Flug AS1282
Älter als 7 Tage

NTSB: Bei Boeing-Zwischenfall fehlten Befestigungsteile

Alaska Airlines Boeing 737 MAX 9
Alaska Airlines Boeing 737 MAX 9, © NTSB

Verwandte Themen

WASHINGTON - An dem jüngst herausgerissenen Rumpfteil einer Boeing 737 MAX 9 fehlten nach Erkenntnissen von US-Unfallermittlern zwingend vorgesehene Befestigungsteile. Der Zustand des Fragments und der anliegenden Rumpfelemente weise auf das Fehlen von vier Bolzen in einem Sicherungsmechanismus hin.

Das teilte die Ermittlungsbehörde NTSB in einem vorläufigen Bericht am Dienstag mit. Die Bolzen sollen eigentlich sicherstellen, dass sich das Rumpfteil nicht nach oben bewegen kann.

Die Feststellung der Ermittler dürfte den Druck auf Boeing verstärken, die Qualitätskontrollen drastisch zu verbessern. Offizielle Schlussfolgerungen zur Ursache des dramatischen Zwischenfalls hat die NTSB bislang nicht gezogen.

Bei der so gut wie neuen 737 MAX 9 von Alaska Airlines mit mehr als 170 Menschen an Bord war am 5. Januar kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpfteil an der Sitzreihe 26 herausgebrochen. An dieser Stelle haben manche Konfigurationen des Typs mit mehr Sitzen einen Notausgang.

Die betroffene Variante der 737 MAX 9 hat stattdessen eine Abdeckung, die die Öffnung verschließt. Bei dem Zwischenfall wurde niemand ernsthaft verletzt - durch einen glücklichen Zufall waren allerdings die beiden Plätze direkt an der Öffnung leer geblieben.

Die US-Luftfahrtaufsicht FAA und andere Behörden hatten nach dem Zwischenfall angeordnet, alle rund 170 ähnlichen Flugzeuge des Typs für Untersuchungen am Boden zu lassen. Alaska und United Airlines fanden auch bei anderen Maschinen lose Befestigungsteile an der Stelle.

Türblende der 737 MAX 9 von Alaska Airlines
Türblende der 737 MAX 9 von Alaska Airlines, © NTSB
 
Erst Ende Januar gab die FAA das Verfahren für Inspektionen frei, nach denen die Flugzeuge wieder starten durften. Bei EU-Fluggesellschaften sind keine Maschinen des betroffenen Modells im Einsatz.

FAA verschärft Kontrollen

Die FAA kündigte nach dem Vorfall verschärfte Kontrollen bei Boeing an - und auch einige Airlines wollen eigene Prüfer auf die Produktionslinien schicken. Boeing-Chef Dave Calhoun bekräftigte nach dem vorläufigen NTSB-Bericht, dass der Konzern letztlich die Verantwortung für die Flugzeuge trage. Boeing versicherte auch, dass die Qualitätsaufsicht sofort verbessert werde.

Die FAA hatte Boeing den geplanten Ausbau der 737-Produktion über die aktuelle Rate von 38 Flugzeugen pro Monat untersagt - der Konzern solle zunächst die Probleme in den Griff kriegen, so die Anweisung.

Der Rumpf der 737-Modelle wird vom Zulieferer Spirit Aerosystems gebaut und danach zur abschließenden Montage an Boeing weitergegeben. Nach Erkenntnissen der NTSB wurde das Rumpf-Fragment bei Boeing für Nacharbeiten gelöst. Auf einem Boeing-Foto ist das montierte Bauteil ohne die Bolzen zu sehen. Den Ermittlern zufolge deuten zudem fehlende Schäden an den Halterungen der Bolzen darauf hin, dass diese auch im Flug fehlten.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: NTSB | 06.02.2024 21:29

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 08.02.2024 - 06:01 Uhr
"Vlt. ist jemand aus der Produktion hier und kann genauere Infos geben, wie das abläuft."

Ich kenne es von Bauaufsichten da drüben so, dass ein Baufortschritt nach der Durchführung zwei QA Schritte durchläuft. 1.) Abnahme durch Boeing internal QA
2.) CQS Customer Quality Support macht die zweite Abnahme sofern kein Kunden-Repräsentant vor Ort ist, der sich für die Abnahme eingetragen hat.

So wie ich es gelesen habe, wurde der Plug von Boeing ausgebaut und der Ausbau angeblich auch dokumentiert. Warum dann diese Workorder, NCR oder was auch immer, offen geblieben ist, bleibt ein Rätsel. Nur die übrig gebliebenen Bolzen müssten irgendwo sein-vielleicht in der Schrott-Tonne bei Boeing?


Danke!

Es hätte in jedem Fall bei Boeing auffallen müssen. Entweder in der Qualitätskontrolle oder eben bei demjenigen der das Ding ein und ausgebaut hat.

Ob die Bolzen überhaupt vorhanden waren, ist ja die Frage.

Waren sie es nicht, ist Spirit mit im Boot.
Spirit ist ja generell ein Problem, das war eben der Wahn der Boeing Manager die Rumpffertigung dort auszulagern um Kosten zu senken. Man kann ja mittlerweile sehen das es bei Spirit weiter geht, weil Qualität nunmal kostet.
Beitrag vom 08.02.2024 - 05:57 Uhr

Normalerweise sichert man solche Bolzen mit locktight und dann einem lackstrich, das muss dann zuminderst meines Wissens nach jemand abnehmen wenn es ein sicherheitskritisches Teil ist.
Vlt. ist jemand aus der Produktion hier und kann genauere Infos geben, wie das abläuft.

In einem der zahlreichen Berichte mit Bildern zu diesem Fall konnte man sehen, dass die Muttern der Gewindebolzen mit einem Splint gesichert werden. Da löst sich nichts von allein.

Das steht ja auch nicht zur Diskussion, es ist ja klar das sie nicht vorhanden waren und an anderen Maschienen wohl locker.

Was sicherheitskritisch ist gehört gesichert und geprüft.
Ob das dann Splint, Locktight oder eine andere Sicherung ist, zweitrangig.

Gute Beobachtung jedenfalls, ich kann es auf dem Bild hier jetzt nicht direkt erkennen.
Beitrag vom 08.02.2024 - 05:55 Uhr
Nach dem, was wir über diesen Vorfall und seine Hintergründe bereits wussten, ist es keine Überraschung mehr zu erfahren, dass hier ein Produktionsfehler bzw. mangelhafte Qualitätskontrolle den Vorfall verursacht hat.

Das ist die grosse Frage.

Denn angeblich wird der door plug erst bei Spirit eingebaut, und bei Boeing anschließend aus Fertigungsgründen wieder aus- & erneut eingebaut.

Es ist also unklar wo der Fehler aufgetreten ist.

Da man mehrere gefunden hat ist es in jedem Fall ein systematisches Problem, ein Versagen des QUalitätsmangements und der Kontrolle liegt in jedem Fall vor.

Man darf gespannt sein, was noch so alles ans Licht kommt.

Wenn Boeing den Door Plug noch einmal aus- und eingebaut hat, kann ja nur Boeing die Sicherungsbolzen vergessen haben.

Irrtum, sie können ja schon ab Werk nicht eingebaut gewesen sein.
Der zuständige MA hat das dann ausgebaut, und genau so wie es war wieder eingebaut.

Und genau so etwas darf man nicht machen. Man baut immer nach Manual ein. Das sollte spätestens nach dem BAC 1-11 Unglück klar sein. Insofern hat der letzte der den Door Plug eingebaut hat, die Bolzen vergessen.

Scheint sich leider nicht bis nach Seattle rumgesprochen zu haben?

Aber es ist durchaus entscheident, ob Spirit die Bolzen eingebaut hat oder nicht.
Und wenn ja, wie.
Denn angeblich wurden ja bei der Überprüfung lose Bolzen / Schrauben gefunden. Von "da hätten Bolzen sein sollen, aber es waren keine da" war keine Rede.

Denn wenn sie den Fehler bei Boeing finden - es ist mir unbekannt ob Boeing jeden dieser Plugs ausbaut oder ob das in dem Fall ein Einzelfall war - und sie fixen den bei Spirit nicht, kann das Problem ja wieder auftreten.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden