Kein Teilemangel?
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Russland redet Sanktionsfolgen klein

S7 Airbus A321neo
S7 Airbus A321neo, © Airbus

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MOSKAU - Russlands Airlines erhalten seit knapp einem Jahr keine Ersatzteile aus dem Westen mehr. Das Embargo - eine Reaktion der westlichen Staatengemeinschaft auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine - entfaltet Wirkung. Die russische Behörde für Zivilluftfahrt redet die Folgen klein.

SSJ100, MS-21 und Tu-214 sollen es richten: Russland will seine Airlineflotte bis 2030 komplett auf Flugzeuge aus eigener Produktion umstellen. Bis dahin müssen Aeroflot und Co. ihre Airbus- und Boeing-Flotten gut pflegen. Nur das wird von Tag zu Tag schwieriger.

Die offiziellen Ersatzteilquellen sind seit knapp einem Jahr versiegt. Luftfahrtkomponenten aus dem Westen stehen seit dem russischen Angriff auf die Ukraine auf Exportverbotslisten.

Die russische Behörde für Zivilluftfahrt spielt die Folgen der Sanktionen herunter. "Zunächst verfügten die Airlines über eine ausreichende Versorgung mit Ersatzteilen", sagte Rosaviatsia-Direktor Alexander Neradko der Mediengruppe RBK. "Neue Lieferketten" aus "befreundeten Ländern" werden die Teileversorgung laut Neradko bis 2030 sicherstellen.

Das passt nicht wirklich mit anderen Meldungen aus der russischen Luftfahrt der letzten Monate, Wochen und Tage zusammen:

Volga-Dnepr Airlines gibt den Betrieb ihrer Boeing 747-8F, 747-400F, 777F und 737BCF auf. Für die Frachter fehlen: Ersatzteile.

Rossiya lässt ihre A320 seit Dezember nur noch in Rotation starten, 200 Airbus-Piloten der Aeroflot-Tochter haben im Wechsel Zwangsurlaub.

Medienberichte aus dieser Woche lassen auf ähnliche Probleme bei S7 Airlines schließen. Die Airline kommt offenbar nicht mehr an Ersatzteile und -triebwerke für ihre A321neo. Die Teilflotte steht derzeit am Boden. S7 Airlines erklärt das mit "planmäßigen Wartungsmaßnahmen im Winter".

Selbst in Russland wird aber darüber spekuliert, dass S7 die Maschinen in Wahrheit für einen Einsatz im Sommer schont.

In der Produktion neuer Flugzeuge kommt Russlands Industrie auch noch nicht ganz ohne westliche Teile aus. UAC musste zuletzt neue SSJ100 mit Reservetriebwerken ausliefern - neue Sam146-Sets des Programmpartners Safran dürfen Frankreich nicht Richtung Russland verlassen, russische Triebwerke stehen frühestens im Jahresverlauf zur Verfügung.

Verschiebebahnhof

Bis 2030 ist es noch ein weiter Weg. Und so ganz traut man offenbar auch bei Rosaviatsia den eigenen Entwarnungen nicht.

Die Behörde hat russischen Airlines gerade ganz offiziell erlaubt, Teile aus einem Flugzeug aus- und ins nächste einzubauen. "Das Verschieben brauchbarer Ersatzteile von Flugzeug zu Flugzeug wurde immer und überall praktiziert, auch in der Sowjetunion", sagte Neradko.

Auch wenn Rosaviatsia das Wort "Ausschlachten" vermeidet - in der Praxis teilen russische Airlines ihre Airbus- und Boeing-Flotten längst in Spender- und Empfängerflugzeuge auf.

Airbus-Chef Guillaume Faury hatte sich im November "besorgt über die Zustände in der Wartung" bei russischen Airbus-Betreibern geäußert. "Das wirft tatsächlich einige Sicherheitsfragen auf", sagte der Faury "Bloomberg".
© aero.de | Abb.: Airbus | 03.02.2023 12:59

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Beitrag vom 04.02.2023 - 16:35 Uhr
** korrupt
Beitrag vom 04.02.2023 - 16:32 Uhr
* je nachdem
Beitrag vom 04.02.2023 - 16:31 Uhr
Ich hoffe inständig dass man es schafft diese (und die anderen) Technologie-Sanktionen auch konsequent durchzusetzen denn sonst können die Russen ihren Krieg u.U. ewig führen und am Ende produzieren die noch mit Airbus-Ersatzteilen ihre MS 21 und feiern sich als die größten Eber.

Zwar hat die Größe eines Landes auf der Landkarte grundsätzlich nicht sehr viel zu bedeuten aber bei der Bekämpfung von Schmuggel stellt sie natürlich eine im wahrsten Sinne des Wortes riesige Herausforderung da.

Wenn man bedenkt dass im Moment sogar das Nato-Mitglied Türkei noch Faxen macht und angeblich sogar russische Flieger wartet dann muss hier wohl noch einiges an Sekundär-Sanktionen passieren damit sich alle an alle Sanktionen halten.

Bei den eher kleinen Warenströmen in die/ der Türkei und den anderen Grenzländern wird man das aber wohl eher früher als später in den Griff bekommen.



Das tragische ist hier die Rolle von China.

Zwar wird der Ami es ohne Probleme schaffen sie zum Mitmachen zu bewegen bzw. hat es schon geschafft aber:

kann China diese Sanktionen überhaupt durchsetzen?

Bei allem wirtschaftlichen Erfolg ist dieses System insb. auf regionaler Ebene immer noch extrem Korrupt und ineffizient und vorallem sind solche Systeme zwar gut darin Menschenmassen zu überwachen/ unterdrücken aber unglaublich schlecht in der tatsächlichen Verbrechensbekämpfung.

Die dortige Markt-Kultur (siehe Covid) und lange Land-Grenze zu Russland machens den dortigen Behörden auch nicht leichter.

Je nach dem was die Russen an M i k r o elektronik am dringendsten brauchen kann u.U. eine einzige Handvoll schon den Jahresverbrauch bedeuten.



Da kommt auf die US und EU Behörden einiges an Arbeit zu.

Unsere EU Bürokratie wird hier mal wieder nicht weniger als ihre Existenz begründen müssen nachdem sie das in der Covid-Politik (und der Zeit davor) noch nicht geschafft hat.


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