Triebwerksbau
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Rolls-Royce-Chef glaubt nicht an Wasserstoff-Antrieb

Rolls-Royce Trent XWB-97
Rolls-Royce Trent XWB-97, © Airbus

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LONDON - Rolls-Royce will in den kommenden Jahren im Tagesgeschäft deutlich mehr verdienen und setzt dabei weiter auf klassische kerosinbetriebene Turbinen. Der Konzern trennt sich von seinem Geschäft mit E-Antrieben für Flugtaxis und hegt Zweifel an einem schnellen Durchbruch bei Wasserstoffsystemen.

Rolls-Royce konzentriert sich auf konventionelle Antriebstrechnik. "Ich glaube nicht, dass Wasserstoff in den kommenden 15, 20 Jahren eine Rolle spielen wird", sagte Rolls-Royce-Chef Tufan Erginbilgic am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten im Zuge eines Kapitalmarkttages.

Zwar arbeitet der Konzern mit dem britischen Billigflieger Easyjet bereits an einer Wasserstofftechnologie, doch dürfte nach Meinung des früheren BP-Managers sogenannter nachhaltiger Treibstoff (SAF; Sustainable Aviation Fuel) zumindest für große Jets die einzige Option sein, um die Klimaziele zu erreichen.

Für die Aktien des Triebwerksherstellers ging es im Vormittagshandel nach der Veröffentlichung neuer Mittelfristziele deutlich nach oben: Zuletzt kostete ein Schein von Rolls-Royce rund sieben Prozent mehr als am Vortag.

Die Luftfahrtbranche steht vor der Herausforderung, ihren Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen deutlich zurückzufahren. Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus hofft darauf, bis 2035 wasserstoffbetriebene Flugzeuge in Betrieb zu nehmen.

Wie Rolls-Royce am Dienstag weiter in London bekannt gab, soll der operative Gewinn bis 2027 auf 2,5 bis 2,8 Milliarden britische Pfund (2,9 bis 3,2 Mrd Euro) steigen. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) soll dann bei 2,8 bis 3,1 Milliarden Pfund liegen.

Für das laufende Jahr rechnet der Konkurrent von GE Aerospace und der RTX-Tochter Pratt & Whitney weiter mit 1,2 bis 1,4 Milliarden Pfund operativem Gewinn sowie 0,9 bis 1,0 Milliarden Pfund Mittelzufluss. Konzernchef Erginbilgic deutete zudem an, wieder ins Geschäft mit Schmalrumpfflugzeugen einsteigen zu wollen. Rolls-Royce sei "gut positioniert", sagte er laut Mitteilung.

Die neuen Ziele bezeichnete UBS-Analyst Ian Douglas-Pennant in einer ersten Reaktion als "stark". Er rechnet deswegen damit, dass die durchschnittlichen Schätzungen von Branchenkennern deutlich steigen dürften. Jefferies-Expertin Chloe Lemarie betonte, der freie Mittelzufluss liege über den Erwartungen.

E-Sparte steht zum Verkauf

Mitte Oktober hatte der Triebwerkshersteller angekündigt, erneut viele Stellen streichen zu wollen. Es ist der bisher umfangreichste Stellenabbau unter Unternehmenschef Erginbilgic und betrifft 2.000 bis 2.500 Mitarbeiter.

Wie Rolls-Royce weiter am Dienstag mitteilte, will sich das Unternehmen von seinem Elektrogeschäft trennen, das Antriebssysteme für Fluggeräte wie etwa Flugtaxis entwickelt. Erginbilgic sagte, Rolls-Royce müsse Entscheidungen über die Verwendung seiner Ressourcen treffen, der Geschäftsbereich dürfte einer "dritten Partei" mehr Wert bieten.
© dpa-AFX | 28.11.2023 10:24

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Beitrag vom 29.11.2023 - 17:39 Uhr
H2-Herstellung ist energieintensiv und wird sich frühestens dann rechnen, wenn erneuerbare Energien in sehr großem Ausmaß zur Verfügung stehen. Vorher wird sich aber bei billiger werdenden EE der Energiebedarf schneller steigern wird als deren Produktion, also wird das noch eine ganze Weile dauern. Und bei unserer aktuell praktizierten Planungsgeschwindigkeit ist dessen absehbares Nichteintreffen weit sicherer als jede Minirente.
Beitrag vom 28.11.2023 - 21:34 Uhr
Naja, so weltbewegend ist die Aussage jetzt nicht.

Airbus verspricht den ersten H2-Flieger auch erst für 2035. Ein Massenprodukt wird der so schnell nicht sein und schon sind die genannten 20 Jahre um.
Beitrag vom 28.11.2023 - 16:12 Uhr
Ich denke wir sind aktuell bei den CO2-freien Kraftstoff-Alternativen in der Situaton von Berta Benz, die 1888 anlässlich der ersten Überlandfahrt ihr Automobil mit Waschbenzin aus Apotheken betanken musste.

Die Industrie sucht nach Ideen, jeder Anbieter wirbt für seine eigenen um Investoren, die besten und am wenigsten teueren werden sich letztendlich durchsetzen.

Ob RR mit dieser Entscheidung nur Entwicklungskosten für Varianten spart, die nie gebraucht würden, oder in 15 Jahren nur noch auf einem Haufen Ladenhüter sitzt, weil die Konkurrenz H2 Antriebe im Angebot hat, wird sich zeigen.

Dieser Beitrag wurde am 28.11.2023 16:15 Uhr bearbeitet.


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