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Die Zeit der großen Preissprünge dürfte jedoch vorbei sein, sagte Vorstandschef Sebastian Ebel bei der Vorlage der Jahresbilanz am Mittwoch in London. An der Börse kamen die Aussichten gut an: Die Tui-Aktie legte zeitweise um mehr als elf Prozent zu.
Am späten Vormittag lag der Kurs noch mit rund neun Prozent im Plus bei 6,47 Euro. Damit wurde Tui an der Börse insgesamt mit 3,3 Milliarden Euro bewertet.
Nachdem dem Konzern infolge der Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie zeitweise sein ganzes Geschäft weggebrochen war, hatte der deutsche Staat ihn mit Finanzspritzen mehrfach vor dem Aus bewahrt. Jetzt erwägt der Vorstand, die Hauptnotierung der Tui-Aktie aus London wieder nach Frankfurt zu verlegen - und das Papier zurück in den MDax zu bringen.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September erholte sich Tui ein großes Stück von den Einschlägen aus der Corona-Krise. Dank der Rückkehr der Urlaubslust und höherer Preise für Pauschalreisen legte der Umsatz des Konzerns im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel zu und erreichte mit 20,7 Milliarden Euro einen Höchstwert.
Zwar hatte Tui schon in den Jahren 2006 und 2007 mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz erzielt. Allerdings war in den damaligen Zahlen noch die inzwischen verkaufte Container-Reederei Hapag-Lloyd enthalten.
Unter dem Strich gelang dem Konzern nun die Rückkehr in die schwarzen Zahlen: Auf die Aktionäre entfiel in den zwölf Monaten bis Ende September ein Überschuss von 306 Millionen Euro nach einem Verlust von 277 Millionen ein Jahr zuvor. Dass der Gewinn nicht höher ausfiel, lag nicht zuletzt an den Zinsen für die hohen Kredite.
Zwar schrumpfte die Nettoverschuldung des Konzerns im Jahresvergleich um 1,3 Milliarden auf 2,1 Milliarden Euro. Der Finanzaufwand lag mit 533 Millionen Euro jedoch noch etwas höher als im Vorjahr.
Im Tagesgeschäft verdiente der Reisekonzern indes ähnlich viel wie in den Jahren vor der Corona-Pandemie: Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) schnellte von den im Vorjahr erzielten 409 Millionen auf 977 Millionen Euro nach oben. Im Geschäftsjahr 2018/19 hatte der operative Gewinn wegen des damaligen Flugverbots für die Boeing-Jets vom Typ 737 MAX sogar niedriger gelegen als diesmal.
Weitere Gewinnzuwächse
Für das neue Geschäftsjahr bis Ende September 2024 erwartet der Vorstand nochmals deutliche Zuwächse. Denn im abgelaufenen Jahr zählte Tui noch mit 19,1 Millionen Kunden rund 2 Millionen weniger als vor der Pandemie. Im laufenden Geschäftsjahr soll die Zahl der Kunden nun wieder auf das Niveau von 2019 klettern.
Auch dadurch soll der Umsatz um mindestens zehn Prozent wachsen. Der bereinigte operative Gewinn soll sogar um mindestens ein Viertel zulegen und damit die Marke von 1,2 Milliarden Euro überschreiten. Das wäre mehr, als Tui ohne die Sonderbelastung durch die 737 MAX im Geschäftsjahr 2018/19 verdient hätte. Analysten hatten bislang für das neue Jahr nur mit einem Anstieg auf 1,14 Milliarden gerechnet.
Mittelfristig rechnet der Vorstand damit, dass der bereinigte operative Gewinn im jährlichen Schnitt um sieben bis zehn Prozent steigt. Die kräftigen Preissprünge bei Urlaubsreisen dürften sich aus Sicht der Tui-Spitze indes nicht fortsetzen. Auf Basis der bisherigen Buchungen zeichnen sich den Angaben zufolge für Sommer 2024 etwa vier Prozent höhere Durchschnittspreise ab.
Derweil bekam der Reisekonzern nach den Waldbränden auf Rhodos im Sommer zuletzt den Krieg zwischen der Hamas und Israel bei den Buchungszahlen zu spüren. Vor allem das benachbarte Ägypten sei im Winter ein wichtiges Reiseziel, sagte Ebel. Etwa sechs Wochen lang hätten sich die Kunden bei ihren Reiseentscheidungen zurückgehalten. Inzwischen zögen die Buchungen aber wieder an.
Abschied von Londoner Börse
Unterdessen denkt die Tui-Führung über einen Abschied von der Londoner Börse und eine Rückkehr in den MDax nach. Anders als noch vor einigen Jahren seien inzwischen drei Viertel der Tui-Aktien in deutschem Besitz und würden in Deutschland gehandelt, sagte Finanzvorstand Mathias Kiep.
Zuletzt hätten mehrere Investoren einen Wechsel der Börsennotierung angeregt. Tui hatte das Hauptlisting der Aktie nach der Fusion mit der früheren Veranstaltertochter Tui Travel vor rund neun Jahren nach London verlegt.
Aus Sicht der Tui-Spitze würde ein Listing nur in Deutschland die Kosten senken und weitere Vorteile bringen, etwa bei der Erfüllung der EU-Regeln an Eigentum und Kontrolle von Fluggesellschaften. Einem Delisting in London müssten die Aktionäre mit einer Mehrheit von drei Viertel der Stimmen zustimmen. Der Vorstand erwägt, das Vorhaben auf die Tagesordnung der Hauptversammlung am 13. Februar 2024 zu setzen.
© dpa-AFX | Abb.: Tui, Flughafen Nürnberg | 06.12.2023 08:47
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