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iCAP ist das zentrale Nervensystem von Lufthansa Cargo - über die Plattform wickeln Lufthansa Cargo und Kunden Buchungen und das komplette Handling ab.
Spezialisten von Lufthansa Cargo und des IT-Dienstleisters IBS haben sich über Monate auf ein Update an dieser kritischen Infrastruktur vorbereitet - der zunächst für Juni angesetzte Rollover auf die neue Version wurde vom Projektteam mehrfach vertagt.
"IT-Umstellungen dieser Größenordnung und an einem Kernsystem wie iCAP sind eine Herausforderung für uns alle", hatte Lufthansa Cargo CIO Jasmin Kaiser im Vorfeld des Updates vor möglichen Einschränkungen bei der Nutzung des Systems gewarnt. "Es kann an manchen Stellen sicherlich ruckeln."
Am Dienstag setzte Lufthansa Cargo Kunden über eine größere Betriebsstörung in Kenntnis. "Trotz sorgfältiger Vorbereitung kam es während und nach den Wartungsarbeiten in der Nacht vom 16. auf den 17. September zu unerwarteten technischen Schwierigkeiten", heißt es in einer Aussendung der Airline.
Rückstaus bei Frachtsendungen
Nach Informationen von aero.de ging die Störung unmittelbar auf das iCAP-Update zurück. Import und Export in Frankfurt und München blieben zunächst geschlossen, vor den Terminals stauten sich LKW.
In der Nacht auf Mittwoch konnte Lufthansa Cargo das Problem abstellen, nach Informationen von aero.de durch eine Rückkehr auf die vorherige Version.
"Die IT-Störung ist inzwischen behoben und der Betrieb an unseren Hubs läuft derzeit wieder an", sagte eine Lufthansa-Cargo-Sprecherin aero.de am Mittwochmorgen. "Wir rechnen damit, voraussichtlich im Laufe des Tages wieder in den Normalbetrieb zurückkehren zu können."
Die IT-Panne wird aber noch einige Tage bei Lufthansa Cargo nachhallen. "Durch die entstandenen Beeinträchtigungen sind Rückstaus bei Frachtsendungen aufgetreten, die wir in Zusammenarbeit mit unseren Systempartnern schnellstmöglich abbauen", informierte Lufthansa Cargo Kunden. "Bis alle Maßnahmen vollständig greifen, kann es weiterhin zu Verzögerungen oder Umbuchungen Ihrer Fracht kommen."
Lufthansa Cargo rechnet noch bis zum Wochenende mit Beeinträchtigungen im Ablauf - und passt den Flugplan an.
"Alle Flüge und RFS, die bis Mittwoch, den 18.09.24 um 23:59 Uhr LT FRA in FRA oder MUC ankommen, werden entweder gestrichen oder können keine reguläre Fracht in die Hubs transportieren", heißt es in dem Memo. Ausnahmen gebe es nur für Organtransporte, Tiertransporte, kühlpflichtige Waren und einige Eilsendungen.
"Auf innereuropäischen Flügen wird ex FRA bis einschließlich Freitag, 23:59 LT FRA keine Fracht geladen werden", erklärte Lufthansa Cargo weiter. "Umbuchungen auf RFS-Verkehre (Luftfrachtersatzverkehr, Red.) erfolgt wo möglich."
Update 16:53Uhr: Lufthansa Cargo fährt wieder hoch
Betriebsprozesse bei Lufthansa Cargo laufen nach der schweren IT-Panne wieder stabil. "Sie können nun wieder uneingeschränkt auf unsere Buchungsplattformen und Handling-Systeme zugreifen", informierte Lufthansa Cargo am frühen Mittwochnachmittag ihre Kunden. Vorerst könne es aber weiter zu "Verzögerungen oder Umbuchungen" kommen.
© aero.de | Abb.: Lufthansa Cargo | 18.09.2024 08:55
Kommentare (7) Zur Startseite
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Richtig, man schränkt man die Tests ein, zB auf sinnvolle Kombinationen von Parametern und sinnvolle Wertebereiche.
Genau das hat aber zur Folge, dass das Programm nicht _vollständig_ getestet wurde und bei unerwarteten Parameter-Kombinationen oder Wertebereichen diese fehlende Testabdeckung dann zum Absturz/Ausfall führen kann.
Der Erstflug der Ariane 5 ist hier ein gutes Beispiel.
Die fertig getstete Steuerungs-Software wurde unverändert von der Ariane 4 übernommen. Die Beschleunigung der Ariane 5 war jedoch höher, so dass einige Eingangsparameter außerhalb der bereits getesteten Bereiche lagen und die Lagekontrolle 30s nach dem Start vertikal um 180° falsche Werte berechnete.
Das Ergebnis ist bekannt.
Dieser Beitrag wurde am 19.09.2024 08:03 Uhr bearbeitet.
Danke an den Autor, dass diesmal der Update des Artikels deutlich markiert wurde.
Man wird sicherlich den Ablauf hinterfragen. Mich überraschte nur, dass so spät das alte System wieder eingesetzt wurde.
Ein Programm mit 32 Parameter ist meist recht gross. Falls im oben genannten Beispiel die Parameter zusammenhängen, legt man eine Datei mit den gültigen Parametern an und prüft gegen diese.
Programme, die man nicht testen kann, kann/sollte man nicht in Produktion geben. Kritisch sind Schnittstellen von Rechner zu Rechner, wenn es keine Systemschnittstellen gibt. Hier wird der Aufwand für die Realisierung und den Test leicht unterschätzt.
Natürlich werden Fehler gemacht. Deshalb wurde die alte Version bei LH wieder eingeführt.
Dieser Beitrag wurde am 18.09.2024 23:44 Uhr bearbeitet.