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Easyjet stutzte 2022 ihr BER-Angebot zurecht, Eurowings erkannte das als Chance.
"Mit einer Programmausweitung um fast 130 Prozent reagiert Eurowings auch auf den Rückzug internationaler Wettbewerber", läutete die Lufthansa-Tochter im März 2023 zur BER-Offensive.
2025 zieht Ryanair zwei Flugzeuge vom BER ab - und dünnt ihr Deutschland-Netz um 1,8 Millionen Sitze aus, 12 Prozent des jüngsten Ryanair-Flugangebots an deutschen Flughäfen fallen weg.
Der Teilrückzug wird für den deutschen Flugmarkt ein Nettoverlust: Eurowings wird jedenfalls nicht in die Ryanair-Lücke stoßen, im Gegenteil: Eurowings kündigte am Freitag ihrerseits die Streichung von 1.000 Hamburg-Flügen für 2025 an.
"Zudem ist Eurowings gezwungen, angesichts insgesamt stetig steigender Infrastruktur- und Standortkosten für Airlines in Deutschland weitere Streckeneinstellungen auch an anderen deutschen Airports zu prüfen - zu Gunsten eines Flugangebots in anderen EU-Ländern", teilte Eurowings weiter mit.
Im deutschen Luftverkehr heben die Kosten ab. "Die Box Steuern und Entgelte macht auf bestimmten innerdeutschen Strecken über die Hälfte der Gesamtkosten aus", sagte ein Lufthansa-Insider aero.de. Ein "marktfähiger Ticketpreis" lasse sich unter diesen Vorzeichen oft nicht mehr stellen.
Eurowings zieht bereits Konsequenzen: Über Weihnachten liegt die Rennstrecke Düsseldorf-Berlin brach. Eurowings erwartet in der Ferienzeit zu wenig Geschäftsreiseaufkommen, temporäre Preisaufschläge für selbstzahlende Passagiere hält die Airline auf der Linie für nicht durchsetzbar.
Im innerdeutschen Flugnetz ist die Wüstenbildung bereits weit fortgeschritten. Abseits der Drehkreuze Frankfurt und München ist das deutsche Inlandsnetz auf 25 Prozent des Vorkrisenangebots kollabiert, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr kürzlich in Frankfurt. Eurowings schaltet mit Hamburg-Köln/Bonn 2025 die nächste Inlandslinie ab.
Als Konzern will Lufthansa vom deutschen Flugmarkt unabhängiger werden. "Wir haben 800 Flugzeuge insgesamt und deutlich mehr als die Hälfte der 800 Flugzeuge (...) fliegt aus Deutschland, die andere Hälfte aus dem europäischen Ausland", sagte Spohr. "Das wird sich Richtung europäisches Ausland weiter verschieben."
"Nicht mehr wettbewerbsfähig"
Rufe nach Entlastungen werden auch in der Politik lauter, zumindest aus der Opposition. "Deutschland ist unter der Ampelkoalition international nicht mehr wettbewerbsfähig", sagte CDU-Verkehrspolitiker Christoph Ploß den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstag). Die Anhebung der Ticketsteuer müsse "dringend korrigiert" werden. "Sonst werden Tausende Arbeitsplätze in der Luftfahrtindustrie vernichtet."
Gegenüber den Zeitungen verweist das FDP-geführte Verkehrsministerium auf Kostensteigerungen in ganz Europa. "Im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit" will das Haus von Volker Wissing zumindest prüfen, "die turnusmäßige Erhöhung der Flugsicherheitsgebühren abzufedern". Die sollen 2025 um 50 Prozent steigen.
© aero.de | Abb.: Eurowings | 11.10.2024 12:47
Kommentare (24) Zur Startseite
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Der Preis war zu hoch, weil die Regierung Haushaltslöcher stopfen will. Das hat mit Marktwirtschaft nicht allzu viel zu tun.
Oh doch, Steuern und Gebühren gab es schon immer. Und die Haushaltslöcher entstanden nicht zuletzt wegen des sklavischen festhalten an einer Schuldenbremse, die in dieser Form sogar Ökonomen für überholt halten. Dazu die Klage gegen den Transformationsfond... Dazu 16 Jahre lang das Herunterwirtschaften der Infrastruktur durch die Vorgängerregierungen.
Und jetzt behaupten Sie, das alles, was Sie gerade aufgezählt haben, „ganz normale Marktwirtschaft“ ist?
Genau!