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An Biokerosin und Turboprops führt kein Weg vorbei

ATR 72-600
ATR 72-600, © ATR

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HAMBURG - Die Luftfahrt kann mit bereits verfügbaren Technologien ihren CO2-Ausstoß deutlich senken. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie. Kaufanreize für effizientere Flotten und Investitionen in alternative Flugtreibstoffe versprechen demnach kurzfristig echte Ergebnisse.

HEFA-Kerosin (Hydroprocessed Esters and Fatty Acids), das aus Alt-Ölen und -Fetten hergestellt wird, mehr Turboprop-Flugzeuge für kürzere Strecken und eine sukzessive Flottenerneuerung: Das sind die wichtigsten Möglichkeiten, in naher Zukunft die Emissionen in der kommerziellen Luftfahrt zu reduzieren.

Zu diesem Schluss kommen die Autoren einer Studie des Sustainable Aero Labs, einem Start-up-Inkubator aus Hamburg.

"Die wichtigste Überlegung ist, dass die derzeitige Generation von Flugzeugen mit mehr als 100 Sitzen auch im Jahr 2040 noch fast die gesamte Flotte ausmachen wird", sagt Lukas Kaestner, Mitbegründer vom Sustainable Aero Lab.

Selbst, wenn Mitte der 2030er Jahre also wasserstoffbetriebene Flugzeuge auf den Markt kommen, dauert es noch etliche Jahre, bis sie flächendeckend im Einsatz sind.

Deshalb müsse die Luftfahrt die Schadstoffemissionen der derzeitigen Flugzeuggeneration verringern, "und der einfachste technologisch und wirtschaftlich machbare Weg, dies zu erreichen, ist die Steigerung der Produktion von nachhaltigen Kraftstoffen (SAF)", so Kaestner weiter.

Die Autoren der Studie empfehlen deshalb unter anderem staatliche Subventionen für die Flottenerneuerung, ähnlich der jüngsten Förderung von Elektrofahrzeugen oder der Abwrackprämie 2008/2009. Mit der aktuellsten Flugzeuggeneration könnten die Emissionen um mehr als zehn Prozent im Vergleich zu den Vorgängermodellen gesenkt werden.

Die Bundesregierung hatte eine angedachte Förderung - die Rede war von einer Milliarde Euro - 2021 allerdings wieder verworfen.

Ökologischer und ökonomischer als Jets

Durch den verstärkten Einsatz von sparsamen Turboprop-Flugzeugen auf Strecken bis 600 Kilometern anstelle von Regionaljets bis Mitte des Jahrzehnts ließe sich der CO2-Ausstoß weiter reduzieren, so die Studie. Die Autoren rechnen vor, dass ein Turboprop mit ähnlicher Technologie bei Verbrauch und Emissionen um 20 bis 30 Prozent besser als ein Jet abschneidet.

Zudem fordern die Autoren, dass die Politik neue Anreize für Kraftstoffhersteller schafft, um den Hochlauf der SAF-Produktion schnell voranzutreiben und gleichzeitig auch die Kapazitäten für E-Kerosin aufzubauen.

"SAF, ob aus Abfall oder synthetisch hergestellt, ist wahrscheinlich die einzige praktikable Lösung, um die CO2-Emissionen der Luftfahrt in den nächsten zwei Jahrzehnten drastisch zu senken", sagt Stephan Uhrenbacher, CEO des Sustainable Aero Labs. Die Hochskalierung der Produktion und die Kostensenkung blieben gigantische Herausforderungen bei der Bereitstellung nachhaltiger Treibstoffe.

"Unsere Empfehlungen zielen darauf ab, die Technologien zu nutzen, die jetzt schon technisch ausgereift sind, und gleichzeitig solche wie PtL [Power to Liquid; d. Red.] und Wasserstoff weiterzuentwickeln, um ihre Vorteile später nutzbar zu machen", sagt Kaestner.
© FLUG REVUE - Ulrike Ebner | Abb.: ATR | 13.05.2023 08:34

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Beitrag vom 16.05.2023 - 07:50 Uhr
"SAF, ob aus Abfall oder synthetisch hergestellt, ist wahrscheinlich die einzige praktikable Lösung, um die CO2-Emissionen der Luftfahrt in den nächsten zwei Jahrzehnten drastisch zu senken", sagt Stephan Uhrenbacher, CEO des Sustainable Aero Laps."
Also: Wenn ich ein Liter Kerosin verbrenne, erzeuge ich CO2. Wenn es sich dabei aber um "BioKerosin" handelt, erzeuge ich kein CO2!
Geht es dieser Firma um neue Techniken in der Luftzfahrt oder um Rhetorik?

Zunächst mal: BioKerosin != SAF, da einige Verfahren zur SAF Herstellung komplett abiotisch mit CO2 aus Verbrennungsprozessen oder abgeschieden aus der Luft arbeiten.

Ich halte die Unterscheidung zwischen SAF/Biokerosin und normalem Kerosin auch nicht für rein rhetorisch, da im Fall von SAF das bei der späteren Verbrennung frei werdende CO2 _vorher_ aus der Atmosphäre geholt werden muss.

Normales Kerosin:
Damit hat man einen CO2 Gehalt der Atmosphäre von X vor dem Verbrauch des Kerosins.
Einen Gehalt von X + Y nach der Verbrennung

Normales Kerosin + CO2-Zertifikate (zB Aufforstung):
Damit hat man einen CO2 Gehalt der Atmosphäre von X vor dem Verbrauch des Kerosins und Ausstellung des Zertifikats bzw der Aufforstung.
Einen Gehalt von X + Y nach dem Verbrauch des Kerosins
Danach sinkt der Anteil von Y um etwa 1/60 jedes Jahr, falls alle geplanten Bäume überleben und wirklich 60 Jahre alt werden, kein Waldbrand passiert und keine Schädlinge den Wald befallen, etc.
Im Nahbereich der nächsten 10, 15 Jahre haben diese Zertifikate aber kam einen Effekt auf den CO2 Gehalt der Atmosphäre.

Biokerosin/SAF:
Damit hat man einen CO2 Gehalt der Atmosphäre von X vor der Herstellung des SAF.
Einen Gehalt von X - Y nach der Herstellung
Einen Gehalt von X nach der Verbrennung


Biokerosin/SAF ist also sozusagen die Prepaid Variante des CO2 Ausgleichs, die zudem auch nicht mittelfristig zu einer Erhöhung des CO2 Gehalts der Atmosphäre beiträgt.
Beitrag vom 15.05.2023 - 21:18 Uhr
CO2 Gewinnung durch aercapture: Aktuell 1.500 kWh für eine t, Ziel sind 600. Weil mit positien Prognosen mehr Fördergelder generiert werden können, halte ich die 600 für zu optimistisch. Bei 800 kWh pro t CO2 ist die Rechnung so: 1 t CO2 ergibt rund 400 kg SAF mit 4.800 kWh Energiegehalt.

Einmal für den Dummie, bitte:
Warum werden aus einer Tonne CO2 nur 400kg Fuel? Wahrscheinlich weil (M)Ethanol nur ein Sauerstoffarom hat?
Ist das so die Richtung?

Danke schonmal.


Meine Vorredner haben es schon erklärt, aber ohne die Atomgewichte oder Molgewichte.
C = 12
O2 = 32
H2 = 2
Wenn man das oben einsetzt wird es noch anschaulicher.
Eine einfachere Erklärung geht so:

ein Liter Motorbenzin erzeugt beim verbrennen 2,32 kg CO2, also kann ich demzufolge aus einem kg CO2 nur 1/2,32 = 0,43 Liter erzeugen. Ich habe die Zahlen immer gerundet weil es auch noch geringe Verluste gibt. Die grobe Abschätzung passt aber.

@ fbwlaie: reine Rhetorik. Im laufe der Zeit wird zwar das erzeugte CO2 wieder aus der Luft durch die Photosythese geholt und für neue Biomasse zur Verfügung gestellt. Besser wäre es, z.B. die Biomasse Wald sehr langfristig unberührt zulassen um die CO2 Konzentration zumidenst tendenziell zu senken.

Die Diskussion darüber ist für die Holzheizung inzwischen aufgekommen. Jede weitere Steigerung kann kurzfristig die CO2 emission hoch treiben. Wo ist der Unterschied der Verbrennung Millionen Jahre alten Wälder (jetzt Kohle) zu frischem Einschlag (jetzt Pellets oder Biofuel)?


Dieser Beitrag wurde am 15.05.2023 21:31 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 15.05.2023 - 19:16 Uhr
"SAF, ob aus Abfall oder synthetisch hergestellt, ist wahrscheinlich die einzige praktikable Lösung, um die CO2-Emissionen der Luftfahrt in den nächsten zwei Jahrzehnten drastisch zu senken", sagt Stephan Uhrenbacher, CEO des Sustainable Aero Laps."
Also: Wenn ich ein Liter Kerosin verbrenne, erzeuge ich CO2. Wenn es sich dabei aber um "BioKerosin" handelt, erzeuge ich kein CO2!
Geht es dieser Firma um neue Techniken in der Luftzfahrt oder um Rhetorik?


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