Nachverhandlungen gescheitert
Älter als 7 Tage

Cockpit droht mit neuem Pilotenstreik bei Lufthansa

Lufthansa 737
Lufthansa Boeing 737, © Deutsche Lufthansa AG

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FRANKFURT - Die Piloten der Lufthansa drohen mit einem neuen Streik nach Ostern. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) kündigte Streiks für die Zeit vom 13. bis zum 16. April an. Zuvor hatte die Gewerkschaft das Scheitern der Verhandlungen mit Europas größter Fluggesellschaft erklärt. Neue Verhandlungstermine gebe es nicht, sagte ein VC-Sprecher. Die Streikdrohung ist als Ultimatum aufzufassen.

Die VC begründete die lange Frist nicht nur mit der Rücksichtnahme auf zahlreiche Kunden in den Osterferien. Zugleich solle dem Top-Management ausreichend Zeit eingeräumt werden, "seinen bisherigen Kurs neu auszurichten". Ein Lufthansa-Sprecher betonte, das Unternehmen bleibe gesprächsbereit.

Zum Streik aufgerufen sind erneut die rund 4500 Piloten der Lufthansa, der Lufthansa Cargo und der Tochterfirma Germanwings. Einen ersten Arbeitskampf hatte die Gewerkschaft auf Druck des Arbeitsgerichts Frankfurt am 22. Februar nach nur einem Tag ausgesetzt. An dem Streiktag war ungefähr die Hälfte der rund 1800 geplanten Lufthansa-Flüge ausgefallen. Das Unternehmen hatte noch tagelang mit dem durcheinandergewirbelten Flugplan zu kämpfen. Die Kosten des Streiktages bezifferte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber auf rund 50 Millionen Euro.

Die Gewerkschaft begründete den erneuten Abbruch der Verhandlungen mit dem angeblich unzureichenden Angebot der Lufthansa. Die Airline habe bislang von den Piloten eine 21-monatige Nullrunde und Verschlechterungen bei den Arbeitszeitregelungen verlangt. Zu derartigen Zugeständnissen sei man nur bereit, wenn die Lufthansa ihrerseits den Konzerntarifvertrag einhalte.

Streitpunkt ist hier vor allem der Einsatz größerer Maschinen bei den regionalen Zubringerflügen von Lufthansa, ihren Töchtern oder zugeordneten Unternehmen. Nach Lesart der Piloten müssen alle Piloten von Lufthansa-Flugzeugen mit mehr als 70 Sitzplätzen nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden. Die Lufthansa müsse die Aushöhlung beziehungsweise den offenen Bruch dieses Vertrages beenden, bevor über Nullrunden oder sogar Absenkungen gesprochen werden könne, erklärte die VC-Tarifkommission.

Das Unternehmen verteidigte die Offerte, die den Piloten Bestandsschutz für ihre Arbeitsplätze bis Ende 2012 gewähre. Das Angebot sei dem wirtschaftlichen Umfeld angemessen, erklärte Lufthansa-Verhandlungsführer Roland Busch. Im Interesse aller Lufthanseaten müsse man für wettbewerbsfähige Strukturen sorgen und unter allen Umständen Kostensteigerungen vermeiden.

Das nach Zukäufen größte Luftfahrtunternehmen Europas hat im vergangenen Jahr erstmals seit 2003 Verluste geschrieben und die Dividende gestrichen. Unter dem Strich stand nach Einbrüchen im Kerngeschäft ein Verlust von 112 Millionen Euro bei einem um mehr als 10 Prozent auf 22,3 Milliarden Euro gesunkenen Umsatz. Ein Jahr zuvor hatte die Airline noch einen Konzerngewinn von 542 Millionen Euro ausgewiesen. Das Management will der Krise unter anderem mit Sparprogrammen begegnen, für die es die Zustimmung der verschiedenen Beschäftigtengruppen benötigt.
© dpa, aero.de | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 22.03.2010 13:10

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Beitrag vom 23.03.2010 - 20:13 Uhr
Ein Mann aus dem Cockpit, der seine überzogenen Forderungen damit rechtfertigt, das andere im Konzern mehr bekommt ( zu Recht oder nicht sein dagingestellt ), der stellt sich selbst ins Abseits.

Das ganze Froum dreht sich doch um nichts anderes als daß sich einer mit dem anderen vergleicht.
Der eine sagt: "Ich bekomme noch nicht mal soviel wie Du. Warum willst Du denn noch mehr?"
Der andere sagt: "Es gibt welche, die bekommmen noch viel mehr als ich. Was willst Du überhaupt?"

Man ist in so einer öffentlichen Diskussion geneigt, sich auf das Niveau zu begeben auf dem man angegriffen wird.

Ansonsten: wem es im Konzern nicht mehr gefällt, der darf gerne gehen. Es gibt tausende, die liebend gerne für die ach so schlechten Bedingungen für den Kranich arbeiten würden.

Wer sind Sie eigentlich, daß Sie anderen die Kündigung nahe legen?
Das Abseits in dem Sie stehen, liegt noch ausserhalb des Spielfeldes.
Beitrag vom 23.03.2010 - 01:20 Uhr
@ H.Reis
I get the point of the wrong time for a strike, it's probably dangerous due to the current economical situation (although one could think that some people would use this to their advantage, the VC to get to their goals faster, or the LH Management, to make the pilots themselves feel conflicted about endangering the company). But this is far beyond more money, since it was the Pilots who suggested to forgo without a raise.

@ spotter3:
Vielen Dank für eine differenzierte Argumentation, so sollte man hier diskutieren!!
Vielleicht kommen nun die Anderen mal weg von dieser 'Neider' und 'Arroganz' Schiene.
Beitrag vom 22.03.2010 - 23:58 Uhr
Ich stimme Ihnen zu, man hätte dieses Problem schon viel früher lösen müssen. Allerdings verfolgte die alte VC-Führung eine mittelmäßig-erfolgreiche Appeasement-Politik, in Folge dieser sich Konflikte verlagerten, aber nicht lösten. Es sieht so aus, als ob die damalige Inkonsequenz jetzt in der Krise dem LH Vorstand in die Hände spielt, da er nun nicht nur mit den wirtschaftlichen Gegebenheiten argumentieren kann, sondern es auch verstand über die Medien einen nicht unbeachtlichen Teil der öffentlichen Meinung zu prägen.
Allerdings gibt es in meinen Augen auch keinen passenden Zeitpunkt für einen Streik. Einmal ist er an Ostern, dann an Weihnachten, vielleicht an Oma's Geburtstag. Es liegt in der Natur des Streiks, dass er unpassend ist.

Ich denke, die Piloten wissen sehr gut wie es um ihre Airline steht, schließlich sehen Sie vor jedem Flug die Passagierlisten, auch wie viele HONs und SENs mit an Bord sind, und ich bin mir sicher, dass sie verantwortungsvoll mit Ihrem einzigen aber doch mächtigen Instrument "Streik" umgehen. Auch die Wahl des Termins nach Ostern zeigt, dass es sicher nicht das Ziel ist, Passagiere zu vergraulen.


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