Flug AF447
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Airbus und Air France-KLM trifft keine Schuld

Flug AF447
Flug AF447, © FAB

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PARIS - Knapp 14 Jahre nach dem Absturz einer Air-France-Maschine zwischen Rio de Janeiro und Paris mit 228 Toten hat ein Pariser Gericht die Airline und Hersteller Airbus vom Verdacht der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Die juristische Aufarbeitung des Absturzes ist damit abgeschlossen.

Die Konzerne hätten zwar teils nachlässig oder unvorsichtig gehandelt, doch ein eindeutiger Kausalzusammenhang zum Unglück lasse sich nicht herstellen, sagte die Vorsitzende Richterin Sylvie Daunis am Montag.

Die Unternehmen hatten die Verantwortung für den Absturz von sich gewiesen und einen Freispruch gefordert. Auch die Anklage hatte in ihrem Schlussplädoyer gesagt, keine Verurteilung fordern zu können.

Die Air-France-Maschine des Flugs AF447 war am 1. Juni 2009 auf dem Weg von Rio in die französische Hauptstadt von den Radarschirmen verschwunden. Der Airbus vom Typ A330-200 stürzte in den Atlantik, 228 Menschen starben. Lange war die Ursache unklar.

Erst im Mai 2011 wurden die letzten Leichen und der Flugdatenschreiber aus etwa 4.000 Metern Tiefe geborgen. Unter den Opfern des Unglücksflugs waren auch 28 Deutsche.

Die juristische Aufarbeitung des Unglücks zog sich in die Länge. 2019 wiesen Ermittlungsrichter ein Verfahren ab. Der Absturz sei auf eine Kombination von Elementen zurückzuführen, die noch nie vorgekommen sei.

2021 entschied ein Berufungsgericht anders und ordnete den Prozess gegen Airbus und Air France an. Das Verfahren lief von Oktober bis Anfang Dezember.

Im Mittelpunkt stand der Untersuchungsbericht der französischen Flugunfallstelle BEA. Die Daten der Flugschreiber ergaben, dass die Piloten vor allem auf Warnungen über einen Strömungsabriss an den Tragflächen falsch reagiert hatten. Dies ließ den Jet schnell an Höhe verlieren und schließlich abstürzen.

Die Überziehwarnung schwieg zwischendurch jedoch anders als zu erwarten, sobald eine bestimmte Geschwindigkeit unterschritten wurde - als das Flugzeug also längst nicht mehr flog, sondern nur noch durchsackte.

"Vollkommen überrascht"

"Die Verstopfung der Pitot-Sonden durch Eiskristalle im Flug war ein bekanntes Phänomen, das jedoch von der Luftfahrtgemeinschaft zum Zeitpunkt des Unfalls schlecht beherrscht wurde", hielt das BEA in seinem Abschlussbericht fest.

Den kompletten Verlust der "anemometrischen Informationen" hätten die Piloten zwar erkennen und kompensieren können, aber: "Die Piloten waren vom Auftreten des Defekts im Kontext des Flugs in Reiseflughöhe vollkommen überrascht", heißt es in dem Bericht.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: BEA | 17.04.2023 14:23

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Beitrag vom 18.04.2023 - 08:27 Uhr
@I_like_airplanes
so ungefähr ist es. Wenn ich im Reiseflug plötzlich verrückte Fahrtanzeigen bekomme, hilft nur manual basic flying, bei einem big transport in FL350 Nase etwa 2 Grad über den Horizont, wings level, N1 90-95%. Wenn bei einem Airbus dann die protections dummes Zeug machen - abschalten, entweder zwei ADCs oder ADIRUs oder wie sie auf dem jeweiligen Muster heissen. Dann komme ich ins direct law - stick to control surface, mit etwas Dämpfung. Das ist jetzt bei Nacht und schlechter Sicht und Turbulenz auch nicht sooo schön, aber wozu sind die fliegenden Götter in Blau denn da, wenn sie das, wenn es darauf ankommt, nicht können.
Massives Pilotenversagen!
Beitrag vom 18.04.2023 - 08:05 Uhr
Habe mir den BEA Abschlussbericht nochmal angeguckt, der aus meiner Sicht wirklich alle Aspekte und Hintergründe des Unfalls beleuchtet.
Bin auch kein Pilot; aber wenn die Stall Warning an ist, und die Maschine wahrscheinlich auch damals im Cockpit fühlbar "schüttelt"(buffeting); sollte dann nicht das "Basic Flying" vorschreiben die Nase runter und damit Fahrt aufzunehmen ?
Beitrag vom 18.04.2023 - 06:23 Uhr
Ich bin zwar kein realer Pilot aber wie man selbst ohne Warnungen einen Stall aus Reiseflughöhe selbst bei fehlerhaften Geschwindigkeitsangabe längere Zeit nicht erkennt ist mir bis heute schleierhaft...Das Problem mit vereisten Pitot-Sonden war bekannt, hätten PF und PM beim Abschalten des APs einfach nichts getan-oder einfach im Zweifelsfall Schub gegeben und nicht die Nase nach oben gerissen wäre nichts passiert...


ihnen ist bewusst das sie damit Air France die Schuld geben?
Deren Training lief wohl bis dahin darauf hinaus, im Zweifel Schub zu geben und bis alpha prot zu ziehen.
Dumm nur wenn man keine alpha prot mehr hat weil man den Flugmodus gewechselt hat, was man nicht erkannt und nicht verstanden hat.

Dementsprechend hat der CPT als er ins Cockpit kam auch innerhalb weniger Sekunden gewusst was los ist. Der Dialog ging dabei ungefähr so:
Was ist los? Wir sinken.
Hochziehen. Aber ich ziehe schon die ganze Zeit
Drücken. -> da wusste der CPT was passiert ist, war nur zu spät.


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