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Cockpit und Kabine gemeinsam gegen Lufthansa-Führung

Lufthansa A319
Lufthansa Airbus A319, © Deutsche Lufthansa AG

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FRANKFURT - In ihrem Kampf um sichere Arbeitsplätze bei der Deutschen Lufthansa wollen Piloten und Kabinenpersonal gemeinsam Front gegen das Management machen. Auf einer Veranstaltung am Dienstag in Frankfurt erhoben die beiden Spartengewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) und Unabhängige Flugbegleiter (UFO) jeweils schwere Vorwürfe gegen die Führung des größten Luftfahrtkonzerns in Europa.

Am Tag zuvor hatten die Piloten wegen ergebnisloser Verhandlungen einen erneuten Streik für die Zeit nach Ostern angekündigt. Auch beim Kabinenpersonal verlaufen die Tarifverhandlungen bislang sehr kontrovers.

"Es gab in den vergangenen Jahren eine schleichende Entfremdung des Top-Managements von den Mitarbeitern, der nun zu einem offenen Bruch geführt hat", sagte die VC-Tarifexpertin Ilona Ritter. Mit einem künstlich angefachten internen Wettbewerb sei das früher starke "Wir-Gefühl" systematisch zerstört worden. "Man kann ein Unternehmen nicht gegen 20 000 Beschäftigte führen", sagte der Sprecher der VC- Tarifkommission, Thomas von Sturm. Er hielt dem Unternehmen auch strategische Fehler etwa bei der zersplitterten Aufstellung seiner Regionalflieger vor.

Ritter betonte erneut, dass die Piloten nicht in das unternehmerische Handeln der Lufthansa eingreifen wollten. Wenn das Unternehmen allerdings Sparbeiträge der Piloten verlange, müsse es schlüssige Konzepte vorlegen und bestehende Vereinbarungen einhalten. Von den Piloten gebe es jedenfalls keine "Blanko-Schecks" mehr. Die Verhandlungen nach dem ersten Streik im Februar seien vernünftig und konstruktiv verlaufen, doch dann habe es immer wieder Ablehnung aus dem Top-Management gegeben.

Anhebung der Bereederungsregel im KTV


Ein zentraler Streitpunkt ist eine Bestimmung des Konzerntarifvertrags, der für rund die Hälfte der 8.900 Piloten des Gesamtkonzerns gilt. Danach dürfen unter der Marke Lufthansa Jets mit mehr als 70 Plätzen ausschließlich von Piloten geflogen werden, die nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden.

VC hat nach eigenen Angaben eine Aufstockung auf 95 Plätze und Ausnahmen bei zusätzlichem Passagieraufkommen angeboten, ohne dass dies zu einer Einigung geführt hätte. Gegenüber den zugekauften Fluggesellschaften wie BMI oder AUA verlangt die VC klare Abgrenzungsbestimmungen, wer welche Verbindungen fliegen darf.

Gemeinsame Personalversammlung

Lufthansa verlange bei den Verhandlungen für die rund 16.000 Stewards und Stewardessen pauschale Abschläge, ohne schlüssige Konzepte vorzulegen, berichteten UFO-Vertreter. Dabei sei mit Einstiegsgehältern von unter 1.400 Euro im Monat die Grenze längst erreicht. Zurückgenommen habe das Unternehmen seine Pläne, auf der Langstrecke das Kabinenpersonal um eine Kraft zu verkleinern. Die nicht eingetretenen Ersparnisse sollten nun zusätzlich bei den Tarifverhandlungen herauskommen, die am Mittwoch weitergehen.

Die Gewerkschaften planen für den 12. April unter dem Motto "Es sind nicht die Streifen, die uns trennen, es ist die Uniform, die uns verbindet" eine gemeinsame Personalversammlung mit anschließender Demonstration an der Frankfurter Lufthansa-Basis. Bei der Hauptversammlung am 29. April in Berlin sollen die Probleme den anderen Aktionären vorgetragen werden. Gemeinsame Arbeitskämpfe seien bislang nicht geplant, aber theoretisch möglich, hieß es.
© dpa, aero.de | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 23.03.2010 15:57

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Beitrag vom 23.03.2010 - 22:35 Uhr

Laß uns doch beim Du bleiben, wo wir doch beide beim Fliegenden Personal sind ;-)
Gerne :-)

Daß natürlich bei einem gemeinsamen Arbeitskampf nicht soclhe Maximalforderungen herauszuholen sind wie einem auf die Piloten begrenzten, ist doch klar - das würde ich nicht als Negierung der Cockpit-Interessen durch die - im damaligen Fall für alle Berufsgruppen zuständigen - Gewerkschaften überzeichnen.
Doch, genau das war es. Auch innerhalb der großen Gewerkschaften gab es diese Neiddebatten. Von Solidarität keine Spur. Nur halt umgekehrt.

Ich denke - bei allem Verständnis dafür, daß man möglichst gute Ergebnisse erkämpfen will - die traditionell weitgehenden Forderungen der Piloten haben eben zu dem Effekt beigetragen, daß die Zustimmung zu konzernweiten Streiks etc. relativ gering ausgefallen wäre. Oder anders ausgedrückt: Hätten die Piloten stets klargemacht, daß ihre Forderungen für ALLE Berufsgruppen gelten, hätte man sich auch nicht um die Zustimmungsrate bei Urabstimmungen etc. sorgen müssen.

Flugdienst- und Ruhezeiten, Überstundenbezahlung, 70Sitzer-Regelung, 3ter Mann im Cockpit bei langen Flügen.
Wie willst Du diese Cockpit-Forderungen denn für ALLE stellen? Und von niemanden sonst gab es für uns eine Unterstützung für diese Anliegen. Hätten wir uns nicht selbst geholfen flögen wir heute noch bis zu 14 Stunden am Stück mit nur 2 Piloten.

Die nun zu bekslagende Einigkeit bzw. mangelnde Solidarität von Seiten der anderen Berufsgruppen haben sich die Piloten also zu einem gewissen Teil auch selber zuzuschreiben. Denn immerhin werden die am Ende ja doch meist relativ erfolgreichen Forderungen der VC von den anderen Berufsgruppen evtl. auch so empfunden, daß "deren erfüllte Maximalforderungen bei uns eingespart werden, bzw. wir dafür leer ausgehen".

Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wenn wir nichts bekommen hätten, hätten sich das die Aktionäre und der Vorstand eingesteckt oder es wäre in der aufgeblähten Verwaltung versickert.
Bei Euch am Boden wäre keine Cent davon angekommen.
Trotzdem wird unser Widerstand, wenn er erfolgreich ist, auch positive Auswirkungen auf Euch haben.
Wenn die Belegschaft jetzt wieder enger zusammen rückt, kann uns der Vorstand nicht mehr so einfach gegeneinander ausspielen. Aber das muss auch der Boden endlich einmal begreifen!

Wie gesagt, ich habe großes Verständnis für eine solch aggressive Gewerkschaftsarbeit - aber man muß sich dann auch nicht über ein erodierendes Zusammengehörigkeitsgefühl wundern. Wer das eine will, muß das andere mögen, oder im speziellen Fall: Wer nur für seine eigenen Partikularinteressen kämpft, muß auch mit Mißgunst und Enttäuschung der anderen leben.

Das können wir, notgedrungener Weise, ganz gut.>

Um nicht falsch verstanden zu werden: Wäre ich im Cockpit, würde ich sicher genauso handeln. Aber ich würde mich trotzdem besser fühlen, mit und für die ganze Belegschaft zu kämpfen. Piloten sind in Fluggesellschaften nun einmal die am schwersten zu ersetzende Berufsgruppe, und es wäre kollegialer, diese Eigenschaft für alle Mitarbeiter zu nutzen. Andere Berufsgruppen haben nun einmal nicht so ein breites Kreutz - wobei das teilweise auch an der ärgerlichen Tatsache liegt, daß der Organisationsgrad z.B. in der Kabine geringer ist, dessen bin ich mir bewußt.

Ja dann, nichts wie in eine Gewerkschaft!

Wie auch immer - was wir hier diskutieren, ist der Widerspruch zwischen Solidarität und Egoismus...

Egoismus ist bestimmt dabei, das liegt in der Natur der Sache.
Aber wenn bestehende Verträge seitens der GL seit fast 20 Jahren gebrochen werden, dann zumindest mit gutem Grund.

Dieser Beitrag wurde am 24.03.2010 09:19 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 23.03.2010 - 21:21 Uhr
@LandGreen:

Laß uns doch beim Du bleiben, wo wir doch beide beim Fliegenden Personal sind ;-)

Daß natürlich bei einem gemeinsamen Arbeitskampf nicht soclhe Maximalforderungen herauszuholen sind wie einem auf die Piloten begrenzten, ist doch klar - das würde ich nicht als Negierung der Cockpit-Interessen durch die - im damaligen Fall für alle Berufsgruppen zuständigen - Gewerkschaften überzeichnen.

Ich denke - bei allem Verständnis dafür, daß man möglichst gute Ergebnisse erkämpfen will - die traditionell weitgehenden Forderungen der Piloten haben eben zu dem Effekt beigetragen, daß die Zustimmung zu konzernweiten Streiks etc. relativ gering ausgefallen wäre. Oder anders ausgedrückt: Hätten die Piloten stets klargemacht, daß ihre Forderungen für ALLE Berufsgruppen gelten, hätte man sich auch nicht um die Zustimmungsrate bei Urabstimmungen etc. sorgen müssen.

Die nun zu beklagende Einigkeit bzw. mangelnde Solidarität von Seiten der anderen Berufsgruppen haben sich die Piloten also zu einem gewissen Teil auch selber zuzuschreiben. Denn immerhin werden die am Ende ja doch meist relativ erfolgreichen Forderungen der VC von den anderen Berufsgruppen evtl. auch so empfunden, daß "deren erfüllte Maximalforderungen bei uns eingespart werden, bzw. wir dafür leer ausgehen".

Wie gesagt, ich habe großes Verständnis für eine solch aggressive Gewerkschaftsarbeit - aber man muß sich dann auch nicht über ein erodierendes Zusammengehörigkeitsgefühl wundern. Wer das eine will, muß das andere mögen, oder im speziellen Fall: Wer nur für seine eigenen Partikularinteressen kämpft, muß auch mit Mißgunst und Enttäuschung der anderen leben.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Wäre ich im Cockpit, würde ich sicher genauso handeln. Aber ich würde mich trotzdem besser fühlen, mit und für die ganze Belegschaft zu kämpfen. Piloten sind in Fluggesellschaften nun einmal die am schwersten zu ersetzende Berufsgruppe, und es wäre kollegialer, diese Eigenschaft für alle Mitarbeiter zu nutzen. Andere Berufsgruppen haben nun einmal nicht so ein breites Kreutz - wobei das teilweise auch an der ärgerlichen Tatsache liegt, daß der Organisationsgrad z.B. in der Kabine geringer ist, dessen bin ich mir bewußt.

Wie auch immer - was wir hier diskutieren, ist der Widerspruch zwischen Solidarität und Egoismus...

Dieser Beitrag wurde am 23.03.2010 21:25 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 23.03.2010 - 21:19 Uhr
Manchmal will man glauben dass die momentane LH Fuehrung den Konzern mit Absicht zum Abstieg fuehren will? Reisebueros werden gezwungen bei allen LH und OS Tarifen ein "Strafentgelt" abzufuehren (war bis Ende Feb2010 faellig) oder den Kunden in Rechnung stellen wenn der Kd. LH fliegen wollte.... Sieht so aus als ob der Fehler gerade noch erkannt wurde? Aber mit dieser Politik der GF bei LH ist es absolut der falsche Weg. Gut wenn CABIN und COCKPIT noch geschlossen hinter den eigenen Interessen steht!
Wo soll dieses Sparprogramm noch hinfuehren?
Schade dass die "Oberen" der Lh das nicht einsehen wollen dass fuer jeden verdienten EUR Geld in gutes Personal investiert werden muss und nicht veraergert werden soll.
DLH, uebertreibt es nicht denn die deutschen Reisebueros habt Ihr schon veraergert, mehr als genug!


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