Flug GE235
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ATR-Absturz durch technischen Defekt und Pilotenfehler

ASC
Triebwerk der verunfallten ATR-72 von TransAsia, © ASC

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TAIPEH - Beim Absturz einer ATR 72-600 von TransAsia am 4. Februar in Taipeh schalteten die Piloten versehentlich das falsche Triebwerk ab. Taiwans Aviation Safety Council (ASC) fand aber auch einen mechanischen Defekt. Flug GE235 verunfallte durch eine fatale Verkettung technischen und menschlichen Versagens.

Eine mikroskopische Untersuchung habe kleinste Risse an einem gelöteten Triebwerksanschluss nachgewiesen, berichtete Chefermittler Thomas Wang am Donnerstag.

Dieser Defekt habe kurz nach dem Start einen Fehlalarm für einen Flameout an Triebwerk 2 ins Cockpit gesendet und den Antrieb später in die widerstandsminimierende Segelstellung (Autofeather) geschaltet. An sich lief Triebwerk 2 einwandfrei, sagte Wang.

Der Anschluss übermittelte Sensormessungen aus den Triebwerken jedoch falsch in das Autofeather-System. Diesen Fehler habe man in Versuchen beim Hersteller des kreditkartengroßen Bauteils in Minnesota reproduzieren können. An den Tests nahmen auch Ermittler aus Frankreich, den USA und Kanada teil.

Im Cockpit mussten die Piloten gleichwohl von einem Feuer in Triebwerk 2 ausgehen. Irrtümlich schaltete der Kapitän jedoch das uneingeschränkt funktionstüchtige Triebwerk 1 ab.  "Er hat das falsch entschieden", sagte Wang. "Einige Procedures wurden nicht eingehalten."

Der ASC hatte am 17. Februar berichtet, dass 37 Sekunden nach Start von Taipeh-Songshan im Cockpit eine Fehlerwarnung für Triebwerk 2 einlief. Die Flughöhe betrug zu diesem Zeitpunkt 360 Meter. Fünf Sekunden später habe die Crew den Leistungshebel für Triebwerk 1 in Leerlaufstellung gezogen.

Absturz in Fluss


23 Sekunden danach ging Triebwerk 2 in Segelstellung. Die ATR kippte nach links, streifte eine Brücke und schlug in einen Fluss. Von 58 Menschen an Bord überlebten 43 den Absturz nicht. Unter den Opfern waren auch die Piloten.

Dem Bericht zufolge soll der Kapitän, dessen Identität die Behörde nicht öffentlich macht, noch im Mai 2014 durch einen Test im Flugsimulator gefallen sein. Die Nachprüfung hatte er aber schließlich bestanden.

Möglicherweise hatte der Kapitän seinen Fehler noch bemerkt. "Wow, pulled back the wrong throttle", sagte der Pilot neun Sekunden vor dem Aufschlag ins Wasser. Die Aufzeichnung des Stimmenrekorders endet mit "Impact, impact, brace for impact" und "pull up".

TransAsia-Absturz am 04.02.2015 in Taipei, © YouTube
© aero.de, Bloomberg, dpa-AFX | Abb.: ASC | 02.07.2015 13:36

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Beitrag vom 02.07.2015 - 22:52 Uhr
Im Tiefflug schaltet man nicht so schnell einen Motor ab - da steig man zunächst!
Man muß auch nicht sofort den Motor abstellen....
Vielleicht lag es am Training.
Aber der Pilot ist erstmal in einer sehr schlechten Position, um muß alles erklären können.
Beitrag vom 02.07.2015 - 22:38 Uhr
Ist schon komisch, dem Piloten jetzt die alleinige Schuld zuzuschieben, es waren ja 2 Piloten UND ein Fluglehrer im Cockpit! Da hätte bestimmt einer sofort den angeblichen "Fehlgriff" des verantwortlichen Piloten bemerkt und korrigieren können.

Bei der geringen Hoehe ist nicht mehr viel Zeit zum korrigieren.
Wenn das Ding im Leerlauf ist, braucht es einiges an Zeit bis der volle Schub wieder verfuegbar ist.
Beitrag vom 02.07.2015 - 22:33 Uhr
Ist schon komisch, dem Piloten jetzt die alleinige Schuld zuzuschieben, es waren ja 2 Piloten UND ein Fluglehrer im Cockpit! Da hätte bestimmt einer sofort den angeblichen "Fehlgriff" des verantwortlichen Piloten bemerkt und korrigieren können.


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