"Es gab keine Aschewolke"
Älter als 7 Tage

Lufthansa bringt sich für Verhandlungen über Grenzwerte in Stellung

Vulkanausbruch Island
Vulkanausbruch auf Island, © Icelandic Coast Guard

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DÜSSELDORF - Die tagelange Sperrung des deutschen Luftraums nach dem Vulkanausbruch auf Island könnte juristisch aufgearbeitet werden. "Es gab keine Aschewolke", zitiert die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" Lufthansa-Passage Vorstand Karl-Ulrich Garnadt. In der Atmosphäre hätten lediglich erhöhte Aerosolkonzentrationen festgestellt werden können. Lufthansa hatte am Dienstag einen eigenen Messflug mit einem Airbus A340-600 durchgeführt.

Die Abgrenzung zwischen einer einen sicheren Flugbetrieb gefährdenden Verdichtung von Aschepartikeln und einer erhöhten aber unbedenklichen Aerosolkonzentration bietet sicher auf beiden Seiten hinreichend Auslegungsspielräume. Die Positionierung der Lufthansa deutet darauf hin, dass der Konzern eine Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen in Erwägung zieht, wenngleich über diese Frage laut Garnadt noch nicht entschieden wurde.

Unstrittig ist, dass den Fluggesellschaften durch die Zwangspause der vergangenen Woche erheblicher finanzieller Schaden entstanden ist. Eine etwaige Haftung des Bundes wäre bei einer nachweisbaren Fehleinschätzung der Gefährdungslage ebenfalls nicht von vornherein ausgeschlossen. Gerade dieser Nachweis dürfte aber nur sehr schwer zu führen sein, denn eine verbindliche Regelung über Grenzwerte für Aschekonzentrationen in der Atmosphäre gibt es nicht. Zumindest noch nicht.

Es liegt daher nahe, dass sich Lufthansa mit dem Vorstoß Garandts bereits für anstehende Verhandlungen über eine Festlegung verbindlicher Grenzwerte in Stellung bringt, in denen der größte europäische Airline-Konzern seine Interessen verteidigen wird. Am kommenden Dienstag werden in Berlin auf Einladung des Verkehrsministeriums Vertreter deutscher Fluggesellschaften, der Luftfahrtbehörden und von Triebwerksherstellern in eine erste Sondierung über Grenzwerte eintreten.

Die Auslegung der Daten, die in den vergangenen Tagen auf Forschungsflügen des DLR und auf dem Messflug der Lufthansa erhoben wurden, werden in Berlin die wichtigste Gesprächsgrundlage bilden. Letztlich geht es bei dem Treffen um nicht weniger als die Frage, mit welchen Positionen die Bundesregierung in Verhandlungen auf internationaler Ebene eintreten wird.

Eine Regelung über Grenzwerte, ab denen die Konzentrationen von Aerosolen in der Atmosphäre einen sicheren Flugbetrieb nicht mehr gestatten, ist zumindest für Europa sehr wahrscheinlich. Bereits mehrere Regierungen haben sich für eine entsprechend koordinierte Initiative ausgesprochen.

Auch die Fluggesellschaften haben Interesse an Rechtssicherheit für die Zukunft. Dennoch dürfte es in den Verhandlungen ein hartes Ringen um die Bestimmung des Grenzwerts geben, ab dem der Flugbetrieb eingestellt werden muss.

Lufthansa bereits nach ersten eigenen Testflügen skeptisch


Lufthansa hatte die Sperrung des Luftraums über Deutschland und Europa nach eigenen Testflügen heftig kritisiert. Die Durchmischung der Vulkanasche sei nach Einschätzung Lufthansas und anderer europäischer Fluggesellschaften so groß, dass Flugverkehr über Europa möglich wäre, hatte Lufthansa Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber das Flugverbot bereits am vergangenen Sonntag im ZDF in Frage gestellt. "Niemand wird durch eine Vulkanwolke fliegen, aber das, was wir (...) gesehen haben, war alles andere als ein Gefährdungspotenzial."

© aero.de | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 24.04.2010 00:41

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Beitrag vom 03.05.2010 - 23:22 Uhr
es geht wieder los
 http://www.welt.de/vermischtes/article7459989/Aschewolke-ist-zurueck-Irland-sperrt-Luftraum.html
Beitrag vom 26.04.2010 - 15:27 Uhr
Die Lufthansa ist da nicht alleine - die führenden Triebwerkshersteller sind ebenso gerade dabei Richtlinien und Grenzwerte zu verfeinern um in Zukunft besser über mögliche Gefährdungen abwägen zu können. Einen Triebwerksausfall bei bekannten Aschevorkommen wird aber wohl so schnell niemand riskieren wollen, die PR-Auswirkungen wären unberechenbar.
Beitrag vom 26.04.2010 - 15:25 Uhr
Wichtig ist, dass die Einführung von Grenzwerten tatsächlich auf Forschungsarbeit und Tests bei den Triebwerksherstellern beruht. Ein allein auf einer abstrakten Gefahreneinschätzung ausgeprochenes, mehrtätiges Grounding der Luftfahrt wie zuletzt wäre ein zweites oder drittes Mal volkswirtschaftlich kaum tragbar.


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