Aschewolke am Sonntag
Älter als 7 Tage

Alle deutschen Flughäfen wieder geöffnet

Aschewolke 09. Mai 2010
Verbreitung der Aschewolke am 09. Mai 2010 über Europa, © VAAC

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MÜNCHEN / STUTTGART - Früher als erwartet hat der Flughafen München nach Angaben der Deutschen Flugsicherung um 21.00 Uhr seinen Betrieb wieder aufgenommen. Die Lufthansa will noch am Sonntagabend acht Interkontinentalflüge in die Luft schicken. Nach Angaben des Flughafen-Sprechers Robert Wilhelm sollen dies vor allem Verbindungen zu wichtigen Fernzielen wie Peking oder Neu-Delhi sein.

"Wir hoffen, dass die Asche nicht zurückkommt", sagte Wilhelm weiter. Am Montag werde der Flugbetrieb in München zwar noch etwas beeinträchtigt sein, da am Sonntag 450 von 1000 Flugbewegungen annulliert worden seien. Die Airlines müssten nun planen, wie die gestrandeten Passagiere an ihr Ziel gelangen.

Die Lufträume in Baden-Württemberg sind wieder geöffnet. Der Flughafen in Stuttgart konnte um 18 Uhr seinen Betrieb aufnehmen, sagte eine Flughafensprecherin der Nachrichtenagentur dpa. Der Betrieb an den Flughäfen Friedrichshafen am Bodensee und am Baden-Airpark in Rheinstetten wurde bereits um 17 Uhr wieder aufgenommen, wie eine Sprecherin der Flugsicherung in Frankfurt erklärte. Die Öffnung der Flughäfen Memmingen und Augsburg war für 22.00 Uhr geplant. In Friedrichshafen stand seit 14 Uhr der Luftverkehr still, in Stuttgart seit 15 Uhr. Auch Sichtflug war verboten.

Vulkanasche führt erneut zu Flugverboten

Ein neuer Schub Vulkanasche aus Island behindert am Sonntag erneut  den Luftverkehr in Teilen Deutschlands. Ab Sonntagnachmittag waren Bayern und Baden-Württemberg betroffen. Auswirkungen durch gestrichene oder verspätete Flüge gab es auch in anderen Bundesländern. Für Montag sagte der Deutsche Wetterdienst weitere Beeinträchtigungen voraus.

Der Luftraum am zweitgrößten Flughafen in München wurde am Sonntag ab 15.00 Uhr gesperrt, teilte die Flugsicherung in Langen bei Frankfurt mit. Der Stuttgarter Flughafen musste wegen der Aschewolke mindestens eine Stunde schließen. In München wurden sowohl die Flüge nach Instrumenten (IFR) als auch auf Sicht (VFR) verboten. Für Sichtflüge gab es nur einige wenige Ausnahmen.

Die Vulkanasche aus Island sei über Spanien und Frankreich in einen Teil des süddeutschen Luftraums gezogen, erklärte die Flugsicherung aufgrund von Daten des Deutschen Wetterdienstes und von Vulkanasche-Spezialisten aus London. In dem Luftraum gebe es daher eine hohe Konzentration an Vulkanasche.

Kritik an erneuten Sperrungen

Die Deutsche Lufthansa hält die Flugverbote in Süddeutschland für falsch. "Es gibt keinen konkreten Hinweis auf eine Gefährdung", sagte Lufthansa-Sprecher Klaus Walther am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt. Erneut seien für die Entscheidung nur Computersimulationen herangezogen worden. Die Schweiz, die eigene Messungen durchgeführt habe, lasse weiter den Flugverkehr zu. In Deutschland habe man dagegen keine Messflüge gestartet. "Das ist kein der Sache angemessenes Krisenmanagement", sagte Walther.

Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin kritisierte die Sperrungen scharf. "Wir haben keinerlei hinreichende Beweise vom Deutschen Wetterdienst, was da in der Luft ist", sagte Pressesprecher Christoph Noack der dpa. Erneut seien die Verbote nur aufgrund von Computersimulationen ausgesprochen worden.

Dauer der Sperrung unklar

Wie lange die Sperrungen anhalten, blieb zunächst unklar. Ein Spezialistenteam der Flugsicherung wertete ständig die neuen Wetterdaten aus. Ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes sagte, es sei für Montag noch mit lokalen Ascheresten über Deutschland zu rechnen, ab Dienstag gebe es keine Beeinträchtigungen mehr.

Der größte deutsche Flughafen in Frankfurt war von der Asche nicht direkt betroffen. Allerdings fielen allein am Sonntag 31 von knapp 1400 geplanten Flügen aus, weil andere Flughäfen in Europa zu waren. Die Lufthansa empfahl ihren Passagieren in München und Stuttgart, sich im Internet über Ausfälle und Verspätungen zu erkundigen und gegebenenfalls gar nicht erst zum Flughafen zu kommen. Sie ging am Nachmittag davon aus, dass Stuttgart bis voraussichtlich 19.00 Uhr geschlossen bleiben werde.

Einige andere Lufträume in Deutschland waren am Sonntag nach Einstufung der Flugsicherung "potenziell kontaminiert". Dort waren Flüge weiter möglich. Nach einem vom Bundesverkehrsministerium festgelegten Plan müssen Fluggesellschaften dann allerdings alle besonderen Vorkommnisse melden und die Flugzeuge unverzüglich auf mögliche Schäden untersuchen.

Nach Einschätzung von Eurocontrol vom Mittag sollte es am Sonntag in Europa rund 24 500 Flüge geben, etwa 500 weniger als normal. Am Samstag waren rund 200 Flüge ausgefallen. Auf den Strecken über den Atlantik kam es zu mehrstündigen Verspätungen, weil die Maschinen die Aschewolke umfliegen mussten.

Betroffen von der Vulkanasche in der Luft waren laut Eurocontrol Flughäfen im Norden Portugals, im Nordwesten Spaniens und im Norden Italiens. Vorübergehend seien die Flughäfen Mailand, Pisa und Florenz gesperrt. Auch Österreich schloss die Flughäfen Innsbruck, Salzburg, Linz und Wien.

Kritik an Sichtflügen

Unterdessen stoßen die Sichtflüge von Verkehrsflugzeugen während der Luftraumsperrung im April nach einem Bericht des Magazins "Der Spiegel" weiter auf Kritik. Flüge im kontrollierten Sichtflug seien riskanter gewesen als die Gefahr durch die Vulkanwolke, schreibt der "Spiegel" unter Berufung auf Piloten.

Laut "Spiegel" hat Lufthansa-Sicherheitspilot Jürgen Steinberg seine Zustimmung zu den Sichtflügen inzwischen bedauert. "Das darf sich nicht wiederholen. Heute würde meine Empfehlung in der gleichen Situation lauten: "Don't do it" (Tue es nicht)", schrieb er nach den Angaben. Die Lufthansa wies die Kritik als Privatmeinung zurück.

Bei den Sperrungen Mitte April hatte die Deutsche Flugsicherung den unteren Luftraum in Deutschland für Instrumentenflüge geschlossen. Allerdings erlaubte das Luftfahrtbundesamt dann Passagierflüge nach Sichtflugregeln. Dabei müssen die Piloten Wolken umfliegen, bis sie den oberen Luftraum erreichen.

Die Lufthansa verteidigte die Sichtflüge. "Das war ein absolut sauberes Verfahren", sagte Lufthansa-Sprecher Klaus Walther am Samstag der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt. "Es war absolut sicher." Es habe auch keinen einzigen Vorfall gegeben und kein Pilot habe den Dienst verweigert.
© dpa | Abb.: Dr. Werner Hennies, Flughafen München GmbH, Symbolbild | 09.05.2010 18:24

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Beitrag vom 10.05.2010 - 13:16 Uhr
Ach ja:
"Unterdessen stoßen die Sichtflüge von Verkehrsflugzeugen während der Luftraumsperrung im April nach einem Bericht des Magazins «Der Spiegel» weiter auf Kritik. Flüge im kontrollierten Sichtflug seien riskanter gewesen als die Gefahr durch die Vulkanwolke, schreibt der «Spiegel» unter Berufung auf Piloten."

Finde ich spannend. Vielleicht ist den Spiegel-Redakteuren nicht klar, dass in den USA selbst über New York zwischen FL 100 und FL 180 Luftraum E herrscht (also IFR und VFR-Flüge OHNE Staffelung IFR-VFR)? Man sieht anahnd der Statistik, wie gefährlich das wohl ist.
Beitrag vom 10.05.2010 - 13:13 Uhr
Also diese Luftraumsperrung (dieses Mal war es ja wirklich eine Sperrung, und keine CFMU-Zero-Flow-Beschränkung) war zumindest in Teilen peinlich überflüssig. Wie man hört wurden sogar Segelflugzeuge mit einem Startverbot belegt und sogar zu einer Außenlandung aufgefordert! Gerade Segelflugzeuge sind ja bekanntlich für ihre überauß empfindlichen Motoren bekannt!


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