierten, für den Absturz der Boeing verantwortlich zu sein. Sie kündigten eine zwei- bis viertägige Waffenruhe zur Untersuchung der Ursache für den Absturz an. Die Feuerpause sollte bei Konsultationen der internationalen Kontaktgruppe am Mittag vereinbart werden. Zur Kontaktgruppe gehören Vertreter der Ukraine, Russlands und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Die Boeing der Malaysia Airlines kann nach Ansicht von US-Experten nur von einer hoch komplexen Waffe abgeschossen worden sein. Das berichtete die Zeitung "Wall Street Journal" am Freitag. Tragbare Raketen, die von der Schulter abgefeuert werden, reichten nicht aus, um ein Verkehrsflugzeug in 10 000 Metern Höhe zu treffen.

US-Präsident Barack Obama forderte eine internationale Untersuchung der Ursache für den Absturz über der von Rebellen kontrollierten Region in der Ostukraine. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, die EU und die Nato verlangten, dass internationale Experten hinzugezogen werden.

Die Separatisten gaben an, sie hätten den Flugschreiber der Boeing gefunden. "Die Black Box wurde sichergestellt", sagte einer der Sprecher, Konstantin Knyrik. Nach unbestätigten Angaben hieß es, der Flugschreiber solle nach Moskau gebracht werden.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht das Verhältnis der Bundesrepublik zu Russland derzeit als belastet an. "In dieser Partnerschaft gibt es im Augenblick schwerste unterschiedliche Meinungen", sagte sie in Berlin.

Russlands Präsident Wladimir Putin gab der Ukraine indirekt die Schuld. Die schreckliche Tragödie wäre nicht passiert, wenn es in der Ostukraine keinen Krieg gebe, sagte der Kremlchef.

An Bord waren zahlreiche Aids-Aktivisten. Sie befanden sich auf dem Weg zum Welt-Aids-Kongress im australischen Melbourne, wie die International Aids Society mitteilte.

Es ist der zweite schwere Schlag für Malaysia Airlines innerhalb von Monaten. Im März verschwand Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking spurlos.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen will sich in einer eilig einberufenen Sondersitzung mit der Katastrophe befassen. Das UN-Gremium werde am Freitag um 10.00 Uhr (Ortszeit, 16.00 Uhr deutscher Zeit) zusammentreten, hieß es am Donnerstag aus Diplomatenkreisen.
© dpa | 18.07.2014 12:09


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