Streik bis Freitag
Älter als 7 Tage

Lufthansa-Piloten lassen nicht locker

FRANKFURT - Der Pilotenstreik bei der Lufthansa soll nun bis einschließlich Freitag dauern und trifft Hundertausende Passagiere. Zum Ende des ersten Streiktages setzte die Vereinigung Cockpit (VC) am Mittwochabend noch eins drauf und dehnte den Ausstand auf nunmehr drei Tage aus.

Am Freitag würden Kurzstreckenflüge bestreikt, die aus Deutschland starten, teilte sie in Frankfurt mit.

"Das Lufthansa-Management zeigt weiterhin keinerlei Bewegung und hat kein verhandlungsfähiges Angebot übermittelt", begründete Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg die erneute Verlängerung. "Der Vorstand lässt nicht nur die eigenen Mitarbeiter, sondern auch die Kunden zunehmend unter dieser kompromisslosen Unternehmenspolitik leiden."

Weil die Pilotengewerkschaft ihren am Mittwoch begonnenen Ausstand zuvor bereits um 24 Stunden verlängert hatte, fallen am Donnerstag weitere 912 Verbindungen aus, darunter 82 Langstrecken, wie das Unternehmen mitteilte. Am Mittwoch waren 876 Flüge streikbedingt abgesagt worden.

An beiden Tagen zusammen waren 215.000 Passagiere betroffen. Nun kommt der Freitag als dritter Streiktag hinzu, die genauen Auswirkungen für die Fluggäste waren zunächst noch unklar.

Lufthansa A320 in Frankfurt
Lufthansa Airbus A320 in Frankfurt, © Deutsche Lufthansa AG

Der Konzern forderte die Pilotengewerkschaft erneut zur Schlichtung auf. "Die Forderung der VC nach einer Vergütungserhöhung von mehr als 20 Prozent geht weit über das hinaus, was andere Beschäftigtengruppen erhalten haben", teilte Personalchefin Bettina Volkens mit.

Die Streichungen entsprechen etwa der Hälfte des Flugprogramms der Kernmarke Lufthansa. In der gesamten Lufthansa-Gruppe fänden am Donnerstag 2.088 von rund 3.000 geplanten Flügen statt, teilte das Unternehmen weiter mit. Konzerngesellschaften wie Swiss, AUA oder Eurowings werden von den Piloten derzeit nicht bestreikt.

"Abgekoppelt von der Lohnentwicklung"


Die in der VC organisierten Piloten hatten die Fluglinie seit der Nacht zum Mittwoch mit ihrem mittlerweile 14. Streik zum Großteil lahmgelegt. Die Gewerkschaft verteidigte den auf Freitag verlängerten Ausstand. "Wir sind abgekoppelt worden von der Lohnentwicklung in Deutschland in den letzten fünf Jahren, und da möchten wir nicht länger zuschauen", sagte Handwerg im ZDF.

Die Lufthansa setzte im Gegenzug die VC unter finanziellen Druck. Eine zwischenzeitlich ruhende Schadenersatz-Klage über 60 Millionen Euro werde nun wieder weiterverfolgt, erklärte ein Sprecher in Frankfurt. Die Forderung bezieht sich auf die erste Streikrunde im aktuellen Tarifkonflikt aus dem April 2014, die vom Unternehmen als nicht rechtmäßig eingeschätzt wird.

Lufthansa hatte die Klage ruhen lassen, um die laufenden Gespräche mit der Vereinigung Cockpit nicht zu belasten. Das hat sich mit dem aktuellen Streik nun erledigt.

Eine Schlichtung hat die VC wiederholt abgelehnt. Den Piloten hatte die Airline zuletzt ein Lohnplus von 2,5 Prozent bis Ende 2018 angeboten. "Das ist aus unserer Sicht kein seriöses Angebot", sagte Handwerg. Die VC verlangt Tariferhöhungen von zusammen 22 Prozent über den kürzeren Zeitraum von fünf Jahren bis April 2017.

Tarifvakuum seit fünf Jahren

Die Gewerkschaft verweist darauf, dass es seit 2012 keine Gehaltserhöhungen gegeben habe, während das Unternehmen Milliardengewinne eingefahren habe. Seit 2011 besteht zwischen Lufthansa und Cockpit ein Tarifvakuum.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte die Einbußen pro Streiktag auf einen Betrag im oberen einstelligen Millionenbereich beziffert. Auf weit höhere Zahlen kommt das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW), das von rund 25 Millionen Euro an Kosten ausgeht.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: world-of-aviation.de, Björn Schmitt Aviation Photography | 23.11.2016 19:10
#11092
Beitrag vom 25.11.2016 - 22:36 Uhr
An @alle zur Info
Das Thema Lufthansa Streik verteilt sich mittlerweile auf nachstehende 4 Threads.
.
--Lufthansa Piloten lassen nicht locker
--Lufthansa-Piloten lassen Streikende offen
--Lufthansa unterbreitet Piloten neues Angebot
--Lufthansa Piloten lehnen neues Angebot ab
Um ein weiteres Auseinanderdriften zu vermeiden, die Übersichtlichkeit zu verbessern, habe ich die erstgenannten 3 Threads auf „ r e a d o n l y “ gesetzt.

Weitere Beiträge bitte ich deshalb unter dem letztgenannten Thread

L u f t h a n s a P i l o t e n l e h n e n n e u e s A n g e b o t a b
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einzustellen.

Fly-away
Moderator


Dieser Beitrag wurde am 25.11.2016 22:40 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 25.11.2016 - 18:38 Uhr
Es wird ja hier immer wieder ausgeführt, dass die "billigen" ja den gleichen Job machen... In anderen Branchen sind Flächentarifverträge üblich. Warum ist es dann so verwerflich, wenn man wenigstens innerhalb eines Konzerns (analog VW) den gleichen Tarif für gleiche Arbeit fordert oder zumindest eben Mitbestimmung bei diesen Tarifen?


Verwerflich ist das überhaupt nicht. Ganz grundsätzlich würde sich die Lufthansa auch nicht gegen einen Flächentarif (für alle, nicht nur Piloten) sein, aber...
Die Marktveränderungen und -bedingungen erfordern nun mal ein LLC-Konzept, welches LH mit EW versucht zu etablieren. Und einen LCC kann man nun einfach mal nicht mit der hohen Kostenstruktur eines Netzwerkcarriers betreiben - egal ob man das mag oder nicht. Die Personalkosten (und auch andere) müsssen runter - beim gehaltsniveau und auch bei der Stellenzahl. Dazu müsste man theoretisch die Gehälter den Flächentarif nach unten, und nicht nach oben anpassen - natürlich völlig irrealistisch. Wenn die VC bereit wäre den KTV um einen niedrigere Tarifbereich zu erweitern oder zu ergänzen, wäre das ggf. ein möglicher Weg. Da dies aber von der VC kategorisch abgelehnt wird und auch die LH dies nicht will, bleibt nur der Weg einen Tarifbereich neben/außerhalb des KTV zu etablieren.

Woher kommt es, dass alle glauben, die VC würde diese Marktveränderungen leugnen und nicht mitgehen? Man möchte ja schließlich daran teilhaben.
Es wurde mehrfach eine "neue" Struktur angeboten, um dem LCC-Charakter gerecht zu werden.
Bei der GWI wurde das schon praktiziert. Das aktuelle LH-"Angebot" spiegelt einen Verhandlungsstand, der als Konsens über die Bedingungen bekannt gegeben wurde. Allerdings fehlt die eben die Einordnung der EW in die Senliste. Die EINMALIGE Wechselmöglichkeit ein Schritt in die richtige Richtung, aber es reicht eben noch nicht, wenn man die normale Pilotenkarriere innerhalb der LH dort drüber stülpt.
Dafür würden aber jetzt alle(!) Piloten des aktuellen KTVs richtig Geld abgeben.

Würde man die LH Operation mit andern Aviationgroßkonzernen vergleichen, wären die Einstiegsgehälter der LCC-Sparten wohl teilweise billiger, allerdings die Endgehälter der Langstrecken auch deutlich höher...



Übrigens: bei VW gilt der Flächentarif nur für VW Deutschland, nicht außerhalb an anderen Konzernstandorten weltweit.

Bis jetzt war der KTV DER Flächentarifvertrag für Piloten des LH-Konzerns in Deutschland;-)

"Strategie" ist aber doch kein Freifahrtschein für Ersatz durch billige Arbeitskräfte? Strategie darf man kritisieren, aber verhindern wollte man das als VC doch nie?!?

Die VC wollte den KTV- und damit Ihren Einflußbereich auf die anderen LH-Gesellschaften ausdehnen, vor allem im Zuge der EW Etablierung - und zwar auf Basis der aktuellen KTV-Tarife. Und das kann die LH natürlich nur ablehnen, sonst könnten sie ihr LCC-Konzept gleich einpacken und würden damit mittelfristig den Europaverkehr an die Konkurrenz verlieren.

Richtig und falsch. Einfluß wollte man eher erhalten (gegen die Auslagerung), als erweitern und für EW auch nicht auf Basis der KTV-Tarife. Es wurden sinnvolle Wechselmöglichkeiten erhofft... Hin und wieder zurück;-)



Da gehört sie ja auch hin. Wenn es auch für meinen Geschmack zu wenig Mitbestimmung ist (In Realität hat das "Kapital" ja immer die Mehrheit;-)), so gebe ich Ihnen Recht, dass Strategien dort besprochen und festgelegt werden und auch sollen!


Generell ist das ein diskussionwürdiger Punkt, wie Mitarbeiterbestimmung in einer globalisierten Wirtschaftswelt gestaltet werden müsste. Die aktuellen Regelungen stammen ja noch aus der Zeit davor. Aber das Thema würde den Rahmen des Forums hier sprengen.

OK;-)

Wobei die AN immer in einem gewissen Nachteil sind, da eben in dieser globalen Welt keine Bedingungen im Ausland nach deutschen Standards festgelegt werden können. Aber das ist wiederum eher ein politisches Problem, als ein tarifliches...

Das kann man so sehen. Aber das riecht wieder nach Abschottungs-Populismus. Zigtausende Arbeitsplätze, ggf. sogar Mio. in unsrem Land sind vom internationalem Handel direkt abhängig. Nicht nur bei der LH, sondern weit verbreitet. Zehntausenden von Ingenieuren und Arbeitern, die Audi A4/6, BMW 3/5er und Mercedes C/E-Klasse entwickeln und herstellen, würden sofort Ihren Job verlieren, wenn man als durch Protektionismus nur noch auf dem lokalen Markt konkurrenzfähig Autos verkaufen könnte.

Nee, Abschottung ist nicht die Lösung, aber verbindliche Regeln, wären wohl notwendig. Das richtige Maß ist dabei entscheidend und können und werden wir hier nicht in diesem Forum erarbeiten...

Ergo: ja, die hiesigen Arbeitsbedingungen müssen sich ein gutes Stückweit am internationalen Standard messen lassen, weil es die Produkte und ihre Preise ebend auch müssen. Aber das ist bei weitem besser, als gar keine Arbeitsplätze zu haben. Und genau um diesem Komflikt dreht es sich hier beim Pilotenstreik.

Dann müssen wir aber tatsächlich alles am internationalen Standart messen. Da gehören dann die erschreckenden "Qualitäten" der asiatischen Billigflieger genauso dazu, wie die Traumtänzergehälter in China und Co....

Da sehe ich den LH-Konzern und seine Piloten weder auf der schlechten Seite der Qualität beim Billigfliegen, noch bei den krass exorbitanten Gehältern der Asiaten...

Die LH-Piloten können genauso wenig Rosinen picken, wie der LH-Konzern;-)
Beitrag vom 25.11.2016 - 18:08 Uhr
Es wird ja hier immer wieder ausgeführt, dass die "billigen" ja den gleichen Job machen... In anderen Branchen sind Flächentarifverträge üblich. Warum ist es dann so verwerflich, wenn man wenigstens innerhalb eines Konzerns (analog VW) den gleichen Tarif für gleiche Arbeit fordert oder zumindest eben Mitbestimmung bei diesen Tarifen?


Verwerflich ist das überhaupt nicht. Ganz grundsätzlich würde sich die Lufthansa auch nicht gegen einen Flächentarif (für alle, nicht nur Piloten) stellen, aber...
Die Marktveränderungen und -bedingungen erfordern nun mal ein LLC-Konzept, welches LH mit EW versucht zu etablieren. Und einen LCC kann man nun einfach mal nicht mit der hohen Kostenstruktur eines Netzwerkcarriers betreiben - egal ob man das mag oder nicht. Wenn die VC bereit wäre den KTV um einen niedrigere Tarifbereich zu erweitern oder zu ergänzen, wäre das ggf. ein möglicher Weg. Da dies aber von der VC kategorisch abgelehnt wird und auch die LH dies nicht will, bleibt nur der Weg einen Tarifbereich neben/außerhalb des KTV zu etablieren.
Übrigens: bei VW gilt der Flächentarif nur für VW Deutschland, nicht außerhalb an anderen Konzernstandorten weltweit.

"Strategie" ist aber doch kein Freifahrtschein für Ersatz durch billige Arbeitskräfte? Strategie darf man kritisieren, aber verhindern wollte man das als VC doch nie?!?

Die VC wollte den KTV- und damit Ihren Einflußbereich auf die anderen LH-Gesellschaften ausdehnen, vor allem im Zuge der EW Etablierung - und zwar auf Basis der aktuellen KTV-Tarife. Und das kann die LH natürlich nur ablehnen, sonst könnten sie ihr LCC-Konzept gleich einpacken und würden damit mittelfristig den Europaverkehr an die Konkurrenz verlieren.


Da gehört sie ja auch hin. Wenn es auch für meinen Geschmack zu wenig Mitbestimmung ist (In Realität hat das "Kapital" ja immer die Mehrheit;-)), so gebe ich Ihnen Recht, dass Strategien dort besprochen und festgelegt werden und auch sollen!


Generell ist das ein diskussionwürdiger Punkt, wie Mitarbeiterbestimmung in einer globalisierten Wirtschaftswelt gestaltet werden müsste. Die aktuellen Regelungen stammen ja noch aus der Zeit davor.
Generell hat die Politik hier die Aufgabe jedem AN das Gefühl zu nehmen, nur noch ein Kostenfaktor zu sein. Aber das Thema würde den Rahmen des Forums hier sprengen.


Wobei die AN immer in einem gewissen Nachteil sind, da eben in dieser globalen Welt keine Bedingungen im Ausland nach deutschen Standards festgelegt werden können. Aber das ist wiederum eher ein politisches Problem, als ein tarifliches...

Das kann man so sehen. Aber das riecht wieder nach Abschottungs-Populismus. Zigtausende Arbeitsplätze, ggf. sogar Mio. in unsrem Land sind vom internationalem Handel direkt abhängig. Nicht nur bei der LH, sondern weit verbreitet. Zehntausenden von Ingenieuren und Arbeitern, die Audi A4/6, BMW 3/5er und Mercedes C/E-Klasse entwickeln und herstellen, würden sofort Ihren Job verlieren, wenn man als durch Protektionismus nur noch auf dem lokalen Markt konkurrenzfähig Autos verkaufen könnte.

Ergo: ja, die hiesigen Arbeitsbedingungen müssen sich ein gutes Stückweit am internationalen Standard messen lassen, weil es die Produkte und ihre Preise ebend auch müssen. Aber das ist bei weitem besser, als gar keine Arbeitsplätze zu haben.

Und genau um diesem Konflikt dreht es sich hier beim Pilotenstreik.
Und zusätzlich darf man bei den Piloten sehr wohl bemerken, daß es sich hier um ein Gehaltsniveau handelt, wo sich die Piloten im Gegnsatz zur Kabine oder dem Boden keine Gedanken machen brauchen, ob sie damit ihre Familien versorgen können.

Dieser Beitrag wurde am 25.11.2016 18:28 Uhr bearbeitet.


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