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Air Astana hat keine Lust mehr auf die E2

Air Astana Embraer E190-E2
Air Astana Embraer E190-E2, © Air Astana

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ALMATY - Als Air Astana Ende 2018 die erste von fünf Embraer 190-E2 willkommen hieß, war die Euphorie noch groß. Doch richtig warm wurden die Kasachen mit dem Brasilien-Jet nie - aus diversen Gründen. Jetzt senkt Air Astana offiziell den Hammer über der E2-Flotte. Die Airline hat für die E2 keine Verwendung mehr.

Man könnte sagen, es ist das Ende eines großen Missverständnisses: Kasachstans Flag Carrier Air Astana wird seine Teilflotte von fünf Embraer 190-E2 ab 2024 auflösen.

Die E2-Jets werden ausgemustert und durch Airbus A320neo sowie A321neo ersetzt, berichtet unter anderem das Portal "Simple Flying". Laut Airline-Chef Peter Foster passen die Regionaljets nicht mehr in die Flottenstruktur von Air Astana. "Wir brauchen die E2 nicht mehr", so Fosters Fazit.

Air Astana hatte im Dezember 2018 ihren ersten E2-Jet in Empfang genommen. Insgesamt wuchs der Bestand im Jahr 2019 auf fünf Flugzeuge an, allesamt geleast von AerCap aus den Niederlanden. Inzwischen gehören die Maschinen dem US-Anbieter Azorra Aviation.

Ihr durchschnittliches Alter liegt bei knapp über vier Jahren. Laut Daten der Tracking-App "Flightradar24" kommen die Embraer-Jets bei Air Astana aktuell vorrangig auf Inlandsrouten zum Einsatz.

Frust statt Euphorie

Die Geschichte der Zusammenarbeit zwischen Embraer und Air Astana war in der Vergangenheit vor allem von Negativschlagzeilen geprägt. Alle fünf E2-Jets der Kasachen standen von Dezember 2020 bis Juni 2021 am Boden - aus Sicherheitsgründen, wegen wiederholter Probleme mit Mechanik und Software, wie es hieß.

Air Astana listete seinerzeit rund zwei Dutzend Vorfälle auf, bei denen Crews ihrer E2-Jets im Flug von technischen Zwischenfällen und "fehlerhaften Fehlermeldungen" heimgesucht wurden.

Die Summe der Probleme untergrabe die Lufttüchtigkeit der Flugzeuge, konstatierte die Airline - und zerrte Hersteller Embraer gar für eine Schadenersatzklage vor Gericht. Den Rechtsstreit erklärten beide Parteien in einer gemeinsamen Erklärung Anfang 2023 für beendet.

Kein Platz mehr für Regionaljets

Laut den Ausführungen von Air Astana-Chef Peter Foster haben die Negativerfahrungen mit den Embraer-Jets allerdings nichts mit deren angekündigter Ausflottung zu tun. Vielmehr gehe es um eine Vereinheitlichung der Flotte, die künftig nur noch aus A320neo, A321neo und Boeing 787-9 bestehen soll.

Vor allem aber habe sich der Business Case seiner Airline zwischenzeitlich zum Nachteil der E190-E2 geändert, so Foster: "Wir haben die E2 bekommen, bevor wir unsere Low-Cost-Airline (Fly Arystan, d.Red.) gestartet haben. Dann haben wir erkannt, dass man nicht mit einem Regionaljet in einen kleinen Markt gehen muss. Man kann auch mit einer A320 mit 180 Sitzen antreten und den Preis entsprechend gestalten."

Diese Erkenntnis sei folglich der Hauptgrund, die E2-Jets abzustoßen - schließlich bieten sie nur Platz für maximal 108 Fluggäste.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | 09.07.2023 07:40

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Beitrag vom 10.07.2023 - 06:09 Uhr
Schon immer lustig wer so alles die Martentwicklung von Kasachstan kennt und bescheid weiss.
Lauter Experten, mit tiefgreifendem Einblick in die Kalkulation der Airline.

Erstmal richtig Pöbeln, nochmal ein paar Antikapitalistische Gassenhauer rausposaunen, fertig ist die Diskussion in einem "Fach" Forum.

Seltsamer Weise haben sich erstaunlich viele Airlines für den A320neo entschieden, trotz oft grosser A319 und B737-700 flotten.
Im Gegensatz dazu haben sich kaum Airlines für die E190E2 entschieden. Nur 25 Exemplare wurden bestellt.
Die E2 fam. ist bisher ein Ladenhüter, hat nur 270 Bestellungen, davon fast alle für die E-195.

Ob die in Kasachstan aber geht, ob die field performance reicht, STOL etc. weiss doch hier keiner.
Vermutlich fallen in der steppe und den Gebirgen in der gegen einige hot and high conditions an, die für einen Stretch nicht ideal sind.
Dann ist auch ein A320neo die bessere Wahl, den können quasi alle Airlines dieser welt betreiben und Air Astana hat ihn bereits.

Warum also eine kleine E2 Teilflotte mit nur 5 Exemplaren?

Die haben 108 Sitze in der E2, 148 im A320neo.
Das werden die sich schon überlegt haben, was sie da machen.
Beitrag vom 09.07.2023 - 23:47 Uhr
@GB:

Ich deute ihre gewohnt kryptischen Ergüsse mal so, dass Sie der Kritik von @PerM am Management von Air Astana zustimmen.

Tatsache ist, dass Air Astana in 21 Jahren bislang nur 2 Jahre mit Verlust abgeschlossen hat, eines davon war das Corona-Jahr 2020. Sonst war man immer profitabel. Man ist in einer Region der Welt beheimatet, die hohe Wachstumsraten im Luftverkehr zu verzeichnen hat. Man hat in der Gruppe eine stark expandierende Low Cost-Tochter, und man ist mit Peter Foster auch an der Spitze gut besetzt, der über 40 Jahre Erfahrung in der Branche vorzuweisen hat. Alles eher positive Vorzeichen im Hinblick auf die künftige Entwicklung.

Eine nachvollziehbare Flottenentscheidung mit der Anschaffung von neuem Spielzeug zu vergleichen, halte ich daher in diesem Fall für Nonsens. Aber über die vermeintlich blöden Manager herzuziehen, kommt hier ja bei einigen immer gut an.
Beitrag vom 09.07.2023 - 20:42 Uhr
Diese Airline weiß sehr genau was sie macht, die Kosten sind sehr genau bekannt.

Erschreckend, wenn es anders wäre. Die Erlöse sind es nicht. Man geht da zwangsweise immer von Schätzwerten aus, die Frage ist, wie belastbar sie sind, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie realisiert werden.

Und betr. Leasing findet man sicher mit dem Leasinggeber eine Lösung wenn man dann statt E2 lieber
A320 nimmt.

Eine Lösung findet man auch bei jeder Pleite, die Frage ist immer nur, für wen sie eine gute ist.


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