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Boeing-Arbeiter treten trotz Gehaltszusagen in Streik

Erste Boeing 737 MAX in der Endmontage
Boeing 737 MAX in der Endmontage, © Boeing

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SEATTLE - Beim kriselnden Flugzeugbauer Boeing ist die größte Gewerkschaft in den Streik getreten. Die rund 33.000 Beschäftigten bauen unter anderem das Bestseller-Modell Boeing 737 MAX. Sie lehnten mit einer Mehrheit von mehr als 90 Prozent eine Einkommenserhöhung von 25 Prozent über eine Laufzeit von vier Jahren ab.

Die Gewerkschaft IAM hatte ursprünglich eine Erhöhung um 40 Prozent gefordert. In der Abstimmung am Donnerstag wurde die erst am Sonntag ausgehandelte Vereinbarung mit einer Mehrheit von 94,6 Prozent abgelehnt.

Für den Streik stimmten 96 Prozent. Er begann um Mitternacht (Ortszeit) in der Nacht zum Freitag, wie die Gewerkschaft mitteilte.

Das Abkommen sah auch Verbesserungen bei Gesundheitskosten und Ruhestand vor. Einkommenszuwächse von 25 Prozent hatte im vergangenen Jahr auch die Gewerkschaft UAW bei den US-Autoriesen erreicht - nach mehrwöchigen Streikaktionen.

Auch Standort-Zusagen reichten nicht

Boeing sagte außerdem zu, neue Modelle in den gewerkschaftlich organisierten Werken zu bauen. Das war eine zentrale Forderung der Gewerkschaft, nachdem Boeing vor mehr als einem Jahrzehnt ein Werk ohne Gewerkschaftsvertretung im Bundesstaat South Carolina eingerichtet hatte, um das Modell 787 Dreamliner zu produzieren.

Boeing kämpft nach einer Pannenserie mit Problemen und verliert Geld. Unter anderem lässt die Luftfahrtaufsicht FAA die Produktion der 737 nicht ausbauen, bis der Konzern Qualitätskontrollen verbessert. Auslöser für neue Kritik war ein Zwischenfall im Januar, bei dem ein Rumpf-Fragment 737-9 im Steigflug herausbrach.

Nach Erkenntnissen der Unfallermittlungsbehörde NTSB fehlten an dem Bauteil Befestigungselemente. Boeing konnte keine Unterlagen zur Installation des Rumpf-Fragments finden.

Management und Gewerkschaftsführung hatten in den vergangenen Tagen an die Belegschaft appelliert, den Tarif-Deal zu akzeptieren. Der neue Boeing-Chef Kelly Ortberg warnte, dass ein Streik den Weg aus der Krise erschweren werde.

Die Chefin der Verkehrsflugzeug-Sparte, Stephanie Pope verwies auf den Schuldenberg von mehr als 60 Milliarden Dollar und sagte, der Konzern sei so weit entgegengekommen wie möglich.

Vergangener Streik kostete Boeing zwei Milliarden Dollar

Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt. Der Ausstand dauerte 57 Tage und kostete den Konzern nach Analystenschätzungen rund zwei Milliarden Dollar. Danach nahmen die Beschäftigten Nullrunden oder Kürzungen hin - ein Grund dafür, dass sie jetzt deutlich mehr erreichen wollen.

in Boeing-Arbeiter kritisierte im Gespräch mit dem "Wall Street Journal", dass das Einstiegsgehalt nach dem neuen Vertrag mit 21 Dollar pro Stunden auf dem Niveau einer lokalen Burger-Kette liege.
© dpa-AFX | Abb.: Boeing | 13.09.2024 07:29

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Beitrag vom 14.09.2024 - 01:07 Uhr
Wann gab es die letzte Lohnanpassung bei Boeing?
2023? 2020? 2015?....(2008)
Damals gab es einen langen Streik...siehe Link!
McNerney, Muilenberg und Calhoun konnte ihre Ziele und damit ihre Boni auch nur erzielen, weil die MA nichts vom Kuchen abbekommen sollten - gemäss Tarifvertrag. Jetzt wird halt - wie erwartet - die Rechnung gestellt.
Der Aufsichtsrat und Ortberg wussten, was auf sie zukommen wird.
Beitrag vom 13.09.2024 - 23:56 Uhr
Es ist ja schön, dass sich Gewerkschaften so rührend um mehr Geld und den Erhalt der eigenen Macht kümmern. Aber warum - insbesondere bei Boeing - kümmern sich Gewerkschaften nicht mal um Soft-Facts, wie eine Forderung über einen geeigneten Qualitäts-Verbesserungs-Prozess und hängen eine Gehaltsforderung an die (langfristige) Chancen des Unternehmens zu überleben. Sie denken damit genauso weit (oder kurz) wie die jeweiligen Unternehmensführungen.
Das scheint ein globales Ding zu sein, sich den Ast abzusägen, auf dem man sitzt.

Die "Boeing bietet 25%" sind halt auch wieder nur eine Spin-Wahrheit ...
Das Angebot bezieht sich tatsächlich auf insgesamt 4 Jahre (also 6,2% pro Jahr) und im Gegenzug fallen Boni weg und verpflichtende Überstunden werden festgeschrieben. Im Endeffekt landet man dann bei durchaus moderaten 2-3% pro Jahr, die den fehlenden Gahaltsanstieg während der Inflation der letzten 16 Jahre nicht kompensieren können und schon gar nicht der phantastische Deal sind als der sie dargestellt werden.

 https://arstechnica.com/tech-policy/2024/09/boeing-workers-strike-rejecting-deal-that-cut-bonuses-compromised-wage-demands/


Beitrag vom 13.09.2024 - 21:12 Uhr
Das ist unbestritten und auch zum Teil richtig. Es darf sich keine Streikforderung ergehen a la "Boeing soll ab sofort nur noch E-Bikes anbieten". Aber es kann ja ein Anreizsystem mit Vergütungsschwellen sein - mal ganz ins Unreine: 25% wie von Boeing geboten, unter der Maßgabe, dass der Vorstand Prozesse zur Verbesserung der Arbeitssituation (physich wie psychisch) etabliert. Bei Nichterfüllung rückwirkend noch mal 15% on top." Glaube nicht, dass es in den USA - wo die Kompetenzen ohnehin noch viel weitreichender sein können - als auch hierzulande jemanden ernsthaft verhindern könnte.

Bitte nicht auf meine Zahlen oder konkreten Gegenforderung einhaken, das sind Beispiele.


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