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Ryanair zieht 2025 weitere Flugkapazität aus Deutschland ab. Das Angebot in Hamburg werde im Sommer um 60 Prozent reduziert, sagte Fluglinienchef Eddie Wilson in Hamburg. Ryanair-Flugzeuge sind in Hamburg, Dortmund, Dresden und Leipzig nicht stationiert.
Dass Ryanair sein Angebot am Hauptstadtflughafen BER reduzieren will, ist bereits seit August bekannt. Berlin sollen 20 Prozent weniger Flüge als bislang erreichen.
Auch an der Basis Nürnberg streicht Ryanair das Angebot zusammen, vier der zuletzt 23 aus Franken angebotenen Ziele - Cagliari, Lamenzia Terme, Valencia und Sevilla - fallen aus dem Sommerflugplan 2025.
Unter dem Strich wird Ryanair laut Wilson gegenüber Sommer 2024 im nächsten Jahr 1,8 Millionen Sitze aus dem deutschen Flugmarkt abziehen.
Wilson begründete die Entscheidung mit zu hohen Kosten in Deutschland. Er forderte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und die Bundesregierung auf, unter anderem die Luftverkehrssteuer abzuschaffen und die Flugsicherungsgebühren zu senken.
Wilson sagte, die Entscheidung sei final. Sollte die Bundesregierung aber reagieren, würde Ryanair das ebenfalls tun. Ryanair hatte im August bereits gedroht, das Angebot in Deutschland zu kürzen, sollte die Regierung nicht die erhöhte Luftverkehrssteuer zurücknehmen.
Wilson: Politik der Regierung "irrational"
Die Luftverkehrssteuer ist in Deutschland im Mai erhöht worden. Je nach Ziel der Reise liegt sie zwischen 15,53 und 70,83 Euro pro Ticket, was Anbieter in der Regel an die Passagiere weitergeben. Mit der Flugsicherungsgebühr wird unter anderem die Arbeit der Deutschen Flugsicherung bezahlt. Laut dem Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) aus Berlin gehört die Gebühr in Deutschland zu den höchsten in Europa.
Wilson bezeichnete die Politik der Bundesregierung als "irrational". Die Regierung nehme an, der Markt für Luftverkehr in Deutschland könne wachsen, obwohl dieser immer weniger konkurrenzfähig sei.
Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Ulrich Lange, forderte die Regierung auf, die Erhöhung der Luftverkehrssteuer zurückzunehmen. Es dürfe nicht sein, dass die Regierung auf Kosten des Standorts die Staatskasse aufbessere.
Droht eine Flugwüste Deutschland?
Laut BDF gibt es für Fluggesellschaften mehrere Kosten, die standortabhängig und wesentlich sind. Außer der Luftverkehrssteuer und der Flugsicherungsgebühr verweist der Verband auch auf die Luftsicherheitsgebühr, die bei den Durchsuchungen von Passagieren und deren Gepäck anfällt. Ihre maximale Höhe soll 2025 von zehn auf 15 Euro steigen. Ebenfalls nennt der BDF Flughafenentgelte, die die Betreiber von den Gesellschaften verlangen.
Der BDF erwartet weitere Negativnachrichten dieser Art - speziell aus Hamburg, heißt es. Dort plane der Flughafenbetreiber eine Erhöhung der Entgelte im nächsten Jahr.
Der Flughafenverband ADV aus Berlin warnte in einer Stellungnahme davor, dass Deutschland im Luftverkehr den Anschluss verliere. Die Ryanair-Ankündigung zeige, der Standort Deutschland sei zu teuer, sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. "Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig."
Strecken sollen wegfallen, Ryanair-Arbeitsplätze nicht
Wie Ryanair mitteilte, werde das gesamte Angebot in Deutschland im nächsten Sommer um zwölf Prozent im Vergleich zum diesjährigen Sommer gekürzt. 22 Strecken sollen wegfallen. Wilson betonte, aufgrund der Streichungen komme es bei Ryanair nicht zu einem Stellenabbau.
Er rechne dennoch damit, dass Arbeitsplätze verloren gingen. Dies betreffe etwa Taxiunternehmen oder Restaurants.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Ryanair, Flughafen Nürnberg | 10.10.2024 11:28
Kommentare (23) Zur Startseite
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Das ist doch allgemein bekannt oder streitet doch selbst Ryanair nicht einmal ab, dass man die Flugzeuge woanders einsetzt, wo man mehr Geld verdienen kann.
Man sollte nicht immer nur an sich denken. Es gibt bestimmt den ein oder anderen deutschen Arbeitnehmer, der jetzt seinen Job los wird.
Wenn der Arbeitgeber mit den niedrigsten Preisen und der insgesamt niedrigsten Gehalttsstruktur sein Engagement auf einem Markt reduziert, nimmt das Druck von allen Wettbewerbern, ebenfalls ihre Gehaltsstrukturen nach unten anzupassen.
Andersrum: Als Ryanair wuchs, wurden Andere ihren Job los und/oder waren gezwungen für weniger Geld zu arbeiten als vorher.
Ich denke diese beiden Mechanismen kann man in einem Verdrängungswettbeweb wie er in der Luftfahrt herrscht nicht trennen.
Ich hab hier schon des öfteren gelesen, dass Ryanair doch gar nicht mehr so schlecht Zahlen soll. Das neue schwarze Schaf ist doch hier die LH mit den ganzen Töchtern, oder irre ich da? Aber ist wahrscheinlich wieder situativ unterschiedlich.
Ich persönlich brauche Ryanair auch nicht. Trotzdem ist es immer wieder komisch, wie viele auf der einen Seite immer fordern, dass es weniger Monopole, mehr Konkurrenz geben sollte, dann aber froh sind, wenn Marktteilnehmer rausfallen. Was war das Geschrei hier damals groß, als die LH Preise nach oben gingen, als Air Berlin aus dem Markt ausgetreten ist. Auch wenn man nicht selbst mit Ryanair fliegt, so profitieren doch Viele davon, dass es Ryanair gibt, ob man will oder nicht.
Das deckt sich mit der um einiges sachlicheren Diskussion bei aerotelegraph.com zu diesem Thema.