SEATTLE - Boeing sind Prozesstreue und Qualitätssicherung entglitten. Mit einem Aktionsplan will der Konzern wieder zu eigenen - und regulatorischen - Anforderungen an das Produktionssystem aufschließen. Im Mittelpunkt stehen sechs Indikatoren, an denen sich Boeing in Zukunft messen will.
Alaska Airlines 1282 brockte Boeing ein Sonderaudit der US-Branchenaufsicht ein. Die FAA nahm sechs Wochen das Produktionssystem unter die Lupe und forderte danach einen Sofortplan. Laut Medieninformationen hatte Boeing
33 von 89 Prüfpunkten gerissen.
Nun liegt der "Safety and Quality Plan" vor,
"Leeham News" veröffentlichte eine Übersicht. Das Konzept sieht Einzelmaßnahmen bei Boeing und Zulieferern vor. Neben mehr Schulungen will Boeing in der Produktion unter anderem strenger die vorgesehene Arbeitsabfolge einhalten.
"Flugzeuge dürfen erst dann zur nächsten Werksposition transportiert werden, wenn bestimmte Meilensteine erreicht sind, es sei denn, es wird eine Sicherheitsrisikobewertung (SRA) durchgeführt", heißt es in dem Dokument. Das soll für die 737 MAX ebenso gelten wie für die 767, 787 und 777.
Fortschritte bei der Qualitätssicherung in der Produktion macht der Aktionsplan an sechs neuen KPI fest.
Boeing will Leistungspunkte zur Fachkompetenz der eingesetzten Mitarbeiter, Abweichung von Teilenormen, Lieferengpässen bei Zulieferern, Fehlerkorrekturstunden an Flugzeugen in der Endmontage, Fehlerkorrekturstunden an Flugzeugen außerhalb der Endmontage und für den Anteil der Flugzeuge vergeben, die die Endmontage mit einem Fehlerbehebungsauftrag verlassen.
An der 737 MAX 9 von Alaska Airlines hatte Boeing nach vorläufigen Erkenntnissen der US-Flugunfallbehörde NTSB beim Aus- und Wiedereinbau einer Türblende vier Bolzen weggelassen. Bei einem Steigflug aus Portland flog die Blende weg.
Die FAA stieß bei ihren Ermittlungen auch beim Airframe-Zulieferer Spirit Aerosystems auf Missstände. Die "New York Times" nannte zwei Beispiele:
Techniker sollen die Abdichtung einer Tür mit Hilfe von Hotel-Schlüsselkarten kontrolliert und Dichtungen mit handelsüblichem Geschirrspülmittel angefeuchtet haben.© aero.de | Abb.: NTSB | 31.05.2024 12:29
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Beitrag vom 01.06.2024 - 20:46 Uhr
Das betriebliche Vorschlagswesen soll doch einen Wildwuchs von "Verbesserungen" verhindern.
Weshalb gibt/gab es keine geeignete Messlehre? War der Abstand "wurscht"?
An sich müssten alle Betriebsabläufe überprüft werden.
Wenn der Admiral - vgl. Leeham - ausfällt, dann?
Beitrag vom 01.06.2024 - 12:37 Uhr
Wie Spüli da grundsätzlich ein Problem sein soll (vielleicht waren handelsübliche Geschirrspülmittel ja sogar explizit zugelassen - schließlich gibt es auch für die Normen) seh ich irgendwie nicht.
@Diode
Du wirst weder für die Verwendung von Spüli noch einer Schlüsselkarte des Hotels deines Vertrauens eine Arbeitsanweisung bei Boeing oder Spririt finden und nur darum geht es in diesem Fall.
"Irgendein" Reinigungsmittel zu verwenden, entspricht keinem kotrollierten Prozess.
Produkt, Hersteller, Chargennummer... Rückverfolgbarkeit scheint ebenfalls nicht gegeben zu sein und ob man mit dem Fairy Ultra Hersteller eine �bereinkunft hat, dass dieser einen bei Rezeptänderungen informiert, wage ich ebenfalls zu bezweifeln.
Verträglichkeitsprüfung mit dem lokalen Oberflächenschutz unter Einbeziehung sämtlicher am Markt verfügbarer Spüli-Varianten... scheint unrealistisch.
FOD? Wie vele Schlüsselkarten wurden denn mit zur Montage genommen und wie viele sind wieder rausgekommen?
Hier geht es auch nicht darum, ob die Abweichung schlimme Folgen haben kann. Wer meint, das selbst beurteilen zu können, hat die Komplexiztät der Produkte einfach noch nicht begriffen und sich selbst maßlos überschätzt.
Kontrollierter Prozess, vorgegebene Hilfsmittel und Verbrauchsmaterialien, nur so darf es in der Luftfahrt laufen.
Gruß, 25.1309
Beitrag vom 01.06.2024 - 11:56 Uhr
Wie Spüli da grundsätzlich ein Problem sein soll (vielleicht waren handelsübliche Geschirrspülmittel ja sogar explizit zugelassen - schließlich gibt es auch für die Normen) seh ich irgendwie nicht.
Boeing hätte die Corona-Zeit evtl. für eine grundlegende Ã?berarbeitung der Produktion nutzen sollen aber sowas war natürlich weit hinter dem Horizont der Tabellen-Menschen welche damals bei Boeing (und auch außerhalb) das Sagen hatten.
Dinge im laufenden Betrieb zu ändern ist immer vielfach aufwendiger wenn nicht unmöglich.
Kommentare (18) Zur Startseite
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Weshalb gibt/gab es keine geeignete Messlehre? War der Abstand "wurscht"?
An sich müssten alle Betriebsabläufe überprüft werden.
Wenn der Admiral - vgl. Leeham - ausfällt, dann?
@Diode
Du wirst weder für die Verwendung von Spüli noch einer Schlüsselkarte des Hotels deines Vertrauens eine Arbeitsanweisung bei Boeing oder Spririt finden und nur darum geht es in diesem Fall.
"Irgendein" Reinigungsmittel zu verwenden, entspricht keinem kotrollierten Prozess.
Produkt, Hersteller, Chargennummer... Rückverfolgbarkeit scheint ebenfalls nicht gegeben zu sein und ob man mit dem Fairy Ultra Hersteller eine �bereinkunft hat, dass dieser einen bei Rezeptänderungen informiert, wage ich ebenfalls zu bezweifeln.
Verträglichkeitsprüfung mit dem lokalen Oberflächenschutz unter Einbeziehung sämtlicher am Markt verfügbarer Spüli-Varianten... scheint unrealistisch.
FOD? Wie vele Schlüsselkarten wurden denn mit zur Montage genommen und wie viele sind wieder rausgekommen?
Hier geht es auch nicht darum, ob die Abweichung schlimme Folgen haben kann. Wer meint, das selbst beurteilen zu können, hat die Komplexiztät der Produkte einfach noch nicht begriffen und sich selbst maßlos überschätzt.
Kontrollierter Prozess, vorgegebene Hilfsmittel und Verbrauchsmaterialien, nur so darf es in der Luftfahrt laufen.
Gruß, 25.1309
Boeing hätte die Corona-Zeit evtl. für eine grundlegende Ã?berarbeitung der Produktion nutzen sollen aber sowas war natürlich weit hinter dem Horizont der Tabellen-Menschen welche damals bei Boeing (und auch außerhalb) das Sagen hatten.
Dinge im laufenden Betrieb zu ändern ist immer vielfach aufwendiger wenn nicht unmöglich.