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A321-Geisterflug befeuert alte Sicherheitsdebatte neu

Airbus A321neo Cockpit
Airbus A321neo Cockpit, © Airbus

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FRANKFURT - Ein Airbus A321 von Lufthansa wird im spanischen Luftraum für zehn Minuten zu einem Geisterflug: Der Erste Offizier erleidet allein im Cockpit einen Schwächeanfall, verliert dabei wohl zumindest streckenweise das Bewusstsein. Der schwerwiegende Vorfall wirft Fragen auf - und befeuert eine alte Sicherheitsdebatte neu.

Während eines Lufthansa-Flugs von Frankfurt nach Sevilla ist der Erste Offizier eines Airbus A321 kollabiert, während der Kapitän kurz auf der Toilette war.

Das geht aus einem Untersuchungsbericht der spanischen Unfalluntersuchungsbehörde CIAIAC zu dem schwerwiegenden Vorfall vom 17. Februar 2024 hervor. Demnach flog die Maschine rund zehn Minuten ohne einen kontrollierenden Piloten.

Die Lufthansa teilte auf Anfrage lediglich mit, ihr sei der Untersuchungsbericht bekannt. Ergänzend habe auch die Flugsicherheitsabteilung von Lufthansa eine umfangreiche eigene Untersuchung durchgeführt. Über deren Ergebnis teilte das Unternehmen aber nichts mit.

"Wir bitten um Verständnis, dass wir uns nicht über den Untersuchungsbericht hinaus äußern", endete die knappe schriftliche Mitteilung.

Merkwürdige Geräusche

Obwohl der Erste Offzier noch ungewollt Bedienelemente betätigte, konnte die Maschine dank des aktiven Autopiloten stabil weiterfliegen.

Erst rund zehn Minuten später gelangte der Kapitän wieder ins Cockpit - nach fünf erfolglosen Versuchen nach Standardverfahren gab der Kommandant den Notfallcode an der Tür ein. Er hatte erst im Monat zuvor ein Training für solche Notfälle absolviert.

Kurz bevor sich die Tür automatisch geöffnet hätte, habe sie der Co-Pilot trotz seines Schwächeanfalls von innen geöffnet - der Notfallcode löst im Cockpit einen lauten Alarm aus.

Alte Sicherheitsfrage neu aufgeworfen

Aus dem Bericht geht hervor, dass weder frühere medizinische Untersuchungen des 38-Jährigen noch der Betroffene selbst Hinweise auf eine Vorerkrankung hatten. Der Vorfall wirft die alte Sicherheitsfrage neu auf, ob Fluggesellschaften wieder eine durchgehende Doppelbesetzung des Cockpits einführen sollten.

Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) wird in dem Bericht aufgefordert, Flugbetreiber zur Neubewertung entsprechender Sicherheitsrichtlinien anzuhalten. Es sei ratsam, dass sich immer eine zweite befugte Person im Cockpit aufhalte, wenn einer der beiden Piloten diese für einen Toilettengang oder andere Aufgaben verlassen müsse.

Nach Informationen von aero.de werden diese Rufe auch im Lufthansa-Flugpersonal wieder laut.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Airbus | 19.05.2025 06:26

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Beitrag vom 20.05.2025 - 13:31 Uhr
Den gesundheitlichen Zustand bzw. daraus resultierende Probleme sollte man doch schon erkennen können. Und dann kann die zweite Person, wenn schon technisches Eingreifen nicht möglich ist, sicher die 2. Cockpitfachkraft sofort informieren und die Türe öffnen.
Die Tür soll aber nicht geöffnet werden. Das ist doch der Hintergrund der ganzen Maßnahmen. Wer rein muss, kommt auch rein, es sei denn es wird verweigert. Dafür gibt es Verfahren, die zur Anwendung kommen. Die etablierten Verfahren sind ein Kompromiss aus allen Pros und Contras. Das Verfahren hat funktioniert.

Die Tür soll selbstverständlich nicht von innen, ohne Anlass, geöffnet werden. Aber wenn die Cockpitperson - wie geschehen (bzw. "es sei denn es wird verweigert") - nicht auf den Code reagiert, wäre eine zweite Person dort schon hilfreich. Ansonsten: siehe den Beitrag von @MHalblaut.

Welche Learnings es aus dem Vorfall gibt und wie diese die Pro/Contra Balance ändern wird man sehen. Genauso ob die Wahrscheinlichkeiten bestimmter Szenarien mögliche Contra Argumente annulieren auch. Da habe ich vollstes Vertrauen in die Beteiligten und bin entspannt.

Eben, darum geht es. Der Vorfall beweist doch das durchaus noch ein Gefahrenpontential vorhanden ist, welches mit einer sehr einfachen Massnahme ausgeschloßen werden könnte.
Sicher, es ist immer ein Rest-Gefahrenpotenzial vorhanden. Es bleiben die Wahrscheinlichkeiten und die entsprechende Risk/Benefit Analyse um einen praktikablen Kompromiss zu definieren. Sonst dürfte es auch kein 2 Mann Cockipt bei der Fracht geben. Wer soll da sitzen und Bescheid geben, damit der andere schneller vom Topf kommt?


Ich antworte mal in Ihrem laissez faire Stil: 200 Personen tot oder ein paar Tonnen Fracht (+ 2 Piloten).

Ich bin sicher, vor der GWI Katastrophe oder 9/11 hat auch niemand mit sowas gerechnet.
Beitrag vom 20.05.2025 - 12:39 Uhr
Vom ersten Versuch „normal“ ins Cockpit zu kommen bis zur Türöffnung hat keine drei Minuten gedauert und nicht zehn.
(Laut offiziellem Bericht)

Dann ist es 7 Minuten lang nicht aufgefallen, dass das Flugzeug von niemanden überwacht wurde. Das ist für mich ein Grund mehr für mich, dass vorne im Cockpit immer eine zweite Person sitzt. Stellen Sie sich einmal vor, der andere Pilot hätte etwas länger gebraucht und er wäre erst nach 20 Minuten wieder vor der Cockpit-Tür gestanden.
Beitrag vom 19.05.2025 - 23:17 Uhr
Vom ersten Versuch „normal“ ins Cockpit zu kommen bis zur Türöffnung hat keine drei Minuten gedauert und nicht zehn.
(Laut offiziellem Bericht)


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