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Portugal sucht einen Partner für seine mit Staatsmilliarden vor der Pleite gerettete Airline TAP. An den stellt die Regierung hohe Anforderungen: Lissabon soll weiter als vollwertiges Drehkreuz betrieben werden. Der Staat will zwar mindestens 51 Prozent privatisieren, als Wächter aber mit einem Minderheitsanteil an Bord bleiben.
Das ist in der Regel keine Konstellation, in der sich Lufthansa besonders wohlfühlt. TAP ist für Lufthansa aber nicht nur strategisch zu relevant, um die Airline kampflos IAG oder Air France-KLM zu überlassen.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte im März so auch grundsätzliches Interesse an TAP bekräftigt: "Wir sehen uns alles an, was auf den Markt kommt." Im Fall von TAP macht Lufthansa das nicht zum ersten Mal.
Im Februar 2020 hatten das portugiesische Wirtschaftsmagazin "Jornal de Negocios" und die "Süddeutsche Zeitung" von einem möglichen Lufthansa-Einstieg bei TAP zusammen mit dem US-Partner United Wind bekommen. Lufthansa hatte das seinerzeit nicht kommentiert. Kurz darauf schaltete die Airlinebranche weltweit in den Krisenmodus.
An den Vorzeichen, die für einen Lufthansa-Deal mit TAP sprechen, hat sich seither kaum etwas geändert. In Südamerika erodieren die Marktanteile der Star Alliance seit der frühere Partner TAM zu LAN abgezogen ist.
Im ersten Halbjahr 2023 erzielte Lufthansa nur knapp zwei Prozent der Passagiererlöse - überschaubare 240 Millionen Euro - auf Strecken nach Mittel- und Südamerika.
Dabei herrscht auf dem Markt fast wieder Vorkrisennachfage. Lufthansa setzte ihre Kapazitäten in Südamerika im zweiten Quartal mit 44,7 Prozent höheren Durchschnittserlösen ab als ein Jahr zuvor. In keinem anderen Markt verzeichnete Lufthansa im zweiten Quartal eine höhere Preisdynamik.
Südamerika rückt nicht nur deswegen zunehmend in den Fokus europäischer Airlinemanager. Über dem Südatlantik spielt unbequeme Konkurrenz durch Golfairlines kaum eine Rolle.
IAG will bei TAP ebenfalls ihren Hut in den Ring werfen. "Wir sind stets offen für große Unternehmen und Marken", unterstrich IAG-Vorstandschef Luis Gallego vergangene Woche in Lissabon.
In einem möglichen Bietertrio mit Lufthansa und Air France-KLM lastet auf IAG die größte wettbewerbsrechtliche Hypothek. Kontrolle über TAP würde noch mehr Marktanteile in einen Konzern verschieben, der mit Iberia und der ausgemachten Komplettübernahme von Air Europa bereits stark im Südatlantikverkehr vertreten ist.
Mit dem Einstieg bei ITA hat Lufthansa ihrerseits eine kartellrechtliche Baustelle offen - der Konzern rechnet in Italien bereits mit Auflagen der EU-Kommission.
Ein paralleler Einstieg bei TAP Air Portugal - und ein siebtes Lufthansa-Drehkreuz in der EU - dürften in Brüssel auf einige Skepsis treffen. Der Flughafen Lissabon gilt ohnehin als überlastet - neue Wettbewerber erhalten hier kaum Slots.
Air France will mit A350 punkten
Die stärkste Konkurrenz bei TAP erwartet Lufthansa aus Paris. Air France-KLM lässt keinen Zweifel an ihren Ambitionen in Portugal. "TAP hat eine sehr starke geografische Lage (...) und ein Netzwerk mit allein elf Nonstop-Zielen in Brasilien aus Lissabon", sagte Air France-KLM-Chef Ben Smith im Mai. Das sei für seinen Konzern "hochinteressant".
Einen aktuellen Großauftrag über 50 Airbus A350-900 und A350-1000 kann Air France-KLM noch per Option um 40 Flugzeuge ausbauen - Smith deutete an, die optionierten Flugzeuge in ein Übernahmeprojekt einzuspannen; Air France-KLM wird nicht mit leeren Händen in Lissabon vorstellig.
© aero.de | Abb.: Airbus | 03.10.2023 07:54
Kommentare (2) Zur Startseite
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"Im ersten Halbjahr 2023 erzielte Lufthansa nur knapp zwei Prozent der Passagiererlöse - überschaubare 240 Millionen Euro - auf Strecken nach Mittel- und Südamerika."
Nur Lufthansa oder die LHG?
Im ersten Fall würde sich (bri einer Beteiligung/Übernahme)daran ja kaum etwas ändern, da TAP danach, wie LX,SN,OS etc., ja ebenfalls ein 'eigenes' Ergebnis ausweisen würde und der 'Löwenanteil' der Südamerika Ergebnisse dort bleiben würde.
@A320fam hatte bereits schon einmal darauf hingewiesen:
es wäre sehr hilfreich bei solchen Informationen klar und deutlich kenntlich zu machen, ob die Mainline (LH) oder die AG gemeint ist. Danke.
Aktuell sind da 21 brandneue A339 mit knapp 300 Pax zu füllen - und ein paar A332.
Die wird man wohl auch noch mit A339 ersetzen.
Tap hat aktuell 80 flieger, davon 22 WBs und auch noch A321LR - was will Tap aktuell mit A359?
Die haben weder den Feed noch den Reichweitenbedarf. Der A339 sollte von LIS aus alles in Afrika und beiden Amerikas abdecken.
Nach Asien wird halt nicht gehen, aber das ist sowieso schwierig.
Wenn man den A359 nach LIS stellen will, muss man ja wieder min. 8-10 da hin packen, und sorry, 30 WBs für TAP?
Das interesannte an der Tap ist doch, das sie eine moderne Flotte hat und keine weiteren INvestitionen braucht.