SEATTLE - Boeing lässt Airbus ziehen. Boeing-Chef Dave Calhoun legt Pläne für ein neues Flugzeugprogramm im Segment der erfolgreichen A321neo vorerst auf Eis. Der Manager setzt auf Game-Changer-Technologie bei Triebwerken und Steuerung - und will Airbus erst "in der Mitte des nächsten Jahrzehnts" angreifen.
Boeing weiß, was Airlines wollen: 250 bis 275 Sitze, 5.000 Meilen Nonstop-Reichweite und einen besonders windschnittigen Rumpf. Nach mehrjähriger Marktanalyse hat man in Seattle ziemlich konkrete Vorstellungen vom Projekt "5X"/"6X".
Eigentlich brauchen die Amerikaner das Flugzeug eher gestern - Airbus fliegt mit A321neo, A321LR und A321XLR auf und davon. Unter Calhoun-Vorgänger Dennis Muilenburg hatte Boeing Airlines noch Anfang 2019 ein "New Mid-market Airplane" ("NMA") für 2025 in Aussicht gestellt.
Calhoun stellt das Projekt jetzt bis Mitte der 2030er Jahre zurück. "Ich will keine Lücke in einer Produktlinie füllen", dämpfte Calhoun laut
"Reuters" die Erwartungen von und vor Investoren. "Ich möchte ein Produkt, das sich so weit absetzt, dass es alle bisherigen Flugzeuge komplett ersetzt."
Boeing wartet auf RISECalhoun wartet CFM. Der Triebwerkspartner will in
RISE-Programm (Revolutionary Innovation for Sustainable Engines) einen Open-Rotor mit Hybrid-Elektrik und Keramik-Verbundwerkstoffen bis 2035 zur Serienreife entwickeln - CFM sieht einen Verbrauchsvorteil von 30 Prozent gegenüber aktuellen Triebwerken.
Zu gegebener Zeit werde Boeing "das Kaninchen aus dem Hut zaubern", sagte Calhoun. "Irgendwann in der Mitte des nächsten Jahrzehnts werden wir ein neues Flugzeug vorstellen." Das Modell werde dann auch den Grundstein für autonomes Fliegen im Airlinebereich legen.
© aero.de | Abb.: Boeing | 04.11.2022 07:43
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Beitrag vom 09.11.2022 - 13:06 Uhr
Ja ich vermute das Boeing den guten Scott Hamilton nicht so gerne gesehen hat.
Er trifft es aber ziehmlich auf den Punkt: Derivated R us.
Jupp, Derivate, aber halt keine Flieger.
Unter dem Gesichtspunkt würde ich halt auch das Nein zur 767Neo werten. Gegangen wäre es ohne Zweifel, aber den Finanzleuten am Ruder war's zu teuer bzw. zu unrentabel.
Ich glaube nicht, Boeing hat es sich wirklich angeschaut, mehrere Mal. Und am Ende wollte es keiner, bzw. es war einfach nicht gut genug.
Der A330 war einfach zuviel besser als die B767, und die Strecken sind dann doch zu lang als das man diesen schweren Rumpf effizient mitschleppen kann. Die B767 ist am Ende ein Design aus den späten 70gern frühen 80gern.
Einen Ruf, den man durch ein halbwegs passables Modell reparieren sollte, ist Finanzleuten schlicht und einfach wurst.
Ich weiss nicht, das ist dieses Alte BWL vs. Ingenieur Klischee. Dabei scheint bei Boeing Ingenieurstechnisch einiges im Argen zu liegen. Sie B787.
Mir drängt sich da der Eindruck auf, dass man entweder nur den Wunder-verheißenden Superflieger will (siehe auch aktuelle Meldung), aber eben keinen Platz für ein solides 08/15-Modell hat, das sich durchaus auch verkaufen ließe, aber halt nur ohne Wunderzuschlag.
Das ist im FLugzeugbau doch immer so, ein 15 Mrd. Programm rechnet sich natürlich nur wenn ich entsprechend besser bin als das was wir aktuell haben. Der Composit Flügel und jetzt der Composit Rumpf waren die beiden grossen Themen wo man was gewinnen konnte. Zum Preis sehr komplexer Produktionsprozesse. Da war Alu Sandwich einfacher.
In den USA wird es dann halt nochmal ne Nummer krasser verkauft.
Wer ersetzt denn nun die vielen 767, die demnächst bei den US-Airlines erneuert werden müssten? Das läuft dann wie bei der 757, wo sich Airbus die Kundschaft mit dem XLR schnappte. Bei der 767 wirds dann der A338 - eigentlich zu groß und zu schwer, aber nachdem kein anderer was hat ...
Eben deshalb hätte eine ordentliche 767Neo durchaus Chancen, aber tja, das Geschäft will B nicht machen, eben weil sie keine Flugzeugfirma mehr sind.
Verzeihung, aber das könnte auch in der Bild stehen.
Sie können ja mal überlegen wer die ganzen B787 und A339 bestellt hat (United, AA, Delta). Und warum.
Bei nem anderen Großkonzern - ich glaub es war Siemens - hieß es mal, dass man nur noch Projekte mit mind. 25% Rendite anfangen wolle, darunter würde man keinen kleinen Finger rühren. Ob das immer noch gilt, weiss ich nicht, aber so denkt man halt in Finanzkreisen.
Tatsächlich war die B797 wohl Boeings einzige Chance, ausser man hätte die Max aufgegeben und ein NSA gebracht.
NSA hilft halt auch nichts, da war der Markt vom XLR schon abgegrast. MoM war schon das richtige Zielgebiet, da wäre noch was zu holen gewesen und wie besagt laufen demnächst einige 767 aufs Lebensdauerende zu.
Wenn man das Geld für ein komplett neues Modell nicht hat, dann halt ein billiger aber guter Aufguss. Motor der 748, Flügel und Fahrwerk der 764, was hätte das gekostet? Sicherlich nicht mehr als die 2 Mrd Euro für den A330neo. Wenn man selbst das nicht mehr hat, dann kann man den Hangar gleich zu sperren.
Man kann die Motoren nicht einfach drunter hängen, da gehört schon was mehr dazu. Der Flügel ist wohl ein Thema, ground clearance, gewicht.
Boeing wird es sich sehr gut angeschaut haben, und die B764 war doch schon ein Fail.
Sie war halt wie der A330, nur schlechter. Das upgrade damals war letztendlich stretch + winglets und etwas mehr Schub aus dem CF6. hat nicht gereicht gegen den A330, führte dann zu B787, auf Umwegen.
Aber am Ende wussten sie selbst nicht mehr, was sie machen sollten, FSA, NMA oder vielleicht ne 783?
Also hat man sich darauf geeinigt gar nichts zu machen. Eine Bankrotterklärung im Quadrat.
Ja, aber manchmal ist nichts tun auch kein Fehler.
DIe B783 - das ist einfach zuviel Flugzeug für kurze Langstrecken. Sie ist nicht billiger als eine B789, wie auch? Selber Rumpf, klar kleinerere Flügel.
Wer 300 Pax auf kürzeren Langstrecken hat und wenig Fracht, der ist doch mit der B78X super bedient. Der CASM ist doch unschlagbar.
Auch da sollte man Boeing etwas Credit für geben. Sie haben sich die B783 angeschaut, machte keinen Sinn. Aus einem Langstreckenflieger wird halt so schnell kein Kurzstreckentransporter.
Boeing hat es ja auch eingesehen, man ist jetzt mit Abstand die Nr. 2 im Markt.
Aber nicht weil Airbus so glorreich ist, da muss man mal mit den Airbus Leuten reden, was die so von ihrer Firma erzählen. Das ist ja auch ein halbes Irrenhaus.
Nur ist Boeing scheinbar ein ganzes und hat es geschafft im letzten Jahrzehnt seine Marktführerschaft auf eine gaze Zeit zu verspielen.
Beitrag vom 09.11.2022 - 09:07 Uhr
Statt einer 767 NEO sollte man wirklich mal über eine 783 nachdenken, mit kürzerem Rumpf, kürzeren Flügeln und
kleineren Tanks, sowie geringeren MTOW. Das wäre der perfekte Fieger für den Domestikverkehr in den USA sowie in Japan, China und auch der EU.
Das wäre sicher schneller zu verwirklichen als eine komplette Neuentwicklung
Beitrag vom 09.11.2022 - 09:05 Uhr
Bei nem anderen Großkonzern - ich glaub es war Siemens - hieß es mal, dass man nur noch Projekte mit mind. 25% Rendite anfangen wolle, darunter würde man keinen kleinen Finger rühren. Ob das immer noch gilt, weiss ich nicht, aber so denkt man halt in Finanzkreisen.
Ist heute in vielen Technik-Konzernen so.
Weil die verdammten Ingenieure und Bedenkenträger immer viel länger brauchen, als die schöngerechneten Projekt-Proposals "annehmen", werden so hohe Margen bewusst vorgegeben, um mit Glück hinterher wenigstens bei 5% Rendite rauszukommen.
Ist mMn ein Zeichen dafür, dass die Geschäftsführung das eigene Geschäft nicht mehr versteht und somit Innovation nicht von blöden Ideen unterschieden kann.
Dass die Proposals mit solchen Vorgaben automatisch noch unrealistischer werden, um diese Traumrenditen auszuweisen - denn die Sales Leute wollen ja ihre Provisionen kassieren - bemerkt der fachfremde "Entscheider" dann halt auch nicht mehr.
Dieser Beitrag wurde am 09.11.2022 09:09 Uhr bearbeitet.
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Er trifft es aber ziehmlich auf den Punkt: Derivated R us.
Jupp, Derivate, aber halt keine Flieger.
Unter dem Gesichtspunkt würde ich halt auch das Nein zur 767Neo werten. Gegangen wäre es ohne Zweifel, aber den Finanzleuten am Ruder war's zu teuer bzw. zu unrentabel.
Ich glaube nicht, Boeing hat es sich wirklich angeschaut, mehrere Mal. Und am Ende wollte es keiner, bzw. es war einfach nicht gut genug.
Der A330 war einfach zuviel besser als die B767, und die Strecken sind dann doch zu lang als das man diesen schweren Rumpf effizient mitschleppen kann. Die B767 ist am Ende ein Design aus den späten 70gern frühen 80gern.
Einen Ruf, den man durch ein halbwegs passables Modell reparieren sollte, ist Finanzleuten schlicht und einfach wurst.
Ich weiss nicht, das ist dieses Alte BWL vs. Ingenieur Klischee. Dabei scheint bei Boeing Ingenieurstechnisch einiges im Argen zu liegen. Sie B787.
Mir drängt sich da der Eindruck auf, dass man entweder nur den Wunder-verheißenden Superflieger will (siehe auch aktuelle Meldung), aber eben keinen Platz für ein solides 08/15-Modell hat, das sich durchaus auch verkaufen ließe, aber halt nur ohne Wunderzuschlag.
Das ist im FLugzeugbau doch immer so, ein 15 Mrd. Programm rechnet sich natürlich nur wenn ich entsprechend besser bin als das was wir aktuell haben. Der Composit Flügel und jetzt der Composit Rumpf waren die beiden grossen Themen wo man was gewinnen konnte. Zum Preis sehr komplexer Produktionsprozesse. Da war Alu Sandwich einfacher.
In den USA wird es dann halt nochmal ne Nummer krasser verkauft.
Wer ersetzt denn nun die vielen 767, die demnächst bei den US-Airlines erneuert werden müssten? Das läuft dann wie bei der 757, wo sich Airbus die Kundschaft mit dem XLR schnappte. Bei der 767 wirds dann der A338 - eigentlich zu groß und zu schwer, aber nachdem kein anderer was hat ...
Eben deshalb hätte eine ordentliche 767Neo durchaus Chancen, aber tja, das Geschäft will B nicht machen, eben weil sie keine Flugzeugfirma mehr sind.
Verzeihung, aber das könnte auch in der Bild stehen.
Sie können ja mal überlegen wer die ganzen B787 und A339 bestellt hat (United, AA, Delta). Und warum.
Bei nem anderen Großkonzern - ich glaub es war Siemens - hieß es mal, dass man nur noch Projekte mit mind. 25% Rendite anfangen wolle, darunter würde man keinen kleinen Finger rühren. Ob das immer noch gilt, weiss ich nicht, aber so denkt man halt in Finanzkreisen.
Tatsächlich war die B797 wohl Boeings einzige Chance, ausser man hätte die Max aufgegeben und ein NSA gebracht.
NSA hilft halt auch nichts, da war der Markt vom XLR schon abgegrast. MoM war schon das richtige Zielgebiet, da wäre noch was zu holen gewesen und wie besagt laufen demnächst einige 767 aufs Lebensdauerende zu.
Wenn man das Geld für ein komplett neues Modell nicht hat, dann halt ein billiger aber guter Aufguss. Motor der 748, Flügel und Fahrwerk der 764, was hätte das gekostet? Sicherlich nicht mehr als die 2 Mrd Euro für den A330neo. Wenn man selbst das nicht mehr hat, dann kann man den Hangar gleich zu sperren.
Man kann die Motoren nicht einfach drunter hängen, da gehört schon was mehr dazu. Der Flügel ist wohl ein Thema, ground clearance, gewicht.
Boeing wird es sich sehr gut angeschaut haben, und die B764 war doch schon ein Fail.
Sie war halt wie der A330, nur schlechter. Das upgrade damals war letztendlich stretch + winglets und etwas mehr Schub aus dem CF6. hat nicht gereicht gegen den A330, führte dann zu B787, auf Umwegen.
Aber am Ende wussten sie selbst nicht mehr, was sie machen sollten, FSA, NMA oder vielleicht ne 783?
Also hat man sich darauf geeinigt gar nichts zu machen. Eine Bankrotterklärung im Quadrat.
Ja, aber manchmal ist nichts tun auch kein Fehler.
DIe B783 - das ist einfach zuviel Flugzeug für kurze Langstrecken. Sie ist nicht billiger als eine B789, wie auch? Selber Rumpf, klar kleinerere Flügel.
Wer 300 Pax auf kürzeren Langstrecken hat und wenig Fracht, der ist doch mit der B78X super bedient. Der CASM ist doch unschlagbar.
Auch da sollte man Boeing etwas Credit für geben. Sie haben sich die B783 angeschaut, machte keinen Sinn. Aus einem Langstreckenflieger wird halt so schnell kein Kurzstreckentransporter.
Boeing hat es ja auch eingesehen, man ist jetzt mit Abstand die Nr. 2 im Markt.
Aber nicht weil Airbus so glorreich ist, da muss man mal mit den Airbus Leuten reden, was die so von ihrer Firma erzählen. Das ist ja auch ein halbes Irrenhaus.
Nur ist Boeing scheinbar ein ganzes und hat es geschafft im letzten Jahrzehnt seine Marktführerschaft auf eine gaze Zeit zu verspielen.
kleineren Tanks, sowie geringeren MTOW. Das wäre der perfekte Fieger für den Domestikverkehr in den USA sowie in Japan, China und auch der EU.
Das wäre sicher schneller zu verwirklichen als eine komplette Neuentwicklung
Ist heute in vielen Technik-Konzernen so.
Weil die verdammten Ingenieure und Bedenkenträger immer viel länger brauchen, als die schöngerechneten Projekt-Proposals "annehmen", werden so hohe Margen bewusst vorgegeben, um mit Glück hinterher wenigstens bei 5% Rendite rauszukommen.
Ist mMn ein Zeichen dafür, dass die Geschäftsführung das eigene Geschäft nicht mehr versteht und somit Innovation nicht von blöden Ideen unterschieden kann.
Dass die Proposals mit solchen Vorgaben automatisch noch unrealistischer werden, um diese Traumrenditen auszuweisen - denn die Sales Leute wollen ja ihre Provisionen kassieren - bemerkt der fachfremde "Entscheider" dann halt auch nicht mehr.
Dieser Beitrag wurde am 09.11.2022 09:09 Uhr bearbeitet.