Flug DY7115
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Norwegian-Dreamliner: Ermüdungsbruch im Triebwerk

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Norwegian Boeing 787-8, © Norwegian, Creative Commons

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ROM - Anfang August verlor eine Boeing 787 von Norwegian kurz nach dem Start in Rom-Fiumicino Triebwerksteile und musste umkehren. Die herabfallenden Metallteile beschädigten am Boden Autos und Gebäude. Nun haben Ermittler die Ursache für den Vorfall bekanntgegeben.

Exakt 36 Sekunden war der Norwegian-Flug DY7115 von Rom nach Los Angeles am 10. August 2019 in der Luft, als plötzlich das linke der beiden Trent 1000-Triebwerke der Boeing 787-8 eine Fehlfunktion erlitt.

Bei dem sogenannten "uncontained engine failure", einem Triebwerksversagen mit Trümmeraustritt, regneten heiße Metallfragmente von bis zu zehn Zentimetern Länge aus dem defekten Triebwerk. Der Bürgermeister von Rom meldete später zwölf Gebäude und 25 Autos, die durch die herabfallenden Teile beschädigt wurden. Auch ein Passant wurde getroffen, kam aber mit dem Schrecken davon und blieb unverletzt.

Die Crew des Norwegian-Dreamliners indessen stoppte den Steigflug bei rund 1000 Metern, legte das betroffene Triebwerk still und landete 20 Minuten später wieder in Rom-Fiumicino. Als Folge der Landung mit Übergewicht überhitzte das linke Hauptfahrwerk. An Bord des Flugzeugs mit der Kennung LN-LND kam jedoch niemand zu Schaden.

Ermüdungsbruch in der Mitteldruckturbine

Knapp einen Monat später hat die mit dem Vorfall betraute italienische Agentur für Flugsicherheit ANSV ihren Untersuchungsbericht vorgelegt. Demnach kann ein Einwirken von außen, beispielsweise durch Vogelschlag, ausgeschlossen werden. Die Unfallermittler kamen zu dem Schluss, dass ein Schaufelbruch in der Mitteldruckturbine (Intermediate Pressure Turbine, IPT) die Fehlfunktion des Triebwerks verursacht hat.

Bruchschäden im Trent 1000 des Norwegian-Dreamliners
Bruchschäden im Trent 1000 des Norwegian-Dreamliners, © ANSV

Eine Datenanalyse habe gezeigt, dass die Leistung des linken Triebwerks zunächst schlagartig abnahm, bevor sechs Sekunden später im Cockpit die Vibrationswarnung "Eng1_Vib_Warn" ausgegeben wurde. Ab diesem Zeitpunkt hätten sich die Vibrationen im gesamten linken Triebwerk drastisch erhöht, bis es schließlich von den Piloten abgeschaltet worden sei.

Eine Endoskopie habe später zwei gebrochene IPT-Schaufeln als Wurzel des Übels zutage gefördert. Das Gesamtgewicht der abgebrochenen Triebwerksteile betrug laut ANSV etwa vier Kilogramm.

Zehn ähnliche Vorfälle mit dem Trent 1000

Obwohl das beschädigte Trent 1000 der LN-LND noch gut 200 Flüge bis zum Ende der von der EASA festgelegten Lebensdauer offen hatte, vermerken die Ermittler in ihrem Bericht, dass zumindest eine der Turbinenschaufeln einen ähnlichen Ermüdungsbruch erlitten haben muss, wie er bereits in zehn vorangegegangen Fällen mit dem Rolls-Royce Trent 1000 aufgetreten sei.

In einem dieser Fälle habe die abgebrochene Schaufel gar Schäden am Antrieb der Niederdruckturbine verursacht. Dies zeige, dass neben dem Austritt von Trümmerteilen wie im Norwegian-Fall auch weitergehende Risiken für die Flugsicherheit bestünden.

Die ANSV gab deshalb an die EASA unter anderem die Empfehlung aus, die bereits verkürzten Wartungsintervalle für mit den betroffenen Triebwerksschaufeln bestückte Trent 1000 weiter herabzusetzen. Außerdem solle künftig vermieden werden, dass zwei mit den IPT-Schaufeln des inkriminierten Typs 72-H818 ausgerüstete Triebwerke an einem Flugzeug montiert werden.

Abschließend schlägt die ANSV der EASA in ihrem Bericht vor, "die gesamte Gültigkeit des vom Hersteller übernommenen Servicemanagements neu zu bewerten".

Sorgenkind Trent 1000

Rolls-Royce hat beim Trent 1000 bereits seit geraumer Zeit mit Problemen zu kämpfen. 2016 stellte der 787-Erstkunde All Nippon Airways erstmals Ermüdungserscheinungen an IPT-Schaufeln fest.

Im April 2018 verkürzten EASA und FAA die Wartungsintervalle und stuften die maximal zulässige Flugzeit zum nächstgelegenen Airport bei Ausfall eines Triebwerks (ETOPS) von 330 auf 140 Minuten herab. Rolls-Royce begann danach, die Trent 1000-Turbofans mit überarbeiteten Schaufeln auszurüsten.
© FLUG REVUE - PZ | Abb.: ANSV | 12.09.2019 05:00


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